Sonntag, 18. Dezember 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 13


Liebes Tagebuch,

heute bin ich ganz früh aufgewacht. Ich wollte doch unbedingt wissen, wie das Duell von Kevin und Lord Festerwart ausgegangen war. Es war so früh, daß diese gräßliche Bella nicht kam, als ich nach ihr läutete, damit sie mir beim Anziehen hilft. Ich mußte im Nachthemd durch das ganze Haus laufen, bis ich sie endlich im Keller hinter den Kartoffelsäcken fand, wo sie auf dem Bauch von Tom, dem Küchenjungen schlief. Und sie waren beide splitterfasernackt! Ich war noch niemals in meinem ganzen Leben so schockiert.

Als Bella und ich endlich beide angezogen waren, war es schon fast Mittag und ich fand heraus, daß Kevin das Duell unbeschadet überstanden hatte. Uff, ein Glück! Aber liebes Tagebuch, stell dir vor, er hat nach dem Duell Lord Festerwart mit in unser Haus genommen, damit wir ihn hier als meinen zukünftigen Gatten gesundpflegen! Lord Festerwart hat den Marmorfußboden in der Eingangshalle und die Treppen vollgeblutet, als sie ihn hereingetragen haben. Obendrein ist sein Blut rot und nicht blau. Er muß wohl einige Bürgerliche unter seinen Vorfahren haben. Und so einen Mann soll ich heiraten? Niemals! Bella sagte mir, daß Lord Festerwart bewußtlos in unserem Gästebett liegt. Angeblich ist seine Nase gebrochen, seine Beine sind verrenkt, und irgendwelche…Innnereien…sind aus seinem Bauch gequollen. Der arme Lord Festerwart. Irgendwie tut er mir leid. Ich glaube, ich werde eine Frau für ihn suchen, sobald ich Papa überzeugt habe, daß ich ihn nicht heiraten muß. Eine, der es nichts ausmacht, daß er so häßlich und fies ist.

Beim Mittagessen machte Papa Andeutungen, ich solle Lord Festerwart pflegen…ihm Verbände wechseln und solche Sachen…damit ich mich schon mal an ihn gewöhnen könne. Igitt, ist ja widerwärtig. Ich bin direkt nach dem Essen in die Bibliothek geflohen, weil Papa mich dort nie suchen wird. Blöd nur, daß es da so langweilig ist. So viele Bücher, und die meisten davon haben noch nicht mal Bilder! Aber ich habe etwas interessantes gefunden. Nämlich einen dünnen Band über die Geschichte der Familie Cheatbridge. Also über meine Vorfahren! Und darin waren sogar Bilder von Familienerbstücken. Unter anderem gab es ein Bild vom Amulett der sündigen Fanny. Wenn man mich fragt, ist es kein großer Verlust, daß dieses Amulett verschwunden ist. Es muß monströs häßlich gewesen sein. Es sieht wie ein goldener Apfel aus, der mit einem riesigen Rubin verziert ist. Als ich das Bild sah, hatte ich plötzlich eine phantastische Idee, wie ich Lord Festerwart loswerden und meinen Papa von seinen Schulden befreien kann, um eines Tages meine Große Liebe zu heiraten.

Also ließ ich mir von Sampson, unserem Butler, meinen Umhang holen und schlüpfte flink aus dem Hinterausgang unseres Hauses. Ich habe aber niemandem gesagt, wohin ich gehe, hihi!

Elizabeth Hoyt: Scandalous Desires

Im Jahr 1738 leitet Silence Hollingbrook zusammen mit ihrem Bruder ein Waisenhaus in einem der übelsten Stadtvertel Londons. Ihr absoluter Liebling unter den Waisenkindern ist ein Baby namens Mary Darling. Eines Tages wird Mary Darling von Mickey O'Connor, einem berüchtigten Flußpiraten und Unterweltkönig, entführt. Als Silence sie zurückholen will, erfährt sie zu ihrem Erstaunen, daß Mary Darling Mickeys Tochter ist und deswegen vor dessen Erzfeind beschützt werden muß. Silence entschließt sich, bei Mickey in dessen palastartigem Anwesen zu bleiben, um auf Mary aufzupassen. Und obwohl sie dessen kriminelle Aktivitäten nicht gutheißt, ist sie gegen seinen Charme nicht gefeit, und so verlieben sich die beiden ineinander...

An diesem Buch stimmt fast alles...nicht. Ich kann kaum glauben, daß es von derselben Autorin stammt, die so eine Perle wie The Serpent Prince geschrieben hat. Meine Kurzzusammenfassung würde lauten: die Handlung ist vollkommen logikfrei, Held und Heldin sind TSTL und das einzig Positive ist, daß der Held Mickey heißt. Find ich irgendwie lustig.

Mickey ist ein richtiger Verbrecher, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Raub und Erpressung sind sein täglich Brot. Ein schlechtes Gewissen hat er deswegen keineswegs. Am Ende des Buches wendet er sich von seinen verbrecherischen Aktivitäten ab (das ist jetzt kein Spoiler, oder? Kommt schon, das müßt ihr gewußt haben) - aber nicht etwa, weil er geläutert ist, sondern eher, um der Heldin einen Gefallen zu tun. Er wohnt in einer Art sehr opulent und kitschig ausgestattetem Palast und regiert seine Gefolgsleute mit eiserner Hand. Diese beten ihn dafür wie ein gottgleiches Wesen an und nennen ihn "Himself" (ja, mit großem H) wenn sie über ihn sprechen. In Mickeys Schlafzimmer steht ein riesiges Bed, wo er jede Nacht mit gleich mehreren Frauen verbringt (natürlich nicht mehr, nachdem unsere wackere Heldin die Szene betritt). Für seine Tochter bringt Mickey übrigens kein großes Interesse auf; die hat er nur entführt, um Silence in sein Haus zu locken.

Äußerst nervend ist auch der englische Unterschichtendialekt von Mickey. Der kam mir sehr nachgemacht vor, aber andererseits habe ich natürlich keine Ahnung, wie in London im 18. Jahrhundert die armen Menschen gesprochen haben.

