Donnerstag, 13. Januar 2011

Marian Keyes: Märchenprinz

Originaltitel: This Charming Man

Die Handlung eines Marian Keyes-Buches zusammenzufassen ist genauso einfach wie der Versuch, eine Herde von Flöhen davon abzuhalten, in alle Richtungen davonzuhüpfen. Falls Flöhe Herden bilden, was ich aber eigentlich nicht glaube.

Okay, ich versuche es mal. Paddy de Courcy ist ein aufstrebender, junger irischer Politiker und ein ausgesprochener Frauentyp. Eines Tages vermeldet die Presse, daß er sich verlobt hat, und davon fühlen sich mehrere Frauen - die Heldinnen und Ich-Erzählerinnen des Buches - auf verschiedene Weise betroffen.

Die erste Erzählerin, Fionnola Daly, genannt Lola, ist zuerst ungläubig, dann verzweifelt, denn sie ist Paddys Freundin. Verlobt hat er sich allerdings mit einer anderen. Nachdem sich Paddy weigert, mit ihr zu sprechen, zieht sich Lola zutiefst verletzt in das Strandhaus von Bekannten zurück. Dort macht sie das, was man bei extremem Liebeskummer nun mal so macht: DVDs anschauen, sich betrinken und gucken, was die Einheimischen so treiben.

Die nächste Erzählerin ist Grace Gildee, eine Journalistin. Sie kennt Paddy noch aus ihrer Teenagerzeit, hat seitdem aber nicht mehr viel mit ihm zu tun gehabt. Neben familären Problemen - ihre Tante leidet an Lungenkrebs - leidet sie auch noch unter der Tatsache, daß jemand Anschläge auf sie verübt. So wird beispielsweise ihr Auto zerstört.

Dann ist da noch Marnie Hunter. Marnie ist Graces Schwester und könnte eigentlich ein glückliches Leben führen, denn sie hat einen Ehemann, den sie liebt, und zwei gesunde kleine Töchter. Trotzdem ist Marnie unglücklich - ohne genau zu wissen, warum - und ertränkt ihren Kummer immer häufiger in Alkohol.

Last but not least taucht in dem Buch Alicia Thornton auf; sie ist Paddys frischgebackene Verlobte, obwohl sie selbst nicht so recht weiß, wie sie zu dieser Ehre gekommen ist.

Im Lauf des Buches wird nicht nur gezeigt, wie diese Frauen mit der Situation umgehen, sondern der Leser erfährt auch alles wichtige über ihre Vergangenheit und wie diese in Beziehung zu Paddy de Courcy steht.

Wie das bei Marian Keyes so üblich ist, plätschert die Handlung so vor sich hin. Würde man mich fragen, was mich an ihren Büchern so fasziniert, würde ich wahrscheinlich sagen: der Schreibstil. Genau wie ihre anderen Bücher ist "Märchenprinz" eigentlich kein Roman im klassischen Sinn mit einer geradlinigen Handlung, die Spannung aufbaut und schließlich nach einem Höhepunkt mit einer endgültigen Lösung des zentralen Buchthemas endet. Es ist eher wie eine sehr lange, mäandernde, verschnörkelte, aber überaus unterhaltsam erzählte Klatschgeschichte.

Eine meiner Freundinnen hat die einzigartige Gabe, selbst die banalsten Geschehnisse derartig spannend zu erzählen, daß man sich, je nachdem, blendend unterhalten oder zu Tränen gerührt fühlt. Ein Marian Keyes-Buch ist genauso. Dieses hier unterscheidet sich von seinen Vorgängern hauptsächlich dadurch, daß es einen wirklich bösartigen, niederträchtigen Bösewicht gibt, der alle Schlechtigkeit der Welt in sich zu vereinen scheint.

"Märchenprinz" ist kein Buch, das ich unbedingt noch mal lesen möchte, und oft habe ich im Geiste zu den Charakteren gesagt: "Oh nein tu das nicht! Überleg dir das noch mal!" Und ich finde es auch ziemlich abturnend, wenn Männer Frauenkleider tragen (kommt in Lolas Geschichte vor). Aber gelangweilt habe ich mich mit dem Buch keine Sekunde lang, und das ist schließlich sehr wichtig bei der Auswahl von Lektüre!

