Montag, 25. Juli 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 6

Liebes Tagebuch,

ich hatte mich so gut vorbereitet und mein Plan hätte perfekt funktionieren können! Als unser Butler Sampson Lord Festerwart ankündigte, saß ich schon im Salon und wartete auf ihn. Lord Festerwart, meine ich, nicht den Butler. Ich hatte die Vorhänge halb zugezogen (damit Lord Festerwart mich im Halbdunkel nicht so gut sehen kann) und sogar versucht, die toten Mäuse, die zwischen den Falten zum Vorschein kamen, unter ein Tischchen zu schieben. Ekelig! Beim nächsten mal kann Bella das machen. Ich hatte mir die Hände und Füße mit Tüchern umwickelt und ein weiteres vor mein Gesicht gebunden. Wie ein Bandit!

Als Lord Festerwart hereinkam, sagte ich ihm, daß ich nicht mit ihm spazieren fahren kann, weil ich Migräne und außerdem die Maul- und Klauenseuche habe.

Natürlich dachte ich, jetzt graust es Lord Festerwart und er geht sofort wieder weg. Er hat aber nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, egal, Frauen haben doch dauernd Migräne, und ich sollte jetzt mitkommen.

Ja, habe ich gesagt, aber wenn ich ihn mit der Maul- und Klauenseuche anstecke? Oder seine Pferde?

Auch egal, hat er gesagt, die Mistviecher haben sowieso schon jede Krankheit, die es gibt, und außerdem sind die nur geliehen. Seltsam, oder? Ich meine, wo doch Lord Festerwart so reich ist, warum kauft er sich denn dann keine gesunden Pferde?

Also sah es so aus, als müßte ich mit Lord Festerwart wegfahren. Ich hatte aber eine phänomenal gute Idee. Ich habe Lord Festerwart gesagt, ich müsse nur noch kurz meinen Eltern Bescheid sagen und mein Riechsalz holen. Dann bin ich losgerannt, um Bella zu suchen. Ich fand sie schon wieder in Kevins Schlafzimmer. Komischerweise hat er wieder so gegrunzt, obwohl Bella eine Peitsche in der Hand hatte und so aussah, als wolle sie damit auf ihn losgehen. Diese Bella, sie vergißt wirklich, wer sie ist!

Aber ich habe ihr ganz schnell klar gemacht, daß sie meine Zofe ist und deswegen mir gehorchen muß. Dann habe ich ihr die ganzen Tücher umgewickelt, die ich um den Kopf und die Hände und Füße gewickelt hatte. Bella hat blonde Haare wie ich, und deswegen sah sie mir in der Verkleidung auch richtig ähnlich. Großartig!

Und so kam es, daß Lord Festerwart glaubte, er würde mit mir spazieren fahren, während ich mich in den Salon schlich um zu gucken, ob noch irgendwo etwas Hustensaft zu finden ist.

Alles in allem ist heute doch ein guter Tag.

Sonntag, 24. Juli 2011

Gruseln am Sonntag

Ich muß mich hier mal outen: ich liebe schwachsinnige Fernsehsendungen. Allerdings nicht alle. Mein Interesse für nervende Kunst-Blondinen mit künstlichen Brüsten hält sich beispielsweise sehr in Grenzen, weswegen ich auch versuche, Programmen mit Frau Katzenberger aus dem Weg zu gehen.

Heute hat mich Vox aber gewissermaßen aus dem Hinterhalt mit Katzenberger 2.0 - jetzt noch nervender! - erschlagen. Ich schaltete nämlich nichtsahnend den Fernseher an, um als Hintergrundberieselung zum Zusammenbau einer Balkon-Solarlaterne die Auswanderersendung anzuschauen. Und da tauchte gleich eine junge (wahrscheinlich Anfang 20?) blonde (was sonst?) Frau mit getunten Möpsen auf, dank ihres mißlungenen Make ups wie Mitte 30 aussah und die anfing fürchterlich zu kreischen zu singen. Okay, da bin ich abgehärtet, habe schließlich auch schon öfter mal DSDS geschaut und hatte mal eine Fahrgemeinschaft mit einem sangesfreudigen Arbeitskollegen. Aber dann erschienen die Hände der jungen Frau im Bild, und ich hätte mich vor Angst beinah hinterm Sofa versteckt!

