Sonntag, 27. März 2011

Karen Rose: Todesbräute

Originaltitel: Scream for Me

In einer Kleinstadt im amerikanischen Bundesstaat Georgia wird die Leiche einer auf grausame Weise ums Leben gebrachten Frau gefunden, und Special Agent Daniel Vartanian soll bei der Aufklärung des Falls helfen. Das ist nicht leicht für ihn: seine Familie stammt aus der Gegend. Es ist eine der verkorkstesten Familien in der Geschichte des Kriminalromans, und jeder tuschelt über Daniel.

Etwa zur gleichen Zeit verschwindet Bailey, die Stiefschwester der Krankenschwester Alex Fallon, spurlos aus demselben Ort. Alex ist zutiefst besorgt: sie hatte von ihrer Stiefschwester, die drogensüchtig war, schon seit Jahren nichts gehört und hatte keine Ahnung, daß diese eine kleine Tochter namens Hope hat. Nun muß sich Alex um Hope kümmern, die seit dem Verschwinden ihrer Mutter nicht mehr spricht.

Die Polizei arbeitet fieberhaft daran, den Mord aufzuklären, weitere Morde zu verhindern und Bailey zu finden. Alex und Daniel fühlen sich zueinander hingezogen und unterstützen einander; aber wem kann man trauen? Haben wirklich alle Polizisten der kleinen Ortschaft ein aufrichtiges Interesse an der Aufklärung der Fälle, und welche Rolle spielt die grausige Vergangenheit von sowohl Alex' als auch Daniels Familie?

Todesbräute ist wieder ein typisches Karen Rose-Buch mit überaus sympathischen Protagonisten und außerordentlich grausamen Verbrechern, die wirklich widerliche Taten begehen. Es ist natürlich ein sehr düsteres Buch, auch weil es nicht nur einen Verbrecher gibt, der entsetzliche Taten begeht, sondern mehrere. Aber es ist nicht so finster wie so manch anderer Thriller (nicht, daß ich was gegen die finstere Sorte von Buch habe; auch die finden ihren Platz in meinem SUB), und das liegt an Daniel und Alex, die trotz ihrer schlimmen Erlebnisse anständige Menschen sind und es vor allem erstaunlicherweise geschafft haben, eben nicht alles negativ zu sehen. Sie verlieben sich und glauben ohne wenn und aber an das Gute im jeweils anderen - unter den Umständen ist das durchaus bewundernswert. Es gibt auch nicht diese "ich bin nicht gut genug für dich" - "nein, ich bin nicht gut genug für dich"-Szenen, die ich in Büchern mit tortured heroes immer so fürchterlich finde.

Sehr gelungen fand ich die Darstellung der Polizeiarbeit als Teamarbeit. Hier gibt es keine heldenhaften Einzelgänger und keinen Macho-Polizisten, der die Welt rettet, indem er ein paar Türen eintritt und dem Bösewicht mal so richtig die Fresse poliert zeigt, daß er sich so nicht benehmen kann. Na ja, das mit dem Türen eintreten gibt's ja eh öfter im Fernsehen als in Büchern (das fand ich z. B. bei Starsky und Hutch immer ganz amüsant, aber amerikanische Türen sind ja auch nicht besonders robust).

Einzig die Darstellung der griechischen Großfamilie von Daniels Kollegen Luke fand ich etwas arg klischeehaft geraten, aber das kann ich leicht verzeihen. Todesbräute ist einfach ein gutes Buch und eine klare Empfehlung für alle, die gern Thriller und/oder Romantic Suspense lesen.

Dienstag, 22. März 2011

Nora Roberts: Savor The Moment

Laurel McBane ist eine Konditorin, die gemeinsam mit ihren drei besten Freundinnen Hochzeiten plant, organisiert und durchführt. Schon seit langem liebt sie heimlich Delaney Brown, den Bruder ihrer Freundin und Geschäftspartnerin Parker. Eines Tages stellt sich heraus, daß auch Del in ihr mehr sieht als eine Freundin oder Beinah-Schwester, und so stürzen sich Laurel und Del in eine heiße Affäre. Aber ist es die große Liebe für immer?

Savor the Moment ist das dritte in einer Reihe von vier Büchern von Nora Roberts. Das erste davon, Vision in White, hat mir richtig gut gefallen. Das zweite, Bed of Roses, war eher nicht so toll, und dann hat eine perverse Art von Neugier mich dazu getrieben, auch noch den dritten und vierten Band der Serie zu kaufen. Savor the Moment könnte man eigentlich mit einem einzigen Wort beschreiben, und dieses Wort lautet: blah. Handlung blah, Charaktere blah, das Buch ist gewissermaßen das literarische Gegenstück zu Haferbrei in der Seniorenklinik-Ausführung mit extra wenig Geschmack.