Obendrein wird die Handlung im Verlauf des Buches immer absurder und unlogischer. Das fängt mit Kleinigkeiten an. Eine der adligen Wohltäterinnen des Waisenhauses fragt beispielsweise, warum denn dieses Waisenhaus unbedingt an einem so fiesen Ort wie St. Giles sein müsse. Die Antwort lautet schlicht und ergreifend, daß die meisten der Waisen just in diesem Stadtviertel geboren seien. WTF? Kinder müssen immer an dem Ort großgezogen werden, wo sie geboren wurden? Super Sache. Dann wäre ich in Dortmund-Kirchhörde aufgewachsen. Das ist wesentlich, hm, bürgerlicher als meine gute alte Heimat Dortmund-Scharnhorst. Ich wette, da stehlen die Grundschulkinder nicht schon in der zweiten Klasse ihrem Lehrer die Zigaretten, zerhacken Holzzäune mit Äxten zu Kleinholz und verlassen ihre Häuser grundsätzlich nur durch Fenster im Erdgeschoß, weil die Haustür defekt und vernagelt ist.

Aber ich schweife ab. Nach sehr kurzer Zeit übernimmt die eigentlich nur als Gast geduldete Silence die Haushaltsführung des furchteinflößenden Verbrecherkönigs, was darin resultiert, daß es gesünderes, aber widerwärtiges Essen gibt. Ich meine, gekochte Rüben? Silence läßt Mickey gekochte Rüben servieren und er will immer noch Sex mit ihr? Das Buch muß in einem Paralleluniversum spielen. Die meisten Menschen, die ich kenne, würden schon beim Gedanken an gekochte Rüben nur noch reihern. Sexy ist das nicht gerade. Obwohl wir es hier ja andererseits mit Engländern zu tun haben. Wer Pommes mit Essig und Toastbrot mit kalten Dosenspaghetti ißt, ist eh zu allem fähig.

Später im Buch wird Silence von ihrer Familie vor dem Schurken beschützt. Eine von Silences Schwestern hat in eine adlige Familie eingeheiratet, und so finde ich es ziemlich seltsam, daß alle denken, der Schurke könne Silence entführen, meucheln und niemand würde jemals herausfinden, was ihr geschehen ist. Diese Leute sind reich, berühmt und wissen, wer hinter ihr her ist. Eigentlich hat der Bösewicht überhaupt keine Chance, und das macht das Buch auch nicht gerade spannender.

Am Ende kommt dann doch noch ein klein wenig Spannung auf, weil Mickey verhaftet wird und ein grausames Ende fürchten muß - aber das kann das Buch auch nicht mehr retten. Zumal auch das Happy End mit konsequenter Unlogik herbeigeführt wird.

Das Vorgängerbuch Notorious Pleasures fand ich ja auch schon etwas doof, aber immerhin noch sehr unterhaltsam. Scandalous Desires hat dagegen nichts, was für es spricht. Ich mag den Schreibstil von Elizabeth Hoyt, aber die unlogische Handlung und die größtenteils recht dämlich agierenden Protagonisten kann er nicht wettmachen.

Sonntag, 20. November 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 12


Liebes Tagebuch,

auf der Kutschfahrt nach Hause haben sie alle auf mich eingeredet: Papa, Mama und Kevin. Es sei ein Riesenskandal und ich müsse Lord Festerwart unbedingt heiraten, da er mich entehrt habe. Sie wollten mir einfach nicht glauben, daß Lord Festerwart sich nur auf mich gelegt hatte, als ich ohnmächtig war! Nur Kevin hatte ein paar Worte des Trostes: "Vielleicht überlebt er ja das Duell nicht", sagte er.

Da waren Mama und Papa aber erzürnt und haben Kevin angeherrscht, daß er Lord Festerwart bloß nicht umbringen soll, weil er doch unsere Schulden bezahlen muß, wenn wir verheiratet sind. Ich habe ganz doll geweint und angeboten, daß Papa meinen Schmuck verkaufen kann und meinetwegen auch mein Pferd. Papa hat aber die Stirn gerunzelt und mich gefragt, ob ich denn nicht gemerkt hätte, daß er meinen Schmuck schon längst verkauft und durch Glassteine ersetzt hat. Und dann sagte er noch, mein Pferd sei doch nur ein Schaukelpferd (das hatte ich nicht bemerkt, weil ich Pferde und reiten hasse. Aber psst, nicht weitersagen. Sonst nehmen sie mir mein Diplom von der Regency-Romanheldinnen-Schule weg). Shocking!

Bevor wir schlafen gingen, hat Kevin mir noch zugezwinkert und gesagt, daß er Lord Festerwart zwar nicht töten, aber doch wenigstens ein wenig verstümmeln würde. So könnte man die Hochzeit etwas herauszögern.

Ich wollte Kevin erst sagen, daß er Lord Festerwart die Hände abhacken soll, damit er mich nicht anfassen kann. Ich finde ihn so ekelig! Aber dann fiel mir ein, daß ich ihm, wenn er keine Hände mehr hätte, womöglich den, äh, verlängerten Rücken abwischen muß, wenn er, äh, auf den Nachttopf geht? Oder ich muß ihn füttern? Oh neinneinnein, ich kann diesen Lord Festerwart nicht heiraten! Ich brauche unbedingt einen Plan!!

Ich glaube, ich schleiche mich jetzt erstmal in den Salon und schaue, ob noch etwas Hustensaft da ist.

Morgen sieht dann hoffentlich schon alles ganz anders aus.

Robyn Carr: Neubeginn in Virgin River

Originaltitel: Virgin River

Melinda Monroe ist eine Krankenschwester und Hebamme aus Los Angeles, die nach dem tragischen Tod ihres Mannes dringend einen Tapetenwechsel braucht. So hält sie es für eine gute Idee, in ein kleines, abgelegenes Bergdorf namens Virgin River zu ziehen um als Gehilfin des einzigen dort ansässigen Arztes zu arbeiten. Als sie allerdings in Virgin River ankommt, würde sie am liebsten sofort wieder abreisen: das Haus, das man ihr zur Verfügung stellt, ist eher eine Bruchbude, der Arzt ist ein übellauniger alter Kauz, und es scheint auch nicht wirklich viel für sie zu tun zu geben. Dann findet Mel allerdings ein Findelkind, stellt fest, daß die Landschaft bezaubernd ist, und schließt die meisten Bewohner von Virgin River in ihr Herz - allen voran den Barbesitzer Jack Sheridan. So wird es nichts mit der überstürzten Abreise.

Wenn mein schwaches Gedächtnis mich nicht trügt, habe ich dieses Buch auf der Booklover Conference ertauscht. Ich war ziemlich mißtrauisch als ich anfing, es zu lesen, denn obwohl ich schon viel Gutes über die Virgin River Serie gehört hatte, befürchtete ich, daß es ein langweiliges "wir sind alle supertoll und perfekt, haben uns alle ganz doll lieb und leben in einem Idyll"-Leseerlebnis wird. Das war es aber gar nicht! (Jaha, aber nur um mich in Sicherheit zu wiegen. Von den nächsten Büchern der Virgin River Serie bekommt man Karies, aber dazu später mehr).