Diese Fingernägel!! Sie hat die Fingernägel von Freddy Krueger!!! Guckt euch das an! (Am besten direkt im Fernsehen, weil ich im Internet kein Bild gefunden habe, auf dem man das so richtig gut erkennen kann. Aber Vorsicht: der Anblick ist nichts für schwache Nerven. Kleine Kinder sollte man diese Sendung nicht schauen lassen, vor allem, wenn sie sensibel sind.

Ach ja, und falls ihr Freddy Kruegers Erbin selbst googeln möchtet: Die junge Dame heißt Miriam Balcerek.

Samstag, 23. Juli 2011

Patricia Briggs: Hunting Ground

Die Werwölfin Anna Latham und ihr neuentdeckter Gefährte Charles Cornick nehmen an einem internationalen Werwolf-Gipfeltreffen teil, bei dem es um die Frage geht, ob die Werwölfe ihre Existenz öffentlich machen sollen. Dieses Thema ist sehr umstritten, und obendrein mischen sich auch noch alle möglichen anderen übernatürlichen Lebewesen wie Vampire und Hexen ein. Alle verfolgen unterschiedliche Ziele, und Anna und Charles brauchen ihre ganze Kraft und Intelligenz, um die Veranstaltung zu überleben...

Hunting Ground ist das zweite Buch aus Patricia Briggs' Alpha und Omega-Reihe, wenn man von einer Kurzgeschichte in einer Anthologie absieht. Diese Serie hat eins der Handlungselemente, die ich in Urban Fantasy (und, na ja, auch allen anderen) Büchern eigentlich verabscheue: Anna und Charles sind nämlich vom Schicksal vorherbestimmte Gefährten. Patricia Briggs schafft es aber, das Thema so gut zu verpacken, daß ich die Bücher trotzdem lese und spannend und interessant finde.

Anna wurde vor einigen Jahren gegen ihren Willen zur Werwölfin gemacht und danach fortwährend von ihrem Rudel mißhandelt, vergewaltigt und ausgenutzt. Charles hat dieser Praxis ein Ende gemacht, da er der Sohn und die rechte Hand des Anführers aller US-amerikanischen Werwölfe ist und Annas Rudel in alle möglichen illegalen Aktivitäten verstrickt war. Mit ihrem neuen Leben als Paar müssen aber beide erst nach und nach klarkommen. Besonders Anna fällt es anfangs schwer, Charles zu vertrauen - allerdings nicht so schwer, daß es die immerhin recht Action-lastige Handlung behindern würde. (Vieles davon wurde allerdings schon im Vorgängerbuch beschrieben, aber mit Hunting Ground kann man wirklich nichts anfangen, wenn man Cry Wolf nicht gelesen hat).

Was mir an Hunting Ground wirklich gut gefallen hat ist die Beschreibung, wie Anna sich in ihre Rolle als Omega-Wölfin (die offenbar beruhigend auf ihre Gefährten wirkt) findet und an Selbstvertrauen gewinnt. Sie lernt ihre eigene Stärke und Klugheit schätzen und einzusetzen und bildet mit Charles ein gutes Team.

Die Handlung ist so spannend, daß man das Buch in einem Rutsch durchlesen kann. Charles und Anna schlägt eine Menge offene Feindschaft entgegen und immerhin taucht niemand geringeres als die Bestie von Gévaudan auf (was mich an den Film Der Pakt der Wölfe erinnert hat. Ich fand den Film ja mittelmäßig, aber wer auch immer da für die Ausstattung, die Kostüme und die Aufnahmen zuständig war - das waren Genies. Wirklich.) Einer der Werwölfe hält sich möglicherweise für König Artus, und bei mehreren Charakteren können Anna und Charles zunächst nicht feststellen, ob sie Freunde oder Feinde sind.

Zum Ende hin wird es richtig dramatisch, und Held und Heldin müssen ordentlich einstecken und sich mit bösen Feen und Trollen anlegen, bevor alles gut wird.

Für mich war Hunting Ground ein rundum unterhaltsames Leseerlebnis und es lohnt sich auf jeden Fall, die Serie weiterzuverfolgen.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 5

Liebes Tagebuch,

ich glaube, ich weiß jetzt, warum Kevin gesagt hat, daß ich anklopfen soll, bevor ich in sein Zimmer gehe. Das hatte ich nämlich vergessen! Als ich in Kevins Zimmer kam, sah ich, daß er auf Bella lag und grunzte. Wie eigenartig. Vielleicht hat er sich auf sie geworfen, als sie wieder mal versucht hat, meine Katze zu vergiften. 