Die Handlung unterscheidet sich übrigens durch so gut wie nichts von Bed of Roses. Wir haben wieder einen bedauernswerten Typen, der die Dreistigkeit besitzt, nicht nach wenigen Wochen zu wissen, daß sie die Frau fürs Leben ist, und natürlich stürzen sich Laurels und Dels gemeinsame Freunde direkt auf Del, um ihm klarzumachen, daß es allerhöchste Zeit ist, Laurel mit inbrünstigen Liebesschwüren seiner ewigen Treue und Ergebenheit zu versichern.

Also ehrlich, warum sind diese Typen eigentlich alle so unentspannt? Okay, ich weiß, das ist ein Liebesroman und keine 1.000 Seiten lange Familiensaga voller melodramatischer Ereignisse, die damit enden, daß die meisten Charaktere entweder tot oder pleite und verbittert sind (ich könnte schwören, daß ich in den 1980ern einige von diesen Wälzern gelesen habe). Trotzdem würde es mir als Happy End durchaus reichen, wenn Held und Heldin sich lieben und beschließen, zusammenzubleiben. Aber warum müssen sie immer gleich innerhalb von wenigen Tagen entscheiden, ob es für die Ewigkeit ist? Ist ja auch nicht so, als hätte einer von beiden vor, demnächst in einem Einbaum die Weltmeere zu befahren, für ein paar Jahre zum Mars zu fliegen oder ins Kloster zu gehen. Diese Hektik und Hysterie nervt. Vielleicht sollten Laurel und Del und alle ihre Kumpels mal den Kaffeekonsum zurückschrauben, etwas weniger Sport machen (es ist schon ok, Frau Roberts: ich habe begriffen, daß Ihre Romanhelden jung, schön und super durchtrainiert sind) und stattdessen mal ganz gepflegt im Beisein einiger Vanille-Duftkerzen einen Tee trinken, meditieren und sich entspannen. Ommmm....

Na ja, ich fürchte, sie halten sich nicht an meine guten Ratschläge. Das nächste Buch (siehe oben, perverse Neugier) wird es zeigen.

Sonntag, 20. März 2011

Jo Davis: Ride The Fire

Sean Tanner hat einiges hinter sich: er war im (ersten) Irak-Krieg, wo sich einige grauenhafte Dinge abspielten, die überhaupt nichts mit den Irakern oder islamischen Terroristen zu tun hatten. Er mußte feststellen, daß sein bester Freund nicht der Mensch war, für den er ihn hielt. Später wurde Sean Feuerwehrmann, hatte eine Ehefrau - mit der er nicht allzu glücklich war - und zwei Kinder, die er über alles liebte. Dann jedoch starben die Frau und die Kinder in einem entsetzlichen Unfall, während Sean hilflos zusehen mußte. Aus Kummer und Gram wurde er zum Alkoholiker. Jetzt ist Sean nach einer Entziehungskur jedoch bereit, seine Arbeit wieder aufzunehmen und seinen Problemen beherzt entgegenzutreten. Doch wie soll er sich gegenüber seiner Arbeitskollegin Eve Marshall verhalten, für die er plötzlich mehr empfindet, als er es je für möglich gehalten hätte? Und wer will Sean fertig machen, indem er ihm geheimnisvolle Pakete schickt, die ihn an seine Vergangenheit erinnern?

Ich mochte das Buch, es hat mich gut unterhalten. Nur habe ich keine Ahnung, warum das so ist. Sean, seine Feuerwehr-Kollegen sowie Eve und ihre Mutter sind liebenswerte, sympathische Charaktere. Es gibt auch nicht viele Szenen, wo ich mit den Augen gerollt und gedacht hätte: oh Mann, du Dumpfbacke. Mußte das jetzt sein? Aber Ride The Fire ist so unglaublich vorhersehbar. Ungefähr von Seite 3 an hätte ich die komplette Handlung mühelos und in wohlgewählten Worten widergeben können, ohne das Buch vorher gelesen zu haben. Ich kannte es so gut, als hätte ich es selbst geschrieben. Das liegt daran, daß weder die Handlung noch die Charaktere auch nur irgend etwas neues oder ungewöhnliches bieten.