Zunächst mal ist Mel nicht die typische Liebesromanheldin. Anfangs wirkt sie eher, als habe sie sich aus einem Chicklit-Roman in das Buch verirrt. Sie fährt ein BMW-Cabrio, liebt schicke und teure Klamotten und ist etwas unwirsch ob der Tatsache, daß es in Virgin River keinen kompetenten Friseur zum Auffrischen ihrer Strähnchen gibt. Jack ist da schon eher typisch: er ist ein ehemaliger Soldat, der seine Kneipe in Virgin River aufgemacht hat, weil er wohl nichts besseres vorhatte. Und natürlich ist er heldenhaft, gutaussehend und ein Ex-Frauenheld.

Nach und nach schließt Mel, und damit der Leser, Virgin River und seine Bewohner ins Herz. Es sind Freaks dabei, die alle möglichen Probleme haben. In den Wäldern hausen finstere Bösewichter und bauen Cannabis an. Manchmal bedrohen sie die aufrechten Bürger des kleinen Städtchens, so daß das Buch auch ein wenig Action aufweist.

Jack ist von Anfang an an Mel interessiert, und es dauert lange - nicht gerade realistisch lange, da sie ihren verstorbenen Mann ja noch immer sehr vermißt, aber doch sehr lange - bis Mel ihn wenigstens ein bißchen an sich heranläßt, obwohl er ihr schon gefällt. Jack legt dabei eine ebenfalls nicht völlig lebensechte Engelsgeduld an den Tag.

Aber bitte sehr: das Buch ist wirklich unterhaltsam und stellenweise sogar überraschend, weil nicht genau das geschieht, was ich erwartet habe. Es ist bestimmt nicht das tollste Buch, das ich je gelesen habe, aber das Lesen hat mir Spaß gemacht - und mehr kann man doch eigentlich nicht wollen.

Mittlerweile habe ich übrigens noch einige andere Virgin River Bücher gelesen, und sie werden schlechter und schlechter. Bei all diesen heldenhaften...äh, Helden und zauberhaften Heldinnen, denen die jeweiligen Helden den Arsch mit einem mehr oder minder zaghaft gemurmelten "Liebste, wie fühlst du dich jetzt?" hinterher tragen, könnte ich echt einen Zuckerschock bekommen. Aber das ist gar nicht so schlimm. Ich habe nämlich komischerweise herausgefunden, daß diese Bücher wie Baldrian auf mich wirken. Wenn ich einen schlechten Tag hatte oder traurig bin, lese ich einfach ein bißchen in einem Virgin River Buch und kann meinen Kummer für ein Weilchen vergessen. Wie gut, daß es davon so viele gibt und ich sie ratzfatz auf mein iPad laden kann.

Aber es wäre trotzdem nicht verkehrt, wenn Robyn Carr ihren Patriotismus mal ein kleines bißchen weniger raushängen lassen könnte. Männer können auch liebenswert sein, wenn sie Freiheit und Demokratie nicht im Irak verteidigt haben!

Sonntag, 13. November 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 11


Liebes Tagebuch,

ich wurde wach, als etwas warmes, dickflüssiges auf mein Gesicht tropfte und ich einen gellenden Schrei vernahm.

Oh. Nein.

Oh mein Gott.

Oh, was war nur geschehen?

Als ich vorsichtig die Augen öffnete, nahm ich wahr, daß ich offenbar in meiner Ohnmacht auf ein Sofa gesunken war. Ein Mann lag auf mir und sabberte in mein Gesicht. Es war Lord Festerwart!

Der gellende Schrei kam von meiner Mama. Sie schrie immer weiter und immer lauter. Schnell füllte sich der Raum mit neugierigen Gästen. Sie tuschelten und zeigten auf mich. Ich griff nach Lord Festerwarts Halstuch, um mir den Sabber aus dem Gesicht zu wischen; dann versuchte ich, ihn von mir herunterzuschubsen. Aber er ließ sich nicht abschütteln, sondern hielt sich an meinen mittlerweile halb entblößten Brüsten fest.

Oh mein Gott. Es war ein Albtraum!

Die Schreie meiner Mama wurden immer spitzer und lauter und sie begann, sich die Haare zu raufen. Ich fühlte, wie eine entsetzliche Migräne mich überkam.

"Kann mal jemand meiner Mama das Riechsalz reichen?" brüllte ich, doch niemand hörte mir zu. Außer vielleicht Lord Festerwart, der vor Schreck rülpste und, dem sich ausbreitenden Geruch nach zu urteilen, auch unter Blähungen litt.

Dann kam endlich mein Bruder Kevin in die Bibliothek von Lord und Lady Mousy gestürmt. Ich war in meinem ganzen Leben noch niemals so froh, ihn zu sehen!

Kevin packte Lord Festerwart am Kragen und riß ihn von mir herunter. Während ich mich aufsetzte und versuchte, meine Kleidung zu richten, schlug Kevin Lord Festerwart einige Male mit der Faust ins Gesicht, bis er (also, Lord Festerwart, nicht Kevin) aus der Nase und aus dem Mund blutete und einige Zähne ausspuckte. Dann zog Kevin einen seiner Handschuhe aus und schlug Lord Festerwart damit ins Gesicht. "Sie sind ein übler Schurke und haben meine unschuldige Schwester entehrt!" rief er erbost aus. "Ich fordere Satisfaktion!"

"Wie bitte?" entgegnete Lord Festerwart verdutzt und spuckte noch einen Zahn aus.

Kevin rollte entnervt die Augen. "Ein Duell, Sie Dorfdepp! Wir werden uns im Morgengrauen duellieren, so verlangt es die Tradition. Nennen Sie mir Ihre Sekundanten und wählen Sie die Waffen!"

"Äh…können wir uns mit faulen Tomaten bewerfen?"

Lady Mousy tippte Lord Festerwart auf die Schultern. "Guter Mann, um diese Jahreszeit gibt es keine Tomaten", sagte sie.

"Tomaten sind was für Schwuchteln." Kevin rümpfte die Nase.

"Tja dann vielleicht…hm, also…Pferdeäpfel?"

"Ist ja widerwärtig", grollte Kevin. "Kommen Sie schon, versuchen Sie mal, ein Mann zu sein. Es muß was scharfes, was spitzes oder was laut knallendes sein. Ist das denn so schwierig?"

Lord Festerwart ließ resigniert die Schultern hängen. "In Ordnung", seufzte er. "Dann wähle ich Säbel. Aber wenn ich das Duell gewinne, wird Ihre werte Schwester mir ihre Hand zur Ehe reichen!"