Kevin hat ganz komisch gestöhnt und gesagt, daß er jetzt nicht mit mir sprechen kann. Ich bin in die Bibliothek gegangen, um ein Buch über Krankheiten zu suchen. Natürlich mußte ich eine Krankheit finden, die ich einfach und glaubhaft vortäuschen konnte, um mich nicht mit Lord Festerwart treffen zu müssen. Mal sehen…Blattern? Nein, zu schwierig. Vielleicht hätte ich meine Haut mit Porridge einreiben können, aber ich bin mir nicht ganz sicher, wie diese Krankheit wirklich aussieht.

Cholera? Möglich, aber da müßte ich die ganze Zeit auf dem Nachttopf sitzen bleiben, oder? Hysterie und Melancholie scheinen mir zu harmlos zu sein (das ist wirklich schade. Meine Lehrerinnen haben früher immer gesagt, ich hätte ein großes Talent für die Hysterie). Ich wollte meinen eigentlich sehr guten Plan schon aufgeben und versuchen, nett zu Lord Festerwart zu sein, als ich plötzlich hörte, wie draußen vor unserem Haus ein Pferd wieherte. Und da hatte ich eine Idee. Es ist eine richtig gute Idee, und wenn ich wetten würde – was ein anständiges Mädchen wie ich natürlich niemals tut – dann würde ich mein Lieblings-Strumpfband aus rosa Seide darauf verwetten, daß sich Lord Festerwart noch heute abend eine andere bezaubernde, unschuldige, wunderhübsche, goldblonde, blauäugige junge Dame aus gutem Hause zum Heiraten sucht!

Montag, 18. Juli 2011

Jill Sorenson: The Edge of Night

Noah Young ist ein junger, ehrgeiziger Streifenpolizist in Chula Vista, einer US-amerikanischen Stadt an der Grenze zu Mexiko. Eines Tages findet Noah auf einem verlassenen Grundstück eine tote junge Frau, die grausam vergewaltigt und ermordet wurde. Noah darf bei den Ermittlungen helfen, und dabei lernt er April Ortiz kennen. April ist eine Kollegin der Toten, und zwischen ihr und Noah funkt es sofort. Aber der Aufbau einer Beziehung ist für beide schwierig: April ist eine alleinerziehende junge Mutter, deren Mutter drogensüchtig ist und die mit einigen Gangstern befreundet ist. Sie könnte möglicherweise eine Zeugin im Mordfall sein. Noah muß sich außerdem um seine kleine Schwester kümmern, die die Uni geschmissen hat und bei ihm eingezogen ist...

The Edge of Night wird als Romantic Suspense vermarktet, aber ich finde, das trifft es nicht ganz. Was mich an dem Buch ganz besonders gereizt hat ist die Tatsache, daß Held und Heldin mal ganz normale Leute sind - keine Helden, keine wichtigen, beruflich erfolgreichen Menschen, sondern einfach ein Polizist und eine Kellnerin, die versucht, sich ihr Studium zu finanzieren.

Es ist ein sehr spannendes Buch, das ich in einem Rutsch durchgelesen habe - aber es ist nicht wirklich ein Romantic Suspense. Das liegt daran, daß der Mordfall und seine Aufklärung über weite Passagen hinweg nur eine Nebenrolle spielen. Stattdessen werden das Leben von Noah und April, ihre sich entwickelnde Beziehung und alles, was Aprils Schwager, einem mexikanischen Gangster namens Eric, und Noahs Schwester Meghan tun, sehr genau beschrieben.

Das ist aber nicht weiter schlimm: die Charaktere sind sehr interessant und ihre Situation wird teilweise geradezu schmerzhaft realistisch beschrieben.

Noah und Meghan kommen aus einer relativ wohlhabenden, streng christlichen Familie. Ihr Vater ist ein Pfarrer (oder nennt man das Pastor bei Protestanten? Keine Ahnung), und Meghan erzählt einmal, daß ihre Mutter ihr gesagt hat, daß sie Gott immer mehr lieben würde als ihre Kinder. Wie kann man so etwas einem kleinen Mädchen sagen?

