Sonntag, 8. Mai 2011

Meredith Duran: The Duke of Shadows

Im Jahr 1857 reist Emmaline Martin nach Indien um ihren Verlobten, einen Offizier der britischen Armee, zu heiraten. Es stellt sich jedoch heraus, daß dieser nicht der Mann ist, für den sie ihn gehalten hat. Als die indische Bevölkerung sich gegen ihre britischen Unterdrücker erhebt, ist es Julian Sinclair, der Cousin ihres Verlobten und Erbe des Herzogs von Auburn, der Emmaline rettet. Während ihrer gefährlichen Flucht durch das indische Hinterland verlieben sich Julian und Emma, nur um sich wenig später aus den Augen zu verlieren. Erst Jahre später begegnen sie sich in London wieder. Beide haben inzwischen viel erlebt - doch bekommen sie eine zweite Chance für eine Beziehung?

The Duke of Shadows ist der Debütroman von Meredith Duran, und ich fand ihn nicht ganz so gut wie ihre anderen Bücher. Allerdings ist er dennoch meilenweit von den vielen lausigen "Wallpaper"-Historicals entfernt, die die amerikanischen Verlage Monat für Monat in Umlauf bringen.

Was mir nicht so gut gefallen hat ist die Tatsache, daß man im ersten Teil des Buches, der in Indien spielt, nicht so richtig dahinter kommt, wie die Charaktere ticken. Emma ist eine intelligente Frau (und glaubt mir, das weiß ich sowohl im richtigen Leben als auch in Büchern sehr zu schätzen, da es einfach zu viele fiktive und leider auch lebendige hysterische Dumpfbacken gibt). Sie geht unbeirrt ihrer Leidenschaft, der Malerei, nach. Von ihrem brutalen Verlobten läßt sie sich nichts vorschreiben. Aber eigentlich müßte sie viel - nun ja, elender sein. Es ist nämlich so, daß sie und ihre Eltern auf dem Weg nach Indien Schiffbruch erlitten haben und sie die einzige Überlebende war. Wie schrecklich muß das sein, wenn man in dieser Situation auch noch in einem fremden Land ankommt, wo man fast niemanden kennt und dann auch noch feststellen muß, daß man mit einem brutalen Widerling verlobt ist, der schon vor der Hochzeit fremdgeht? Ich erfahre zu diesem Zeitpunkt auch nicht, was Emma an Julian findet, außer daß er gut aussieht und bereit ist, ihr zur Flucht zu verhelfen.

Noch weniger erfährt der Leser in diesem Teil des Buches über Julian. Er hat sowohl indische als auch englische Verwandte, die ihm ausnahmslos mißtrauen und denen er dennoch helfen möchte. Es wird kurz erwähnt, daß er wohl eine Art Frauenheld ist, aber ich weiß nicht, was ihn zu Emma hinzieht, außer daß sie anders als ihre britischen Landsleute ist.

Richtig spannend wird es allerdings, als sich die Handlung nach England verlagert. Emma ist Malerin geworden und hat das Grauen, das sie in Indien erlebt hat, in Bilder umgesetzt. Ausgerechnet am Abend ihrer ersten Ausstellung trifft sie Julian wieder.

Dieser macht ihr sehr schnell klar, daß er sie immer noch will, aber Emma glaubt nicht mehr, sie sich wirklich einem anderen Menschen hingeben und ein glückliches Leben führen kann. Zu sehr haben die Erlebnisse in Indien sie mitgenommen, nicht zuletzt deshalb, weil sie etwas getan hat, das ihr Gewissen belastet. Julian beschreibt das an einer Stelle sehr gut:

"[,,,] I would have called her bruised, but ultimately...unscarred. She had a joy for life that was rare. It illuminated her; the shipwreck had not destroyed it." [...]

But not now [...] And a stranger, looking upon her at present, would not be nearly so charitable. What would he see in her? Fatigue, yes. Fear. And a failure of hope."

Am Ende gibt es ein Happy End und es gelingt Julian und Emma, mit ihrer Vergangenheit und auch mit ihrer Gegenwart klarzukommen. The Duke of Shadows hat einen wesentlich düstereren (gibt es das Wort?) Unterton als Durans andere Bücher. In der zweiten Hälfte des Buches tritt die außerordentliche Fähigkeit der Autorin, den Charakter ihrer Figuren nach und nach in zwiebelgleichen Schichten zu enthüllen, schon sehr deutlich zutage. Das macht die zweite Buchhälfte für mich auch spannender und interessanter als die erste. So ist The Duke of Shadows für mich nicht das beste aller Meredith Duran-Bücher, aber trotzdem ein ausgezeichneter Historical, den ich jedem empfehlen kann, der sich für dieses Genre interessiert.

3 Kommentare:

  1. Lustig, mir gings mit diesem Buch genau andersherum: Ich fand den ersten Teil deutlich stärker und spannender als den zweiten, der in England spielt. So unterschiedlich ist die Wahrnehmung! :)

    Dass das Buch düsterer ist als Durans andere Bücher, seh ich aber auch so. Ich schätze, genau deshalb mochte ich es besonders gern.

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  2. Ist mir schon aufgefallen, als ich deine Rezi gelesen habe ;-) Aber im nachhinein fällt mir daran noch was auf: es ist bisher das einzige von Durans Büchern, das keinen Aus Alt mach Neu-Plot hat. Nicht, daß mich das bei ihr stören würde. Bisher ist ja immer noch etwas ganz neuartiges dabei herausgekommen, und ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Buch.

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  3. Das stimmt, das war ein ziemlich innovativer Plot!

    Ich hab mir ihr neuestes Buch übrigens sofort vorbestellt, als das möglich war! Dauert aber ja noch ein bisschen – bis September, glaub ich.

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