"Einverstanden", entgegnete Kevin. "Aber wenn Sie das Duell verlieren, dann heiraten Sie Mandy."

Dann wurde ich wieder ohnmächtig.

Die Buchqual-Kontroverse

Bei Irina gab es in der letzten Woche ein lustiges Video darüber zu sehen, was man alles mit einem Buch anfangen kann, das man nicht mag. Über dieses Video gab es anschließend eine etwas kontroverse Diskussion, weil es eben nicht jeder lustig fand.

Auf Gossamer Obsessions kann man dieses Video ebenfalls sehen, und passend dazu gibt es eine Rezension zu Whitney, My Love von Judith McNaught. Menschenskinder, das muß ja wirklich die Mutter aller miesen Bücher und unfaßbar grauenhaft sein. Ich glaube, ich lasse lieber die Finger davon.

Donnerstag, 10. November 2011

Das seltsamste Buchcover des Tages...

...habe ich gerade bei All About Romance entdeckt.




Und ich dachte immer, unter dem Schottenrock ist gar nichts!
 
Aber mal ehrlich, der Typ sieht doch so aus, als wolle er mit seinem Schottenröckchen Can Can tanzen!

Dienstag, 1. November 2011

Jill Sorenson: Set the Dark on Fire

Shay Philips ist eine Wildhüterin im kalifornischen Hinterland. Eines Tages wird in Tenaja Falls eine Tote gefunden, die von offenbar von einem Löwen angegriffen wurde. Der neue Sheriff des Ortes, Luke Meza, möchte Shays Meinung als Expertin zu diesem Fall hören. Doch etwas ist seltsam - warum gibt es keine Blutspuren am Fundort der Leiche? Zwischen Shay und Luke funkt es sofort, doch er verhält sich ihr gegenüber merkwürdig abweisend. Dazu kommt, daß Shay noch einen ganzen Schwung anderer Probleme hat: sie muß sich um ihren jüngeren Bruder kümmern, der seine eigenen Geheimnisse hat und schließlich sogar unter Mordverdacht gerät. Obendrein macht ihr Ex-Lover bei jeder sich bietenden Gelegenheit Ärger...

Tja, idyllisch ist anders. Set the Dark on Fire scheint dem Klappentext nach ein Romantic Suspense zu sein und es ist sicherlich ein spannendes Buch - aber die Suspense-Elemente, obwohl deutlich vorhanden, kommen doch teilweise sehr kurz. Statt dessen geht die Autorin sehr detailliert auf die Personen und ihre Beziehungen untereinander ein. Ich habe schon eine Menge Bücher mit verkorksteren Charakteren als diesen gelesen. Die meisten Personen in Set the Dark on Fire - mit Ausnahme von Shays Ex-Lover Jesse Ryan und eines der Polizisten - sind ganz anständige Leute, die durch widrige Umstände in Schwierigkeiten geraten. Aber diese Schwierigkeiten sind eben so gewaltig, daß die Aufklärung des Verbrechens zeitweise in den Hintergrund verbannt wird. Luke, Shay, ihr Bruder Dylan und Angel (ein Mädchen, in das er verliebt ist) sind nicht gerade die vernunftgesteuertsten Buchprotagonisten, die man sich vorstellen kann. Oft handeln sie impulsiv und nicht gerade besonnen (das Hin und Her zwischen Dylan und Angel hat ein wenig an meinen Nerven gezerrt, aber sie sind natürlich Teenager; da kann man wohl kein Übermaß an Vernunft erwarten). Andererseits sind sie aber auch kein Haufen von überdrehten Drama Queens, so daß ich mich am Ende des Buches guten Gewissens über ein Happy End für wenigstens zwei bis drei der alles in allem doch ganz sympathischen Personen freuen konnte.

Set the Dark on Fire ist spannend und flüssig zu lesen. Ich finde, daß Jill Sorenson eine sehr talentierte Autorin ist und werde sicherlich noch mehr Bücher von ihr lesen. Leider kam der Suspense-Teil hier für meinen Geschmack ein bißchen zu kurz, aber ich hatte an dem Buch trotzdem Spaß.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Sagt die Maus zum Löwen...

Sorry, Leute. Ich konnte mich nach dem, äh, Genuß der Leseprobe nicht dazu durchringen, das Buch mit den Rindvieh-Gestaltwandlern komplett zu lesen. Vielleicht, wenn ich mal sturzbetrunken bin?

Dafür habe ich aber was anderes interessantes gefunden. Natürlich wieder mal im Romantic Times Magazin und bei Siren Publishing. Aber seht selbst:

Joyee Flynn: Squeak and a Roar

Es geht - was sonst? Um die leidenschaftliche Liebe zwischen einem Maus-Gestaltwandler und einem Löwen-Gestaltwandler. Letzterer trägt im Übrigen den schönen Namen Ant - also Ameise. Ich finde ja, daß der Geschichte zum echten Klassiker noch ein Dreier mit einem Elefanten fehlt, aber was weiß ich schon?

Tami Hoag: Secrets to the Grave

Im Jahr 1986 hat sich das kleine kalifornische Städtchen Oak Knoll kaum vom Entsetzen über die Taten eines Serienmörders erholt, als schon wieder ein Mord geschieht: die Künstlerin Marissa Fordham wird tot in ihrem abgelegenen Haus gefunden. Bei ihr ist ihre 4jährige Tochter Haley, die jedoch so traumatisiert ist, daß sie nichts zum Tathergang sagen kann. Fieberhaft sucht die Polizei mit Hilfe des Profilers Vince Leone nach Hinweisen, doch für jedes gelöste Rätsel tauchen mehrere neue auf: Marissa war nicht die, die zu sein sie vorgab. Neben ihrer Mentorin Milo Bordain haben offensichtlich auch deren Ehemann und Sohn etwas zu verbergen, ganz zu schweigen von Marissas Freund, einem buchstäblich verückten Universitätsprofessor, und dessen Assistenten. Obendrein verschwindet auch noch Marissas Freundin Gina spurlos...