Auch Eric, der Bruder des im Knast sitzenden Vaters von Aprils Tochter, ist ein sehr interessanter Charakter. Er ist ein Gangmitglied und handelt mit Drogen, aber die Autorin schafft es dennoch, daß man für ihn Sympathie empfindet. Er wurde schon als Teenager zum Alleinversorger seiner Familie - einschließlich seiner Oma, die sich illegal in den USA aufhält und an Diabetes leidet - und er hat einfach nie eine andere Wahl gehabt. Trotzdem will er seine Gang verlassen und nimmt dafür sogar seinen möglichen Tod in Kauf.

Es gibt nur eine Sache, die mich etwas irritiert hat. April und vor allem Eric, der offenbar keinen Schulabschluß hat, Bücher nur als Untersatz für Bierdosen kennt und sein ganzes Leben mit übelsten Verbrechern verbracht hat, sprechen genau die gleiche Sprache wie Noah und Meghan, die einen ganz anderen gesellschaftlichen Hintergrund haben. Bei April ist das noch zu verstehen, schließlich ist sie eine ehrgeizige Frau, die studiert und weiß, daß nur bessere Bildung ihr aus ihrer Misere helfen kann. Aber bei Eric ist es einfach seltsam. Als käme im Fernsehen ein Dialog von Angela Merkel mit einem Berliner Ghettobewohner, der die Rütli-Schule nur deswegen mit einem Hauptschulabschluß verlassen konnte, weil er seinen Lehrer mit einem Messer bedroht hat - und man könnte die Bundeskanzlerin und den Ghettobewohner nur deswegen voneinander unterscheiden, weil sie einen schickeren Hosenanzug trägt. Normalerweise müßte sich Eric doch sprachlich auf dem Niveau von Castingshow-Teilnehmern bewegen!

Davon abgesehen ist The Edge of Night jedoch trotz seinem deutlich höheren Romance- als Suspense-Anteil ein sehr spannendes und packendes Buch mit interessanten (wenn auch überdurchschnittlich schönen) Charakteren. Laßt es euch nicht entgehen!

Sonntag, 17. Juli 2011

Neuigkeiten für e-book Leser

Bei Dear Author habe ich gerade die interessante Neuigkeit gefunden, daß es auch den Kobo-Reader demnächst in Deutschland geben wird.  Also, ich brauche den ja nicht, weil ich ein iPad habe! (Das bereits mit zwei Büchern und einigen Kindle-Leseproben gut gefüllt ist).

Außerdem habe ich gelernt, daß die potentiellen Elloras Cave-Autorinnen Perversitäten kennen, von denen ich noch nicht mal was gehört habe! Hm, ok. Vielleicht können Bildungslücken ja auch mal gut für den Seelenfrieden sein.

Samstag, 16. Juli 2011

Ein lecker Äpfelchen für Susi!

Tja, kaum zu glauben! Ende Juni war ich auf der Metec - offiziell, um Informationen für die Arbeit zu sammeln, inoffiziell aber auch, um Bekannte zu treffen, etwas Small Talk zu machen und mich da und dort durchzufuttern (tatsächlich habe ich so viel getrunken, von Kaffee und Wasser bis zu Altbier und Caipirinha, ja, alles an einem Tag), daß ich hinterher beim Gehen höchstwahrscheinlich gegluckert habe. Aber das nur nebenbei. Bei einem Aussteller gab's nämlich ein Gewinnspiel. Der Gewinn war ein iPad. Ich gewinne sonst nie was, aber mitgemacht habe ich trotzdem. Danach habe ich nichts mehr davon gehört.

Und so war meine Überraschung wirklich sehr groß, als mich heute morgen zu unchristlicher Zeit ein Paketbote aus dem Bett klingelte. Noch größer wurde sie, als ich das Paket in Augenschein nahm...



Ich habe tatsächlich das iPad gewonnen!! Und habe es tatsächlich geschafft, das gute Stück, das leider ohne Handbuch ausgeliefert wurde, aufzuladen, einzuschalten und mit dem Internet zu verbinden!! You go, Susi

Ratet mal, welche Apps ich als erstes runtergeladen habe. Ne, ist nicht schwer, oder? iBooks und Kindle, was sonst??

Leider habe ich jetzt noch ein Auge auf eine sündhaft teure Hülle im Schlangeleder-Look geworfen. Mir fehlt nur noch ein Argument, warum ich mir die gönnen sollte...

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 4

Liebes Tagebuch,

gerade hat mir Bella meine Morgenschokolade gebracht. Als sie in mein Zimmer kam, ist Lady Clara (meine Katze) ganz verängstigt unters Bett gekrochen. Wer weiß, was Bella wieder mit ihr gemacht hat!Aber ich wollte ja noch aufschreiben, was gestern Abend auf dem Ball von Lady Sandcastle passiert ist.

