Montag, 25. Juli 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 6

Liebes Tagebuch,

ich hatte mich so gut vorbereitet und mein Plan hätte perfekt funktionieren können! Als unser Butler Sampson Lord Festerwart ankündigte, saß ich schon im Salon und wartete auf ihn. Lord Festerwart, meine ich, nicht den Butler. Ich hatte die Vorhänge halb zugezogen (damit Lord Festerwart mich im Halbdunkel nicht so gut sehen kann) und sogar versucht, die toten Mäuse, die zwischen den Falten zum Vorschein kamen, unter ein Tischchen zu schieben. Ekelig! Beim nächsten mal kann Bella das machen. Ich hatte mir die Hände und Füße mit Tüchern umwickelt und ein weiteres vor mein Gesicht gebunden. Wie ein Bandit!

Als Lord Festerwart hereinkam, sagte ich ihm, daß ich nicht mit ihm spazieren fahren kann, weil ich Migräne und außerdem die Maul- und Klauenseuche habe.

Natürlich dachte ich, jetzt graust es Lord Festerwart und er geht sofort wieder weg. Er hat aber nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, egal, Frauen haben doch dauernd Migräne, und ich sollte jetzt mitkommen.

Ja, habe ich gesagt, aber wenn ich ihn mit der Maul- und Klauenseuche anstecke? Oder seine Pferde?

Auch egal, hat er gesagt, die Mistviecher haben sowieso schon jede Krankheit, die es gibt, und außerdem sind die nur geliehen. Seltsam, oder? Ich meine, wo doch Lord Festerwart so reich ist, warum kauft er sich denn dann keine gesunden Pferde?

Also sah es so aus, als müßte ich mit Lord Festerwart wegfahren. Ich hatte aber eine phänomenal gute Idee. Ich habe Lord Festerwart gesagt, ich müsse nur noch kurz meinen Eltern Bescheid sagen und mein Riechsalz holen. Dann bin ich losgerannt, um Bella zu suchen. Ich fand sie schon wieder in Kevins Schlafzimmer. Komischerweise hat er wieder so gegrunzt, obwohl Bella eine Peitsche in der Hand hatte und so aussah, als wolle sie damit auf ihn losgehen. Diese Bella, sie vergißt wirklich, wer sie ist!

Aber ich habe ihr ganz schnell klar gemacht, daß sie meine Zofe ist und deswegen mir gehorchen muß. Dann habe ich ihr die ganzen Tücher umgewickelt, die ich um den Kopf und die Hände und Füße gewickelt hatte. Bella hat blonde Haare wie ich, und deswegen sah sie mir in der Verkleidung auch richtig ähnlich. Großartig!

Und so kam es, daß Lord Festerwart glaubte, er würde mit mir spazieren fahren, während ich mich in den Salon schlich um zu gucken, ob noch irgendwo etwas Hustensaft zu finden ist.

Alles in allem ist heute doch ein guter Tag.

4 Kommentare:

  1. Ohja, ein wunderbarer Tag - ob Bella ihre Peitsche mit auf den Ausflug genommen hat? :)

    Und während ich total verblüfft bin, über den großartigen Einfall deiner Heldin, beschleichen mich so langsam die fiesesten Gedanken bezüglich Lord Festerwarts. Der wird doch nicht etwa? ;D

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  2. tse, also die Bella!

    Die Heldin scheint eine bedenklich hartnäckige Erkältung zu haben *kichert*

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  3. Winterkatze - was wäre ein Regency-Roman ohne einen Fiesling, der die Heldin begrabschen will!

    Natira - es könnte auch ne Allergie sein ;-)

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