Montag, 18. Juli 2011

Jill Sorenson: The Edge of Night

Noah Young ist ein junger, ehrgeiziger Streifenpolizist in Chula Vista, einer US-amerikanischen Stadt an der Grenze zu Mexiko. Eines Tages findet Noah auf einem verlassenen Grundstück eine tote junge Frau, die grausam vergewaltigt und ermordet wurde. Noah darf bei den Ermittlungen helfen, und dabei lernt er April Ortiz kennen. April ist eine Kollegin der Toten, und zwischen ihr und Noah funkt es sofort. Aber der Aufbau einer Beziehung ist für beide schwierig: April ist eine alleinerziehende junge Mutter, deren Mutter drogensüchtig ist und die mit einigen Gangstern befreundet ist. Sie könnte möglicherweise eine Zeugin im Mordfall sein. Noah muß sich außerdem um seine kleine Schwester kümmern, die die Uni geschmissen hat und bei ihm eingezogen ist...

The Edge of Night wird als Romantic Suspense vermarktet, aber ich finde, das trifft es nicht ganz. Was mich an dem Buch ganz besonders gereizt hat ist die Tatsache, daß Held und Heldin mal ganz normale Leute sind - keine Helden, keine wichtigen, beruflich erfolgreichen Menschen, sondern einfach ein Polizist und eine Kellnerin, die versucht, sich ihr Studium zu finanzieren.

Es ist ein sehr spannendes Buch, das ich in einem Rutsch durchgelesen habe - aber es ist nicht wirklich ein Romantic Suspense. Das liegt daran, daß der Mordfall und seine Aufklärung über weite Passagen hinweg nur eine Nebenrolle spielen. Stattdessen werden das Leben von Noah und April, ihre sich entwickelnde Beziehung und alles, was Aprils Schwager, einem mexikanischen Gangster namens Eric, und Noahs Schwester Meghan tun, sehr genau beschrieben.

Das ist aber nicht weiter schlimm: die Charaktere sind sehr interessant und ihre Situation wird teilweise geradezu schmerzhaft realistisch beschrieben.

Noah und Meghan kommen aus einer relativ wohlhabenden, streng christlichen Familie. Ihr Vater ist ein Pfarrer (oder nennt man das Pastor bei Protestanten? Keine Ahnung), und Meghan erzählt einmal, daß ihre Mutter ihr gesagt hat, daß sie Gott immer mehr lieben würde als ihre Kinder. Wie kann man so etwas einem kleinen Mädchen sagen?

Auch Eric, der Bruder des im Knast sitzenden Vaters von Aprils Tochter, ist ein sehr interessanter Charakter. Er ist ein Gangmitglied und handelt mit Drogen, aber die Autorin schafft es dennoch, daß man für ihn Sympathie empfindet. Er wurde schon als Teenager zum Alleinversorger seiner Familie - einschließlich seiner Oma, die sich illegal in den USA aufhält und an Diabetes leidet - und er hat einfach nie eine andere Wahl gehabt. Trotzdem will er seine Gang verlassen und nimmt dafür sogar seinen möglichen Tod in Kauf.

Es gibt nur eine Sache, die mich etwas irritiert hat. April und vor allem Eric, der offenbar keinen Schulabschluß hat, Bücher nur als Untersatz für Bierdosen kennt und sein ganzes Leben mit übelsten Verbrechern verbracht hat, sprechen genau die gleiche Sprache wie Noah und Meghan, die einen ganz anderen gesellschaftlichen Hintergrund haben. Bei April ist das noch zu verstehen, schließlich ist sie eine ehrgeizige Frau, die studiert und weiß, daß nur bessere Bildung ihr aus ihrer Misere helfen kann. Aber bei Eric ist es einfach seltsam. Als käme im Fernsehen ein Dialog von Angela Merkel mit einem Berliner Ghettobewohner, der die Rütli-Schule nur deswegen mit einem Hauptschulabschluß verlassen konnte, weil er seinen Lehrer mit einem Messer bedroht hat - und man könnte die Bundeskanzlerin und den Ghettobewohner nur deswegen voneinander unterscheiden, weil sie einen schickeren Hosenanzug trägt. Normalerweise müßte sich Eric doch sprachlich auf dem Niveau von Castingshow-Teilnehmern bewegen!

Davon abgesehen ist The Edge of Night jedoch trotz seinem deutlich höheren Romance- als Suspense-Anteil ein sehr spannendes und packendes Buch mit interessanten (wenn auch überdurchschnittlich schönen) Charakteren. Laßt es euch nicht entgehen!

3 Kommentare:

  1. Hi Susi,

    danke für den Buchtip! Ich habe mir das Buch gleich über deinen Blog bestellt :)

    Lg Marina

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  2. Cool, Marina, ich hoffe es gefällt dir so gut wie mir!

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  3. Hoffe ich auch. Ich habe eine Leseprobe gelesen und mir gefällt der Stil der Autorin.

    Heute habe ich schon eine Versandbestätigung bekommen :)

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