Nun, nachdem dieser wundervolle Gentleman Lord Festerwart in den Rosentrauch geworfen und mich gepackt hatte, murmelte er etwas, das sich anhörte wie "ich zeige dir mal, was vorwitzigen jungen Mädchen passieren kann, wenn sie mit einem fremden Mann auf eine Terrasse gehen". Dann grinste er verwegen (oh! er hat so wunderbar ebenmäßige weiße Zähne!) und plötzlich waren seine Hände überall! Auf meinem…äh…verlängerten Rücken und an meinen Beinen und auf meinem Dekolleté. Und er hat mir seine Zunge in den Mund gesteckt! Seltsame Gefühle überkamen mich! Ich fühlte mich fiebrig und wie von Sinnen und mein Herz klopfte wie wild und er schmeckte nach Brandy und Zigarren und tausend verbotenen Dingen. Er schob meinen Rock und meinen oberen Unterrock und meinen unteren Unterrock und mein Hemd hoch und zog meinen Schlüpfer herunter und blieb mit einem Fingernagel an meinem Korsett hängen, und er berührte mich…dort…zwischen meinen Beinen und ich wußte überhaupt nicht mehr, wie mir geschieht, es war so unbeschreiblich wundervoll. Er biß in mein Ohrläppchen und küßte meinen Hals und drückte mein Hinterteil und er rieb mich…dort immer schneller und oh, oh, OH! Oh.

Hinterher habe ich ein bißchen verlegen gekichert, und der fremde Gentleman hat versucht, meine Kleidung wieder an ihren ursprünglichen Platz zu ziehen. Er so geguckt, als habe er Schmerzen, und ist in den Garten hinter einen Busch gegangen. Ob er vielleicht gar kein Gentleman ist, sondern ein…nun ja, ein Troll vielleicht, oder ein Faun oder Satyr oder dergleichen?

Als ich wieder in den Ballsaal kam, sah ich, daß Lord Festerwart mit Papa sprach. Lord Festerwart sah verärgert aus. Seine Nase blutete und sein linkes Auge war zugeschwollen. Auf der Heimfahrt vom Ball sagte Papa, daß Lord Festerwart mir morgen seine Aufwartung machen und mit mir in seiner Kutsche durch den Hyde-Park fahren will. Ob ich vielleicht eine Krankheit vortäuschen könnte?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt entehrt bin, und ob das Lord Festerwart stören würde. In meinem Lehrbuch am Internat für Regency-Romanheldinnen gab es, glaube ich, ein Kapitel mit der Überschrift "Fummeln im Freien", aber ich habe nie herausgefunden, wovon es handelt. Unsere Lehrerin wurde nämlich krank, als wir darüber hätten sprechen sollen. Ich muß jemanden fragen, der sich damit auskennt. Am besten meinen Bruder. Kevin hat so viele Debütantinnen ruiniert, daß er schon in mindestens sieben Regency-Romanen drei verschiedener Autorinnen als Schurke aufgetaucht ist!

Dienstag, 12. Juli 2011

Meredith Duran: A Lady's Lesson in Scandal

Im London des späten 19. Jahrhunderts ist Nell Whitby in den ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen. Kurz vor dem Tod ihrer Mutter hat sie erfahren, daß sie die Tochter des Earl of Rushden ist; dieser hat sich jedoch geweigert, ihr zu helfen, obwohl sie ihm einen Brief mit der Bitte um etwas Geld für einen Arzt für ihre Mutter geschrieben hatte. Nun will sich Nell rächen und dringt in das Stadthaus des Earls ein, um ihn zu erschießen. Allerdings trifft sie nicht ihren inzwischen selbst verstorbenen Vater, sondern dessen Erben Simon St. Maur an. Dieser ist selbst knapp bei Kasse und macht Nell einen nahezu unglaublichen Vorschlag: sie muß ihn nur heiraten, damit sie beide reich werden können. Nell hat nicht viel zu verlieren - und obendrein ist sie von Simon fasziniert...