Secrets to the Grave ist, wie alle neueren Bücher von Tami Hoag, ein außerordentlich spannendes Buch. So spannend, daß ich auf meinen Nägeln gekaut hätte, wenn ich zum Nägel kauen neigen würde. Die Autorin legt ständig neue falsche Fährten und läßt ihre Ermittler die erschütterndsten Dinge über die Bekannten der Toten herausfinden. Alle haben finstere Geheimnisse, aber natürlich wurde haben nicht alle aufgrund dieser Geheimnisse auch getötet. Die Beschreibung der Polizeiarbeit ist faszinierend, denn obwohl das Buch im Jahr 1986 spielt, was mir gar nicht soo lange her vorkommt, steckte die Benutzung von Computern da natürlich noch in den Kinderschuhen. DNA-Spuren kamen als Beweise noch nicht in Frage, und, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann: wenn man in der Wildnis gestrandet ist, dann ist man in der Wildnis gestrandet. Keine Handys!

Interessant auch, wie berechnend der psychologisch geschulte Vince in seinem Umgang mit dem verückten Professor ist, um aus ihm Informationen herauszuholen. Trotzdem verliert er nie sein Mitgefühl mit Zander oder einer der anderen Personen, die er befragt.

Secrets to the Grave ist Thriller pur - es gibt einige wenige süße, liebevolle Momente zwischen Vince und seiner Frau Anne, aber es ist definitiv keine Liebesgeschichte. Wer aber mal etwas richtig spannendes lesen und bis zum Ende grübeln möchte, wer denn jetzt der Mörder war, der ist hier genau richtig. Von mir gibt's eine klare Empfehlung für dieses Buch.

Dienstag, 20. September 2011

Leighton Gage: Buried Strangers

Als in einem Waldstück in der Nähe von São Paulo in Brasilien mehrere Leichen gefunden werden, wird die Bundespolizei in Gestalt von Chefinspektor Mario Silva zur Hilfe gerufen. Zunächst ist es schwierig, die Toten zu identifizieren, und es gibt scheinbar kein Motiv für die Morde - bis sich schließlich ein grauenhafter Verdacht in eine ungeheuerliche Gewißheit verwandelt...

Buried Strangers ist wieder ein ultra-harter Krimi mit dem Schauplatz Brasilien. Für Leute mit schwachen Nerven ist dieses Buch wirklich nichts, aber es ist extremst spannend und hat diesmal eine wesentliche straffere Erzählweise als das Vorgängerbuch Blood of the Wicked. Wieder werden die teilweise sehr üblen Zustände in Brasilien und die extremen Unterschiede zwischen dem Leben der reichen und der armen Leute in den schillerndsten Farben geschildert. Ich kann natürlich nicht einschätzen, wie realistisch das alles ist, und der Autor scheint kein Brasilianer, sondern ein Amerikaner zu sein. Aber zumindest wirkt es sehr realistisch. Mir wurde beim Lesen jedenfalls mal wieder so richtig klar, wie gut wir es hier in Mitteleuropa eigentlich haben.

Da gibt es Leute, die in den allerärmlichsten Verhältnissen leben, und die ihren Arbeitgebern, sofern sie Arbeit haben, schutzlos ausgeliefert sind. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich jene, die sich fast alles leisten können; sogar neue Organe wie Lungen und Herzen, wenn nur das Geld stimmt. Die einen tun alles, um zu überleben - die anderen verteidigen ihre Privilegien mit Zähnen und Klauen. Auch die Polizei ist bis in die höchsten Ränge von Korruption durchdrungen.

Selbst diejenigen, die sich Eigenschaften wie Güte, Aufrichtigkeit und Mitgefühl bewahrt haben, haben ihre dunklen Seiten und neigen gelegentlich dazu, etwas illegales zu tun - bis hin zur Selbstjustiz.

Buried Strangers ist oft bestürzend und schockierend. Aber es ist auch ein wahnsinnig spannendes Buch, das ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Eine unbedingte Empfehlung von mir für alle Leser mit starken Nerven.

Sonntag, 18. September 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 10


Liebes Tagebuch,

es war so aufregend! Also, nicht die Sache mit Bella und Kevin und Ricky gestern abend. Da habe ich noch eine Menge lautes Stöhnen und Keuchen und Peitschenschläge gehört (nun ja, Kevin ist immerhin Papas Erbe, nicht war? Da muß er wohl auch gelegentlich die Dienstboten züchtigen), aber Bella ist nicht in mein Zimmer gekommen.

Nun ja, nachdem der Fremde in Lord und Lady Mousys Bibliothek meine Kleidung aus dem Weg geschoben hatte, packte er meine Schultern, schob…irgendwie…seine Beine zwischen meine und plötzlich merkte ich, daß mich etwas längliches warmes…da unten…berührte. Da, wo ich mich nicht waschen darf! (Hat mein Kindermädchen immer gesagt). Dann packte mich der Fremde und hob mich hoch, so daß ich meine Beine um seine Hüften schlingen mußte, um nicht wie ein nasser Sack auf den Boden zu plumpsen. Und plötzlich rutschte das längliche warme in mich hinein! So ein seltsames Gefühl. Irgendwie…beglückend? Der Fremde setzte meinen entblößten verlängerten Rücken auf dem Schreibtisch ab (hoffe, daß ich da jetzt keine Tintenflecken habe, kann aber leider nicht hinschauen; Bella muß morgen mal nachsehen) und begann sich auf und ab zu bewegen und so eigenartig zu grunzen. Ich bemerkte, daß ich laut stöhnte. Der Fremde bewegte sich immer schneller. Plötzlich öffnete sich die Tür der Bibliothek und ich sah – nun ja, keine Ahnung, wer das war. Der Kleidung nach muß es wohl ein Lakai von Lord und Lady Mousy gewesen sein. Er schloß die Tür ganz schnell und muß  fortgegangen sein, und das war gut, denn ich konnte mich nur noch auf den Fremden konzentrieren, dessen Gesicht nun gerötet und schweißgebadet war, und dessen Mund sich an meinem Hals festgesaugt hatte. Es war so unbeschreiblich wundervoll, und Wellen der unglaublichsten Gefühle überkamen mich und wollten gar nicht mehr aufhören, bis der Fremde ganz plötzlich laut stöhnte und ich merkte, wie an meinen Beinen etwas warmes und dickflüssiges herunterlief.

Eigenartig, das. Ich muß Kevin danach fragen. Jedenfalls war ich gar nicht mehr traurig, daß ich keine Süßigkeiten im Schreibtisch gefunden hatte und auch nicht wußte, was aus der Salami geworden war. Verdutzt starrte ich den Fremden an und sagte das erste, was mir einfiel: "Wer…wer sind Sie?"