Warum also hat mir das Buch gefallen, und sogar so gut, daß ich mir bei meinem letzten Amazon-Kaufrausch direkt noch ein weiters Buch von Jo Davis bestellt habe? Nun, ich weiß es gar nicht. Auf jeden Fall mag ich den Schreibstil, und die Charaktere - mit Ausnahme des Bösewichts, versteht sich - sind alle so nett. Und was den Bösewicht betrifft: an dessen Beschreibung während seiner Begegnung mit einer der guten Personen erkennt man auch gleich, was und wie er ist. Da gibt es nicht eine Sekunde des Zeifels. Ride The Fire zu lesen ist das literarische Äquivalent zu einem Tag, an dem man nach vielen anstrengenden Arbeitsstunden endlich nach Hause kommt und mit einem laut hörbaren Seufzer des Wohlbehagens in seinen Schlafanzug und ein paar warme, bequeme Pantoffeln schlüpft, bevor man sich aufs Sofa legt und erstmal alle viere von sich streckt.  Das ist wahrscheinlich nicht ganz der Effekt, den die Autorin mit ihrem Buch erzielen wollte - aber ich finde es gut, daß es solche Schlafanzug-und-Pantoffel-Bücher gibt. Wer so etwas sucht, ist hier wirklich gut aufgehoben; doch wer seine Bücher lieber mit den Attributen "neuartig", "überraschend" oder gar "wahnsinnig aufregend und noch nie dagewesen" beschreibt, sollte von Ride The Fire lieber die Finger lassen.

Mittwoch, 16. März 2011

Simone Neumann: Die Schlüsselträgerin

In Westdeutschland im Jahr 825 (damals offenbar verwirrenderweise als Sachsen bezeichnet) haben es die Landbevölkerung im Allgemeinen und Inga, die Heldin des Buchs im Besonderen, nicht leicht: das Leben ist hart, jeder Krümel Nahrung muß dem Land unter großen Mühen abgerungen werden, und obendrein hat Karl der Große angeordnet, daß alle seine Untertanen Christen werden, obwohl diese darauf durchaus keinen gesteigerten Wert legen. Inga selbst hat gegen den Willen ihrer Familie Rothger, den Besitzer eines Bauernhofs, geheiratet. Nachdem die Ehe kinderlos blieb, hat sich Rothger eine Nebenfrau zugelegt, und so hat Inga einen schweren Stand in der Familie, besonders als Rothger plötzlich ums Leben kommt. Zunächst kann Inga auf dem Bauernhof bleiben, doch es gibt noch andere unerklärliche Todesfälle. Schon bald ist von Hexerei die Rede; Inga muß den Hof von Rothgers Familie verlassen und nach einer Zeit, in der sie sich allein in einer kleinen Hütte als kräuterkundige Heilerin durchschlägt, muß sie sogar ganz aus der Gegend in die nächstgelegene Kleinstadt fliehen. Neben dem Kampf ums Überleben hat es Inga auch mit der Liebe nicht leicht: sie verliebt sich ausgerechnet in einen der beiden Mönche, die in ihrer Heimat darauf achten sollen, daß die Landbevölkerung nicht zu ihren heidnischen Sitten und Gebräuchen zurückkehrt (was diese natürlich dennoch macht).

Als ich mir das Buch kaufte, hatte ich ja die größten Bedenken wegen des Klappentextes. Zum Glück waren meine Befürchtungen unbegründet: es gibt keine haarsträubendenden Grammatik- und Rechtschreibfehler darin. Allerdings muß das so eine Art "jetzt 20 % mehr in der Packung"-Aktion gewesen sein. Na gut, soviel ist es nicht, aber die Seiten 417 - 448 sind doppelt. Demzufolge müßte die nächste Auflage des Buchs, wenn es darin keine doppelten Seiten mehr gibt, um ca. 6,5 % (bei einer Gesamtstärke von 479 Seiten) günstiger sein, außer natürlich, wenn die Papierpreise bis dahin steigen...aber da kommt wieder die Einkäuferin bei mir durch.

Also, das Buch. Simone Neumann hat einfach eine packende und spannende Art zu schreiben, wie ich finde. Der Grundton des Buches ist, genau wie in "Des Teufels Sanduhr" auch wieder sehr düster, was natürlich angesichts der Situation, in der sich die handelnden Personen befinden, kaum anders möglich ist. Sie leben in einer Zeit in der jeder, der nichts besitzt, quasi rechtlos ist und in der man von einer Minute zur anderen ohne Vorwarnung alles verlieren kann.