Auch das vierte Buch von Meredith Duran ist wieder sehr gelungen. Nell und Simon werden wie richtige Persönlichkeiten beschrieben, deren vielschichtige Charaktere nach und nach enthüllt werden. Nell kämpft in erster Linie ums nackte Überleben. Kurz vor Beginn der Handlung hat sie ihre Arbeit in einer Zigarrenfabrik und damit ihren Lebensunterhalt verloren, und ihr brutaler Stiefbruder verlangt, daß sie sich prostituiert. Nell weiß sehr wohl, daß sie Simon in nahezu jeder Hinsicht unterlegen ist: er ist aus ihrer Sicht nicht nur reich, sondern auch mächtig. Dieser Eindruck verstärkt sich, als Simon es in kürzester Zeit schafft, Nells beste Freundin durch Bestechung aus dem Gefängnis zu befreien, wo sie zu Unrecht inhaftiert war.

Nell hat aber auch ihren Stolz; so blickt sie anfangs auf Simons Bedienstete herab, weil diese sich von einem reichen Mann herumkommandieren lassen. Verständlicherweise zögert Nell, sich auf eine Liebesbeziehung mit Simon einzulassen. Ihr ist sehr deutlich bewußt, daß er ihr alles: das Dach über ihrem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten, saubere Kleidung und natürlich auch seine Zuneigung, ganz plötzlich wieder entziehen könnte.

Simon wird im Klappentext als "a rake of the first oder" beschrieben, aber ich finde, das trifft es ganz und gar nicht. Simon hat nie verwunden, daß seine Eltern ihn schon als Jungen in die Obhut des Earls of Rushden gegeben haben, dessen Erbe er war, und sich nie wieder um ihn gekümmert haben. Dieser Earl war allem Anschein nach ein richtig mieser Typ, der Simon für sein Interesse an Musik und Literatur verachtete und sein Testament so geschickt verfaßt hat, daß Simon zwar den Adelstitel, aber kein Geld geerbt hat. Durch das Zusammensein mit Nell erkennt er, daß sein Schicksal nicht annähernd so schlimm ist, wie er dachte: er hat zwar kein Vermögen geerbt, ist aber auch nicht arm - und er ist einflußreich und schafft es häufig, durch seinen Charme und sein gutes Aussehen andere Leute zu manipulieren.

Es gibt nicht nur dramatische, sondern auch sehr amüsante Szenen, vor allem, als Nell lernen soll, sich wie eine vornehme Dame zu verhalten. Wer hätte gedacht, daß eine Dame nie den Käse anrührt?

A Lady's Lesson in Scandal hat ein paar kleine logische Schwächen. Ich weiß beispielsweise nicht, was Nell dadurch erreichen will, daß sie ihren Vater erschießt. Das kann für sie doch nur im Gefängnis oder gar mit der Todesstrafe enden. Es wird auch nie erklärt, warum sie als kleines Mädchen entführt und von ihrer Mutter - oder Ziehmutter - in ärmlichsten Verhältnissen aufgezogen wurde.

Dazu kommt, daß das Ende des Buchs etwas übertrieben dramatisch ist.

Alles in allem ist A Lady's Lesson in Scandal jedoch ein von der ersten bis zur letzten Seite fesselndes Buch mit komplexen Charakteren (diesmal sogar von der Art, daß ich sie gern mal kennenlernen würde) und einer spannenden Handlung. Ich würde es jedem empfehlen, der gerne mal einen nicht ganz so fluffigen Historical lesen möchte.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 3

Liebes Tagebuch,

ich bin so aufgeregt! Als Mama und Papa und mein Bruder Kevin und ich auf dem Ball von Lady Sandcastle ankamen, war mir ganz schlecht, so schlecht, daß ich in eine Topfpalme kotzen speien mußte. Vielleicht ist mir Mamas Hustensaft auch nicht bekommen. Mama hat mich gezwungen, mir den Mund mit Rosenwasser auszuspülen und ein halbes Pfund Veilchenpastillen zu essen.

Dann hat mich Papa an der Schulter gepackt und mich umgedreht und mich Lord Festerwart vorgestellt. Er ist uralt! Mindestens 35. Er hat rote Haare und sein Halstuch hatte einen Fleck. Ich war noch niemals in meinem ganzen Leben so schockiert!

Lord Festerwart hat meine Brüste mein Dekolleté gefragt, ob ich oft hierherkomme.

Ich sagte nein, so gut kennen wir Lady Sandcastle doch gar nicht und ich denke, sie schließt ihren Ballsaal ab, wenn sie ihn nicht benutzt.