Der Fremde lächelte mich an, aber es war ein etwas unangenehmes Lächeln. "Du, meine Süße, kannst mich Freddy nennen, wenn wir unter uns sind. Aber deinem Papa kannst du viele Grüße von Frederick St.Moron, dem Herzog von Steelyballs ausrichten. Und bei der Gelegenheit kannst du ihm auch sagen, daß ich erwarte, daß er in Zukunft etwas mehr unternimmt, um das Amulett der Sündigen Fanny zu finden. Da reicht es nicht, daß er mir seine schöne Tochter hinterherschickt, damit sie mich verführt! Dieses Amulett gehört den St.Morons seit Generationen, und deine nichtswürdige, ehrlose Familie hat es gestohlen!" Nun hatte der Fremde, also der Herzog, sich wohl in Rage geredet, und schon hatte er auch seine Kleidung gerichtet und war verschwunden.

Und ich? Ich japste nach Luft, so sehr, daß mindestens die Hälfte der Schnüre an meinem Korsett gerissen sind. Dann wurde ich an Ort und Stelle bewußtlos!

Sonntag, 11. September 2011

Voilà, je vous présente...

Ich weiß, es gibt da draußen in der großen weiten Welt viele Anne Stuart Fans. Ich gehöre nicht dazu; ich habe nämlich eine recht niedrige Arschloch-Helden-Toleranzschwelle. Nun ist es aber so, daß ich über den DearReader.com Romance Bookclub jede Woche per e-mail Leseproben von Liebesromanen bekomme. Oft werden da etwas ältere Exemplare vorgestellt, aber in der letzten Woche war Breathless von Anne Stuart dran. Ich habe gar keine Zeit gehabt, mir die Leseproben richtig durchzulesen, aber etwas fiel mir doch auf: der Name des Helden! Der heißt nämlich

Lucien de Malheur

WTF? Was kommt denn da als nächstes? Der Duc du Schlechtes Karma? Mademoiselle Dumm Gelaufen?

Und noch wichtiger: wird es ein Crossover-Buch von Anne Stuart und J.R. Ward geben, in dem sich der grauenhaft gefährliche, fürchterlich leidende und Lederkleidung tragende Vampir Mhächtig Anhgepisst unsterblich in die französische Aristokratin Princesse de Pleiten-Pech et Pannen verliebt?

Pamela Clare: Extreme Exposure

Kara McMillan ist Journalistin bei einer Tageszeitung in Colorado. Schon seit Jahren hat sie sich für nichts anderes interessiert als die Erziehung ihres kleinen Sohnes Connor und ihre Arbeit. Eines Tages überschlagen sich jedoch die Ereignisse: ehe sie es sich versieht, hat Kara eine heiße Affäre mit Reece Sheridan, einem attraktiven, intelligenten, integren und kompetenten Politiker (na klar doch) und ist gleichzeitig einem Skandal auf der Spur: eine Firma, die Zement herstellt, scheint gegen jedes der Menschheit bekannte Gesetz gegen Umweltverschmutzung zu verstoßen. Schon bald steckt Kara in der Zwickmühle: Unbekannte bedrohen sie und verüben Anschläge auf sie - etwa die Zementfirma? Und welche Verbindung hat Karas neuer Liebhaber zu dieser Firma?

Eins muß man Pamela Clare lassen: sie hat ein Händchen für ziemlich außergewöhnliche Szenen - und unfreiwillige Komik, aber dazu später mehr. Der Anfang des Buches ist bewundernswert schräg: Da geht Kara mit einer Freundin aus, betrinkt sich und fängt direkt an, Reece, den sie bisher nur beruflich von einem Interview kannte, faszinierende Details über ihre sexuellen Vorlieben zu erzählen. Das ist ja die Wucht in Tüten. So betrunken könnte ich überhaupt nicht sein! Aber egal: Reece steht auf Kara, Kara fährt auf Reece ab, und so könnte die Liebesgeschichte ihren Lauf nehmen, wenn Karas Gewissenbisse wegen ihres kleinen Sohns dem nicht im Weg stünden. Diese Bedenken kann Reece aber nach und nach ausräumen.

Etwas spannender ist da schon der Suspense-Plot, wenn ich diesen Anglizismus mal ausnahmsweise benutzen darf (ja, darf ich. Ist ja mein Blog). Kara bekommt unter größter Geheimhaltung Hinweise und vertrauliche Unterlagen von einem Mitarbeiter der Zementfirma. Sie schafft es, heimlich das Werksgelände der Firma aufzusuchen und dort Fotos zu machen und Wasserproben zu entnehmen. Ein bißchen wie Julia Roberts in Erin Brockovich. Als Kara aber auch noch anfängt, die Anwohner in der Umgebung der Firma zu befragen, bemerken deren Verantwortliche offensichtlich, daß etwas im Busch ist, und von da an wird es richtig gefährlich.

Extreme Exposure ist ein spannendes Buch und das Lesen hat mir wirklich Spaß gemacht. Aber es ist schon eher das, was ich als "fluffy" bezeichnen würde. Insbesondere mit dem Helden hatte ich so meine Probleme. Reece Sheridan ist eigentlich ein Lehrer, der sich ins Amt des Senators wählen ließ, um seinen Schülern zu beweisen, daß die Beteiligung jedes einzelnen Bürgers am politischen Geschehen möglich und sinnvoll ist. Er sieht gut aus, ist ein toller Liebhaber, unbestechlich, selbstlos, treu, ehrlich, zuverlässig und reich. Oder mit anderen Worten: daß es jemanden wie ihn gibt, ist ungefähr so wahrscheinlich wie die Landung eines Ufos auf meinem Balkon innerhalb der nächsten 5 Minuten. Hier in Dortmund sind schon die Kommunalpolitiker weltfremd, inkompetent, korrupt, verlogen und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Nichts deutet für mich darauf hin, daß das auf Landes- oder Bundesebene irgendwie anders sein könnte. Abgesehen davon fällt mir nicht ein einziger Politiker ein, den man auch nur im entferntesten als gutaussehend bezeichnen könnte. In den USA werden die Verhältnisse in der Hinsicht wohl auch nicht großartig anders sein.

Immerhin hat Extreme Exposure aber die etwas zweifelhafte Ehre, einen der bescheuertsten Sätze in der Geschichte der Literatur zu beinhalten. Ich kichere jetzt noch, wenn ich dran denke. Gegen Ende des Buches wollen die Bösen Kara nämlich töten, in dem sie sie in einen Ofen stecken (ich bin aus der Beschreibung nicht ganz schlau geworden, aber es könnte sich um einen Drehrohrofen handeln). Egal, Kara hat jedenfalls schlagkräftige Argumente, die selbst den kaltblütigsten Mörder von seiner grausen Tat abhalten würden:

The blast of heat took her breath away. The white-orange blaze was painfully bright even in the daylight, and the roar was like that of a freight train. Red, glowing bricks lined the interior, even the door. She turned her face away and shut her eyes against the glare. "Killing me constitutes a major violation of the First Amendment!"