Inga, die Heldin und Agius, der Mönch, in den sie sich verliebt, sind als Protagonisten recht interessant, wobei der Leser Agius weitaus weniger gut kennenlernt als Inga. Die beiden sind sehr unterschiedlich: Inga ist weitestgehend eine Pragmatikerin, die so handelt, wie es die Situation erfordert. Solche Leute schätze ich ja sowohl im wirklichen Leben als auch als Buchcharaktere sehr. Gelegentlich stürzt sie sich jedoch auch durch unbedachte Handlungen ins Unglück; eine dieser unbedachten Handlungen war es beispielsweise, daß sie sich mit ihrem verstorbenen Mann eingelassen hat und dadurch von ihrer Familie verstoßen wurde. Inga hat ein Gewissen und einige Prinzipien, denen sie folgt, aber sie kann durchaus nicht in die Kategorie "edle Heldin" eingeordnet werden: nicht selten ist sie berechnend und versucht, andere zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Wer könnte es ihr verdenken?

Agius ist im Gegensatz zu Inga weitgereist und gebildet. Er ist Mönch aus Überzeugung, der andere gern mal wegen Verstößen gegen offizielle oder auch inoffizielle Gebote des Mönchslebens zur Ordnung ruft; aber er selbst kann sich die eine oder andere Sünde auch nicht verkneifen. Das fängt damit an, daß er grundsätzlich davon überzeugt ist, immer recht zu haben, geht damit weiter, daß er sich gelegentlich mit höhergestellten Persönlichkeiten anlegt, und endet damit, daß er sich in Inga verliebt, was natürlich absolut tabu ist.

Auch die Nebenfiguren sind interessant. Da ist beispielsweise Agius' Mönchskumpel Melchior, der es liebt, Insekten zu beobachten und der sich gegen alle Wahrscheinlichkeit mit Ingas Freundin Gunda, einer eingefleischten Heidin, anfreundet. Berta und Gisela, Ingas Schwägerinnen, sind die Paris Hilton und Nicole Richie des frühen Mittelalters, nur in ungewaschen. Weitere Verwandte von Inga und Rothger spielen ebenso eine Rolle wie der Mörder, der sich irgendwo in den Wäldern versteckt und nichtsahnende Passanten entführt oder ums Leben bringt. Dieser Mörder hat einen Plan, aber als man versucht, ihm auf die Schliche zu kommen, ist es schon fast zu spät.

Mein einziger Kritikpunkt an dem Buch ist, daß man den Protagonisten nicht richtig nahe kommt. Es gibt Bücher, die so gut geschrieben sind, daß man quasi im Kopf des Helden ist: man ist glücklich, wenn er glücklich ist, friert, wenn ihm kalt ist, und erschrickt, wenn ihm etwas unerwartetes zustößt. Hier liest man beispielsweise: Inga wird vom Hof gejagt; aha. Wat nu? Aber man leidet eben nicht mit ihr.

Trotzdem ist Die Schlüsselträgerin ein spannendes Buch, das in einer Zeit spielt, die selten als Hintergrund für Romane dient. Das macht es interessant. Ich bin schon sehr gespannt, wann und wo das nächste Buch von Simone Neumann spielen wird.

Sonntag, 13. März 2011

Elizabeth Hoyt: Notorious Pleasures

Lady Hero Batten, Schwester des Herzogs von Wakefield und Mitglied des englischen Hochadels, hat eingewilligt, den Marquis von Mandeville zu heiraten. Es ist eine Vernunftehe, denn Heros Bruder und Thomas, ihr Verlobter, haben gemeinsame politische Ziele. Da Hero nie etwas anderes als eine Vernunftehe erwartet hat und Thomas recht gut leiden mag, ist sie ganz zufrieden mit der Vereinbarung. Dann jedoch lernt sie Thomas' Bruder Griffin kennen, der als schwarzes Schaf der Familie gilt. Hero und Griffin sind wie vom Blitz getroffen und verlieben sich sofort ineinander. Aber die Tatsache, daß Hero mit Griffins Bruder verlobt ist, ist nicht das einzige Hindernis ihrer Liebesbeziehung. Obendrein ist Griffin in höchst gefährliche illegale Geschäfte verstrickt, und die Staatsmacht in Gestalt von Heros Bruder ist hinter ihm her...