Dann wollte er wissen, wie spät es ist. Ich meinte, es könne höchstens so 7 oder 8 Uhr abends sein, weil die meisten Gäste noch nüchtern waren und noch niemand am Buffett seine Perücke, sein Gebiß oder seine Unschuld verloren hatte.

Danach hat Lord Festerwart mein Dekolleté gefragt, ob ich mit ihm tanzen will, und Papa gab mir einen Schubs, so daß ich mit ihm mitgehen mußte. Aber ich glaube, Lord Festerwart wollte gar nicht tanzen. Nach zwei, drei Runden durch den Ballsaal ist er mit mir auf die Terrasse gewalzt gewalzert getanzt.

Er hat gesagt, daß er mir einen Stern zeigen will, der meinen Namen trägt. Ich war überrascht; wer hätte gedacht, daß es einen Stern namens Mandy Cheatbridge gibt? Den Stern habe ich dann aber doch nicht gesehen, kein Wunder, es war ja auch bewölkt und hat ein wenig geregnet. Typisch englisches Aprilwetter eben.

Während ich noch über meinen Mandy-Stern nachgrübelte, hat mich Lord Festerwart plötzlich gepackt! Seine Hände waren auf einmal überall! Auf meinem…äh…verlängerten Rücken und an meinen Beinen und auf meinem Dekolleté. Und er hat versucht, mir seine Zunge in den Mund zu stecken! Pfui! Ich glaube, er hatte vorher Fisch gegessen! Sollte ein Gentleman nicht Schokolade oder Kuchen essen, bevor er einer Dame seine Zunge in den Mund steckt?

Ich habe versucht zu schreien und ihn wegzustoßen und nach ihm zu treten. Dabei ist mein Schuh von meinem Fuß geflogen und hat einen Gentleman am Schienbein getroffen, der gerade die Terrasse betrat. Das war so peinlich! Eine anständige junge Dame sollte sich niemals in der Öffentlichkeit ohne Schuhe sehen lassen.

Der Gentleman hat meinen Schuh aufgehoben und mir direkt ins Gesicht geschaut. Oh! Was für ein hinreißender Mann! Er ist noch jung, höchstens 35. Er hat glänzende schwarze Haare und eine vorwitzige Locke, die ihm in die Stirn fällt. Er hat mich mit mit seinen smaragdgrünen Augen angeschaut und ich habe ihn angeschaut und oh – er ist ja so attraktiv! Dann hat er Lord Festerwart am Kragen gepackt und über das Geländer der Terrasse in einen Rosenstrauch geworfen. Danach ist er auf mich zugekommen und hat nach mir gegriffen….

…oh, ich muß den Rest morgen aufschreiben. Wenn ich jetzt nicht schlafe, bin ich morgen mittag ganz müde, wenn Bella mich wecken will, und dann ist sie wieder sauer und versucht, meine Katze im Nachttopf zu ertränken

Dienstag, 5. Juli 2011

Ein Kinobesuch wär auch mal wieder was

Den Trailer zum neuen "Die drei Musketiere"-Film habe ich heute bei Heroes and Heartbreakers gesehen...



...und mir gleich gedacht: Kostümfilm? Action? Explosionen? Ray Stevenson in einer Hauptrolle? Muß ich sehen!

(Ich weiß aber nicht, wann der Film hierzulande ins Kino kommt. In den USA soll er wohl im Oktober starten).

Sonntag, 3. Juli 2011

Julie James: Practice Makes Perfect

Payton Kendall und J. D. Jameson sind junge, aufstrebende Rechtsanwälte in derselben Anwaltskanzlei. Sie wurden dort beide gleichzeitig eingestellt, und von Anfang an ist zwischen ihnen ein hitziger Konkurrenzkampf entbrannt. Als sie gemeinsam einen Klienten für die Kanzlei gewinnen und dann auch seinen Fall betreuen sollen, funkt es plötzlich gewaltig zwischen Payton und J. D. Aber es gibt auch ein großes Problem: ihr Chef läßt sie wissen, daß nur einer von beiden die seit Jahren ersehnte Beförderung erhalten wird...