Yup. Die Bösewichter sind davon genauso beeindruckt wie ich, aber gerettet wird Kara natürlich trotzdem.

Abschließend noch ein paar Worte der Warnung: wer an Diabetes leidet, sollte auf gar keinen Fall auch nur daran denken, den Epilog dieses Buches zu lesen. Das ist mein Ernst. Ich habe es getan und merkte schon beim Lesen, wie sich Karies über meine Zähne ausbreitete. Ich liebe Happy Ends, und ich mag Süßigkeiten, aber was zuviel ist, ist zuviel.

Samstag, 3. September 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 9


Liebes Tagebuch,
die Bibliothek von Lord und Lady Mousy ist ganz schön armselig. Da sind noch nicht mal Süßigkeiten im Schreibtisch versteckt! Wenn ich einen Schreibtisch hätte, dann würde ich in die Hälfte der Schubladen Süßigkeiten und in die andere Hälfte kleine Flaschen mit Hustensaft legen. So hätte ich immer, was ich brauche.

Während ich die Schubladen des Schreibtischs öffnete, hörte ich plötzlich ein Räuspern hinter mir. Und als ich mich umdrehte – ich wurde ein bißchen rot, weil ich mir nicht sicher war, ob Lord und Lady Mousy damit einverstanden sind, daß ich in ihrem Schreibtisch Süßigkeiten suche – sah ich, daß der Fremde von Lady Sandcastles Ball hereingekommen war!

Oh, er ist ja so anbetungswürdig. Er hat unglaublich breite Schultern. Aber er hat etwas grimmig geguckt und die Stirn gerunzelt. "Was machst du kleine Hexe denn da?" hat er mich angeherrscht.

Oh je. Im Ausredenerfinden hatte ich zwar eine 2 in der Schule – aber…unserere Lehrerinnen waren ja auch nicht so attraktiv und maskulin wie dieser Fremde. Ich fürchte, ich habe ein bißchen herumgestammelt und etwas in der Art von "Ich…äh, also…mir ist was runtergefallen…ein Familienerbstück. Das Amulett von meiner Ur-ur-ur-Oma Fanny. Sie war, äh…zwei Wochen lang die Geliebte von Charles II!" gesagt. (Meine Lehrerin Miss Dunwick hat immer gesagt, daß nahezu jede britische Adelsfamilie eine Urahnin hat, die die Geliebte von Charles II war. Und dann hat sie noch gesagt, daß wir deswegen alle miteinander verwandt und irgendwie inzestgeschädigt sind. Was kann sie damit nur gemeint haben??).

Der Fremde sah beeindruckt aus. Er runzelte zwar immer noch die Stirn, aber er sagte, er würde mir beim Suchen helfen. Dann kam er auf mich zu und packte meine Hüften! Er riß mich an sich und plötzlich biß er mich ins Ohrläppchen und rieb seine Vorderseite an mir. Ich spürte etwas hartes, längliches, etwa in der Höhe meines Bauchnabels – ob er wohl von Lady Mousys Buffett eine Salami mitgenommen hatte? Aber egal: plötzlich begann der Fremde mich zu küssen und gleichzeitig am Ausschnitt meines Kleids zu ziehen. Es war so aufregend! Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, und ich hörte ein lautes Stöhnen und merkte, daß ich das selbst war! Mir fiel plötzlich ein, daß es mittags schon wieder nur Schafsinnereien gegeben hatte, und so griff ich nach der Salami, die plötzlich noch größer wurde, und der Fremde ließ von meinem Ausschnitt ab und schob meinen Rock und meinen Unterrock und meinen Unter-Unterrock hoch und dann…

…oh. Ich muß das Licht ausmachen. Nebenan quiekt Bella ganz laut, und wer weiß, vielleicht ärgert sie sich gerade über Kevin und kommt gleich rüber, um ihren Zorn an mir und meiner Katze auszulassen! Ich muß ganz schnell tun, als würde ich schlafen.

Dienstag, 30. August 2011

Der rustikale Rinderwirt Rhett und seine bovinen Brüder oder: viele Kühe machen Mühe

Im Mai war ich ja erschüttert, als ich herausgefunden hatte, daß es Literatur über Rindviecher-Gestaltwandler gibt. Genau genommen rollen sich mir beim Gedanken daran immer noch die Zehennägel auf.

Aber jetzt kommt's: Jane von Dear Author besaß tatsächlich genug Nervenstärke, um dieses Highlight der erotischen Gestaltwandler-Literatur zu lesen! Unfaßbar, aber wahr, und hier könnt ihr die Rezension lesen.

Ich weiß nicht..ich bin ein ganz winziges, klitzekleines bißchen in Versuchung, das Buch selbst zu lesen. Einfach um sagen zu können, daß ich das bescheuertste Buch aller Zeiten gelesen habe. Andererseits gibt es höchstwahrscheinlich in ganz Nordrhein-Westfalen nicht genug Alkohol, um das zu ertragen, also lasse ich es doch lieber bleiben.

Sonntag, 28. August 2011

Stefan Holtkötter: Bullenball

Im Münsterländischen Hinterland tobt völlig unerwartet das Leben: Kurz vor dem sogenannten Bullenball, wo sich alljährlich die gesamte Landbevölkerung trifft, wird in der Veranstaltungshalle ein Sicherheitsmann getötet. Während die Polizeit in Gestalt des Hauptkommissars Bernhard Hambrock noch versucht, den Tathergang zu klären und mögliche Verdächtige ausfindig zu machen, erhält eine nahegelegene Schule Drohungen von einem angeblichen Amokläufer. Obendrein gibt es Anschläge auf die Jazzband, die beim Bullenball auftreten soll und in der fast jeder mitspielt, der in der Lage ist, ein Instrument zu halten. Bei dem langerwarteten Fest, das gleichzeitig Schauplatz des Junggesellenabschieds eines jungen Hochzeitspaars ist, spitzt sich die Lage dramatisch zu...

Als Krimi funktioniert das Buch. Es ist spannend geschrieben, und genauso wie die Polizei tappt der Leser lange Zeit im Dunkeln in Bezug auf die Frage, wer wem was getan hat oder antun möchte. Es gibt einfach jede Menge Verdächtige: frustrierte Erwachsene, gemobbte Jugendliche, eine von ihrem Angebeteten verschmähte Frau und einen Beinah-Pädophilen. Aber genau das ist auch das Problem: das Buch ist höllisch deprimierend, weil von allen Personen kaum jemand auch nur ein kleines bißchen Lebensfreude an den Tag legt, bzw. Grund dazu hätte. Selbst der Kommissar schiebt ständig Frust, weil er seine Frau vermißt - dabei ist sie weder abgehauen noch gestorben, sondern nur für eine Woche bei ihren Eltern in den Niederlanden!