10 Kommentare:

  1. Also die Keyes, ne du, ich weiß nicht...
    Ich hab eine Freundin, die mag ihre Bücher, und ich kann mich erinnern, dass sie mir von dem hier mal erzählt hat als sie es gerade las. Diese Freundin ist vor einem Jahr mal mit einem ganzen Bananenkarton voller Bücher bei mir angekommen, und da waren auch zwei von Keyes (im Original) dabei.
    "Angels" hab ich begonnen und mich damit zu Tode gelangweilt. *lach*
    Ich habs aufgegeben, und das andere, das beinahe epische Ausmaße hatte und mich deshalb schon abgeschreckt hat, auch gleich mit"entsorgt". Ich hab zwar schon von vielen Seiten gehört, dass ihre Bücher beliebt sind, aber ich glaub, die sind einfach nicht mein Geschmack.

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  2. Da ich so gar nichts gegen "gut geschrieben, aber dümpelig" habe, musste ich doch glatt meiner Neugierde nachgeben und dieses Buch gleich mal in der Bibliothek vormerken. Ich bin gespannt, was ich von der Autorin halten werde. :)

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  3. Hi Evi, na ja, Angels fand ich auch nicht so klasse - und wenn dir dieser Schreibstil nicht liegt, dann ist die Autorin wohl einfach nichts für dich...
    Hallo Winterkatze, bin auch gespannt, was du davon hältst. Wenn "gut geschrieben, aber dümpelig" dir liegt, hast du vielleicht ein paar ganz schöne Stunden mit dem Buch!

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  4. Ich werde berichten, wenn die Bibliothek geliefert hat. :)

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  5. Ich bin auch gespannt auf deinen Bericht, Winterkatze!

    Mir wurden Keyes-Bücher ja auch schon empfohlen, weshalb ich auf dem Flohmarkt zugeschlagen habe, als ich eines davon gesehen habe. Allerdings konnte ich mich bis dato noch nicht dazu durchringen, es anzufangen … und deine Beschreibung des Buchs regt mich auch nicht gerade dazu an! Irgendwie klingt das, als sei es eher nichts für mich!

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  6. Welches Buch hast du denn, Irina?

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  7. Libromanie-Nina und Leseträume-Elena haben mir "Rachel im Wunderland" aufgequatscht. :)

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  8. Och, das Buch war ziemlich...deprimierend. Also, nicht schlecht, aber die Heldin ist drogensüchtig und man weiß da gar nicht so recht, warum sie sich das antut, und sie erlebt ein paar richtig üble Dinge. Ihr Freund ist allerdings ein echter Traumtyp, obwohl der fürchterliche Klamotten trägt!

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  9. "Rachel im Wunderland" klingt auf mich eher abschreckend, kein Wunder, dass Irina noch nicht damit anfangen will. :D

    Dafür meldet mir die Stadtbibliothek gerade, dass "Märchenprinz" zur Abholung bereit liegt. Jetzt muss ich mich nur noch in den nächsten Tagen dazu aufraffen dort vorbei zu gehen. ;)

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  10. So, lange hat es gedauert, aber gestern habe ich endlich "Märchenprinz" gelesen. Und es ist wirklich ungemein schwierig zu sagen, warum ich das Buch bei dem "dümpeligen" Anfang nicht nach 300 Seiten einfach aus der Hand gelegt habe. Aber irgendwie entwickelt dieser langsam erzählte Geschichte mit all den verschiedenen Perspektiven einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.

    Die Cross-Dresser haben mich auch anfangs sehr gestört, aber irgendwie hatten dieser Freitagabend-Treffen auch eine komische Seite. Noch seltsamer fand ich den fast schon telegrammartigen Stil, der bei Lolas Passagen häufig zum Tragen kam.

    Ich weiß nicht, ob ich noch einmal zu einem Buch der Autorin greifen würde, aber das hat mir einen sehr unterhaltsamen Tag bereitet! :)

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