Practice Makes Perfect ist ein sehr witziges und unterhaltsames Buch. Payton und J. D. sind sympathische, intelligente Charaktere und ihre Motivation ist weitestgehend (allerdings leider nicht immer) nachvollziehbar. So fand ich den Grund, warum die beiden sich jahrelang angefeindet haben, reichlich aufgebauscht. Aber er zeigt auch, daß die beiden verletzliche Menschen bzw. Charaktere sind. Der Konkurrenzkampf zwischen den beiden selbst und all die Mißgeschicke, die ihnen zustoßen, sind angenehm lustig. Mit "angenehm lustig" meine ich, daß die beiden als Menschen in mißlichen Situationen und nicht als strunzdämliche Witzfiguren à la Katie MacAlister dargestellt werden - das weiß ich sehr zu schätzen. Ich hasse es nämlich, wenn ich beim Lesen vor lauter Peinlichkeit und Fremdschämen alle drei Minuten aufstehen und aus dem Fenster gucken oder in der Fernsehzeitschrift nach anspruchsvollerer Unterhaltung wie z. B. "Frauentausch" suchen muß.

Zwei kleinere Kritikpunkte hätte ich dennoch. Der erste ist, daß Payton und J. D., wie es der Buchtitel schon andeutet, einfach zu perfekt sind. Zu schön, zu reich, zu erfolgreich, zu unübertroffen gut in ihrem Job. Was mich daran besonders fertigmacht ist die Tatsache, daß Payton es schafft, ca. 10 bis 18 Stunden am Tag zu arbeiten, Sport zu treiben, sich mit Freunden zu treffen und immer perfekt gepflegt auszusehen inkl. schicker Klamotten,
elegant frisierter Haare und wohl auch gestylter Fingernägel. Ich arbeite meistens "nur" 9 Stunden am Tag, Hin- und Rückfahrt dauern je ca. eine Stunde und trotzdem will ich mich nach der Arbeit nur noch auf die Couch schmeißen und muß mir manchmal schon selbst gut zureden, damit ich noch dusche! Also - schlafen diese Leute nie? Werden die noch nicht mal müde? Gibt es solche Leute wirklich?

Na ja, mein anderer Kritikpunkt ist, daß J. D. etwas unglaublich mieses getan hat und meiner Ansicht nach nicht genug am Boden zerstört ist, als sehr sich dafür (doch, das macht er immerhin) bei Payton entschuldigt.

Trotzdem war Practice Makes Perfect ein vergnügliches, kurzweiliges Leseerlebnis, und Julie James ist für mich eine Autorin, der man jederzeit zutrauen kann, ein witziges Buch mit Charakteren zu schreiben, die man im wirklichen Leben nicht im Knast, in der Sicherungsverwahrung oder in der Nervenklinik wiederfinden würde. Ihr nächstes Buch liegt schon in meinem SUB.

Samstag, 2. Juli 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 2

Liebes Tagebuch,
ich konnte vor lauter Aufregung den ganzen Tag lang nichts essen. Schon beim Frühstück habe ich die Räucherheringe und den Porridge stehengelassen, und mittags hätte ich beinah mein Gurkensandwich ausgespuckt! Shocking, ich weiß.

Gerade hat mir Bella – das ist meine Zofe und meine aller-allerbeste Freundin auf der ganzen Welt (nur, daß sie eben entlassen wird und hungern und frieren muß, wenn sie mich verärgert. Und sie wäre auch nicht meine Freundin, wenn ich nicht im Regency-Romanheldinnen-Internat gelernt hätte, daß meine Zofe immer meine Freundin sein muß) mein hellblaues Taftkleid mit der rosa Seidenschärpe angezogen. Es ist ein entzückendes Kleid, denn es läßt meine himmelblauen Augen noch blauer erscheinen, und paßt hervorragend zu meinen goldblonden Locken. Aber ich bin so, so – zornig! Ich will diesen Lord Festerwart nicht! Aber nein, nein, das darf ich nicht sagen, ich muß doch an die arme Cindy denken, und an Papa, der vielleicht bald seinen Schnaps und seine Spielschulden und seine Opernsängerinnen nicht mehr bezahlen kann.

Ich bin so verzweifelt. Gerade habe ich mich sogar in den Salon geschlichen und habe in Mamas Nähkörbchen geguckt. Ich habe tatsächlich eine Flasche Hustensaft gefunden. Die habe ich eingesteckt und erstmal einen großen Schluck genommen. Es hat ganz übel doll gebrannt, aber jetzt geht es mir besser. Ich habe die Flasche mal vorsichtshalber in mein Retikül gesteckt, Mama wird das schon nicht merken.

So. Jetzt fahren wir los. Schnell noch einen Schluck von Mamas Hustensaft…ups, hihi, jetzt habe ich aber richtig laut gerülpst aufgestoßen…ich komme, Mama!