Sonntag, 30. Januar 2011

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 8: Stacia Kane: Unholy Ghosts

In einer wohl futuristischen Parallelwelt haben sich die Toten, also Geister, erhoben und die Lebenden angegriffen. Nichts ist mehr wie es war, und die Kirche der Echten Wahrheit, die nicht wirklich eine Religionsgemeinschaft ist, sorgt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür, daß die Verstorbenen die Lebenden in Zukunft in Frieden lassen. Eine ihrer Angestellten ist Chess Putnam, eine Hexe mit der Gabe, Geister zu bannen. Chess hat einen ganzen Schwung übelster Probleme: sie ist drogensüchtig und schuldet einem mächtigen Mafiaboss eine große Menge Geldes. So kann sie auch schlecht nein sagen, als dieser von ihr verlangt, ihm einen Gefallen zu tun. Leider ist dieser Gefallen lebensgefährlich und beinhaltet die Beschäftigung mit der schlimmsten Form schwarzer Magie - ganz zu schweigen davon, daß auch eine rivalisierende Gangsterbande großen Wert auf Chess' Hilfe legt...

Auf das Buch war ich durch ein Interview mit der Autorin im Verlorene Werke-Blog gestoßen. Die Autorin machte einen ganz sympathischen Eindruck, und die Inhaltsangabe des Buches hörte sich interessant an. Auch die Leseprobe sagte mir zu.

Das Buch hätte richtig gut sein können. Ist es aber nicht. Dabei fängt es so spannend und lustig an: da ist Chess nämlich gerade dabei, unter Einsatz von Leib und Leben einen Geist aus einem Haus zu vertreiben, der ihr frecherweise den Stinkefinger zeigt und der angeblich auch zu Lebzeiten ein unangenehmer Zeitgenosse war.

Es ist diesmal nicht die durchaus spannende Handlung, die mich so sehr gestört hat, daß ich nicht weiterlesen konnte. Es ist nicht der Schreibstil der Autorin und es sind nicht die Charaktere. Die Heldin Chess (die eigentlich irgendwie anders heißt und nur so genannt wird, aber ich habe es vergessen und habe keinen Bock zum Nachgucken) ist drogensüchtig und hat die Probleme, die meines Wissens damit einhergehen: zu wenig Knete, um die Sucht zu finanzieren, Schulden, es geht ihr schlecht, wenn sie ihre Pillen nicht bekommt, und oft weiß sie nicht, ob sie etwas tatsächlich wahrnimmt, oder ob sie wegen der Drogen halluziniert. Die anderen Charaktere sind fast alle zwielichtige Gestalten von unterschiedlicher Gewalttätigkeit.

Diese Dinge wußte ich, bevor ich das Buch kaufte, und sie hätten mich nicht dazu gebracht, es wegzulegen. Oh nein, das Grauenhafte an Unholy Ghosts - und das ist wirklich ungewöhnlich - sind die entsetzlichen Dialoge. Fast alle Charaktere sprechen nämlich in einer Art Slang, der in geringen Dosen zur Atmosphäre des Buches beigetragen hätte. Von einer geringen Dosis kann hier aber überhaupt nicht die Rede sein, dieser von der Autorin erfundene Slang wird auf nahezu jeder Seite gleichsam kübelweise über dem Leser ausgeschüttet. Auf Seite 180 war meine Geduld erschöpft, und ich sagte mir: warum tust du dir das an? Dein SUB läßt das Himalaya-Gebirge wie einen Ameisenhaufen aussehen und das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher. Also weg damit.

Ach ja. Kostprobe gefällig? Wie wär's damit:

In dieser Szene ist Chess mit Terrible, dem Schläger ihres Drogendealers bzw. Gläubigers, auf der Suche nach einem Jungen namens Brain. Unterwegs befragen sie den Besitzer eines Imbißstands:

"You know Brain? One of Hunchback's kids?"

"Aye, I knows him. Seed him earlier, that's what you askin. He powerful scared. Ain't in no trouble with you, hoping?"

Tja, was soll ich dazu noch sagen. Außer vielleicht: "It goes me on the alarm clock".

8 Kommentare:

  1. Ui, herjeh! Ich habe es ehrlich gesagt noch nicht gelesen, auch wenn es oben auf dem Stapel liegt, weil es ja auch demnächst auf Deutsch erscheint.
    Aufmerksam geworden bin ich, als Karen Marie Moning es auf ihrem Blog vorgestellt hat. Und sie mochte es. Ihre Lektorin auch. Und ich dachte mir, wenn sie, die ich gerne lese, es mag, ist es vielleicht nicht übel. Und über eine Bemerkung dazu in meinem Blog hat mich die Autorin gefunden.
    Ich bin sowieso gespannt, wie man den ganzen Slang übersetzt hat, darum lege ich die englische Variante neben die deutsche, wenn ich mit dem lesen anfange. Mal sehen, ob es mir auch so schwer fallen wird. :)

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  2. Nein, echt? Das Buch (bzw. die ganze Serie) hat doch sooo gute Kritiken bekommen! Und ich war ja auch schon toootal gespannt drauf. Deine Meinung schreckt mich jetzt einerseits ordentlich ab. Andererseits macht sie mich aber auch fast noch mehr neugierig auf das Buch. Hmmm...

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  3. ich hatte mit dem Buch vor einer halben Ewigkeit schon ein Zusammentreffen und es damals Seitenmäßig nicht mal so weit geschafft, weil mich 1. die Dialoge störten und ich 2. nicht mit der Protagonistin und ihren Problemen zurecht kam, aber der Übersetzung will ich noch mal eine Chance geben... manchmal wird ein Buch dadurch ja auch besser *g*

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  4. Oh Gott, oh Gott, oh Gott – wenn ich das gelesen hätte, hätte ichs für miserabel lektoriert gehalten! :D

    Bin mal gespannt auf die Rezensionen zur deutschen Ausgabe bzw. darauf, wie man das wohl gelöst hat.

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  5. Ja, das dürfte den Übersetzer oder die Übersetzerin vor interessante Probleme gestellt haben...außer vielleicht wenn damit die gleiche Person beauftragt wurde wie bei Kate und Leah?

    Evi, meld dich doch mal, wenn du das Buch haben möchtest. Vielleicht können wir tauschen oder so?

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  6. @Susi: Vermutest du, dass sich die Autorin den Slang ausgedacht hat, oder hast du Informationen dazu gefunden?
    Wenn das Buch im amerikanischen Raum so gut ankommt, dann steckt hinter dem Slang ja vielleicht etwas ... *positives Denken* ;)

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  7. Hi Winterkatze, ich glaube, irgendwo gelesen zu haben, daß sie sich den Slang ausgedacht hat. Aber ich bin mir nicht sicher und kann mich nicht mehr erinnern, wo ich's gelesen habe!

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  8. Ah, okay. Nun, wer weiß, vielleicht liest sich dieser Slang für Amerikaner nur halb so schlimm wie für eine kritische Europäerin. ;)

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