Nachdem Irina sich ja sehr positiv über das Buch geäußert hatte, bekam ich große Lust, es zu lesen. Ich hatte noch einen Abebooks-Gutschein und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Bis ungefähr zur Mitte des Buchs war ich auch direkt hin und weg vor Begeisterung. Ich mochte die Protagonisten: Hero wird zunächst als vernünftige, pragmatisch denkende junge Frau mit einem gesunden Selbstbewußtsein dargestellt. Griffin ist nicht annähernd der Wüstling, für den man ihn hält - er ist eher ein hart arbeitender Geschäftsmann und Gutsbesitzer, der seinen Aufenthalt in London anläßlich der Verlobung seines Bruders dazu nutzt, mal so richtig einen draufzumachen. Er ist auch gar nicht der Typ, der aus Prinzip alles flachlegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und geschworen hat, sich niemals zu binden. Er amüsiert sich einfach ein bißchen, bis er die Richtige, natürlich unsere Heldin Hero, findet. (Ich mußte bei dem Namen übrigens ständig an Marmelade denken).

Ich mochte auch die Nebenfiguren. Heros Bruder und ihr Verlobter sind keine finsteren Bösewichte, wie sie das in den meisten Büchern wohl wären. Hero hat eine liebenswert-schrullige Tante und eine reizende kleine Schwester, und auch Griffins und Thomas' Geschwister sind ganz normale Menschen. Das Buch spielt im Jahr 1737, was mal eine angehme Abwechslung ist. Die Handlung ist spannend und unterhaltsam, und die Sexszenen - oh, wow. Die können wirklich was. Endlich schwitzt mal jemand dabei!

Leider hielt meine gute Meinung vom Buch nur bis ungefähr zur Mitte an. Da werfen praktisch alle Charaktere ihre Intelligenz aus dem Fenster und treten Vernunft und gesunden Menschenverstand in die Tonne, um melodramatischen Schwachsinn zu verbreiten. Gerade bei Hero ist diese Kehrtwende extrem bestürzend, weil sie ja vorher als ganz vernünftige Person dargestellt wurde. (Meine Vermutung ist, daß der Autorin Bruce Darnell im Traum erschienen ist und sie nachdrücklich zu mehr "Drama, Baby!!" aufgefordert hat. Wenn es so war, kann er jetzt stolz auf sie sein, denn Drama gibt es nun wirklich in Hülle und Fülle).

Hero zeigt allen bisher dagewesenen TSTL-Romanheldinnen, und das sind, wie wir alle wissen, ganze Heerscharen, wo die Glocken hängen. Sie turnt alleine in ihrer (höchstwahrscheinlich mit dem Wappen ihrer Familie geschmückten) Kutsche in ganz London herum, läßt selbige Kutsche stundenlang vor Griffins Stadthaus stehen, wandert bei Bedarf in St. Giles - offenbar zu der Zeit das schlimmste Ghetto von London - herum und stürzt sich zuletzt sogar unbewaffnet in einen mit Pistolen und Schwertern ausgefochtenen Kampf.

Griffin ist auch nicht viel besser. Er, der angeblich so etwas wie ein Finanzgenie ist, macht alle Anstalten, sich zu ruinieren, um einen Konkurrenten aus dem Geschäft zu treiben. Betriebswirtschaftlich gesehen, ist Griffin so etwas wie ein Super-GAU. Und gerade, als er sich in den Kopf gesetzt hat, daß unbedingt er selbst und nicht sein Bruder Hero heiraten muß, läßt er vor Heros Bruder den Alpha-Mann raushängen und macht auf dicke Hose, anstatt sich mal ein bißchen beliebt zu machen.

Man kann nur hoffen, daß diese beiden Blitzbirnen kinderlos bleiben.

Alles in allem hat bei mir aber das Vergnügen an diesem Buch überwogen. Ich mochte vor allem Griffin, der in vieler Hinsicht anders ist als die meisten anderen Liebesroman-Helden. Er macht keinen Hehl aus der Tatsache, daß er sich Hals über Kopf in Hero verliebt hat, und zögert auch nicht, ihr das zu sagen. Ein oder zweimal wird er sogar ein klein wenig sentimental - goldig! Andererseits hat er eine sehr lässige Einstellung zum Thema Kinderarbeit, aber nun ja - das Buch spielt schließlich 1737.

Obwohl sich fast alle Charaktere in der zweiten Hälfte des Buches wie die größten Deppen verhalten, werde ich das nächste Buch in der Serie sicherlich auch lesen. Wo sonst trifft man schon mal einen Romanhelden namens Mickey? (Na ja, in den Lustigen Taschenbüchern. Aber das sind ja keine Romane).

Samstag, 5. März 2011

Nur mal so zwischendurch

Ich habe gerade so sehr gelacht, daß mir die Tränen durchs Gesicht liefen. Das müßt ihr euch angucken! Ich hab' den Link dazu in einem der Kommentare auf Frl. Krises Blog gefunden.