Bei einigen Personen kommt man auch nicht so wirklich dahinter, warum sie es denn nun eigentlich so fürchterlich schwer haben - da gibt es jede Menge Andeutungen, daß dieser oder jener eine wirklich schlimme Kindheit gehabt habe, aber man erfährt nicht, was genau eigentlich so schlimm war.

Insgesamt ist Bullenball ein spannendes Buch, aber es gibt keine besonders liebenswerten Charaktere, und der Lesespaß bleibt leider weitestgehend auf der Strecke.

Dienstag, 16. August 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 8


Liebes Tagebuch, 
ich bin ganz aufgewühlt und kann nicht einschlafen. Nun ja, ich könnte vielleicht einschlafen, wenn Kevin in seinem Schlafzimmer nicht so komische Geräusche machen würde. So eine Mischung aus Stöhnen und Schreien. Ich glaube, Bella ist wieder mit der Peitsche auf ihn losgegangen und einer unserer Stallburschen (er heißt Ricky und ist gebaut wie ein Schrank) ist vorhin mit einem Strick in der Hand und einer ganz seltsamen Ledermaske vor den Augen in Kevins Zimmer verschwunden. Eigenartig. Ich bin mir ganz sicher, daß es in Kevins Zimmer gar keine Pferde gibt.

Vor meinen Eltern konnte ich natürlich nicht so tun, als hätte ich die Maul- und Klauenseuche. Deshalb habe ich mir das Gesicht und die Hände mit Salz abgerubbelt, so daß sich meine Haut gerötet hat. Meinen Eltern habe ich einfach gesagt, der Schafsmagen, den wir heute Mittag hatten, sei mir nicht bekommen und ich hätte einen Ausschlag. Mama und Papa haben besorgt geguckt und gesagt, ich solle Lord Festerwart aus dem Weg gehen, damit er mich so nicht sieht. Das war gut. Wenn ich Lord Festerwart dennoch begegnete, wollte ich ihm sagen, eine Wunderheilung hätte mich schon fast – aber nur fast – von der Seuche befreit.

Als wir bei Lady Mousy ankamen, sah ich, daß der Fremde aus Lady Sandcastles Garten auch da war! Ich wollte schon auf ihn zugehen und ihn fragen, ob er…das…von gestern abend…noch mal mit mir machen könnte, als mir einfiel, daß ich ja einen vorgetäuschten Ausschlag hatte. Also wollte ich zu Mama sagen, daß ich meine Nase pudern gehe, aber sie hat gar nicht auf mich geachtet. Papas Gesicht wurde nämlich ganz rot und sein Hals schwoll ganz furchtbar an, als würde er (also, mein Papa) gleich platzen. Da mußte wohl der Herzog von Steelyballs irgendwo in der Nähe sein. Ich wüßte so gern, warum Papa ihn so haßt und wie er wohl aussieht? Ob er und Papa sich wohl in Papas Jugend (vor hundert Jahren oder so?) um Mamas Gunst duelliert haben?

Jedenfalls ist mit Papa nicht gut Kirschen essen, wenn er sich so aufregt. Ich bin vorsichtshalber weggelaufen und habe mich in der Bibliothek von Lord und Lady Mousy versteckt.

In der Bibliothek war es langweilig. Da waren lauter Bücher. Und keins davon hatte Bilder! In einer Ecke stand ein Schreibtisch. Ich habe in alle Schubladen geschaut weil ich dachte, es seien vielleicht irgendwo Süßigkeiten versteckt.

Sonntag, 14. August 2011

Ben Aaronovitch: Midnight Riot

Peter Grant ist ein junger Polizist in London, der eines Tages unversehens entdeckt, daß es nicht nur Geister und Magie und übernatürliche Wesen gibt, sondern daß er mit den Geistern auch sprechen kann. Das trifft sich gut, da London gerade von einer Welle äußerst brutaler und völlig unerklärlicher Morde heimgesucht wird. Ehe er es sich versieht, wird Peter der Azubi von Chief Inspector Thomas Nightingale, der bei der Londoner Polizei dafür zuständig ist, magische Verbrechen aufzuklären. Gemeinsam versuchen sie, weitere grausame Verbrechen zu verhindern...

Ich bin ja nicht der größte Fantasy-Fan weit und breit, aber Midnight Riot ist wirklich klasse und eine ganz klare Empfehlung - allerdings nur für Leute, die damit leben können, wenn ein Buch in der Ich-Form geschrieben ist.

Ich höre ja im Radio oft den Sender BFBS, das ist der britische Soldatensender. Dabei fällt mir ganz oft auf, wie sehr sich doch das britische vom amerikanischen Englisch unterscheidet. Das ist bei Midnight Riot auch der Fall: man hört Peter, den Erzähler, quasi mit seinem englischen Akzent sprechen, wenn man das Buch liest.

Die Geschichte selbst ist noch nicht mal das tollste an dem Buch, obwohl sie okay ist: es geht um das Böse schlechthin, um Schauspieler und Mörder aus dem 17. Jahrhundert, und um Flußgötter. Aber was mich vor Begeisterung wirklich umgehauen hat, ist der Humor. Es macht einfach einen Riesenspaß, dieses Buch zu lesen, und die Dialoge sind Gold wert.

Da ist zum Beispiel ein Gespräch ganz zu Anfang des Buches, als Peter seinen zukünftigen Lehrmeister Thomas Nightingale gerade erst kennengelernt hat:

"So magic is real", I said. "Which makes you a...what?"
"A wizard."
"Like Harry Potter?"
Nightingale sighed. "No", he said. "Not like Harry Potter."
"In what way?"
"I'm not a fictional character", said Nightingale.

Großartig, oder?

Oder wie wäre es mit der Szene, als Peter - um seiner umfassenden Ausbildung als Zauberer willen - in das riesige, gewaltige Haus von Thomas Nightingale einzieht und entdeckt, daß dort der Wissenschaftler Isaac Newton (ihr wißt schon: der mit dem Apfel) verehrt wird:

Carved above the lintel were the words SCIENTIA POTESTAS EST.


Science points east, I wondered. Science is portentous, yes? Science protests too much. Scientific potatoes rule. Had I stumbled upon the lair of dangerous plant geneticists?

Großartig. Einfach großartig.

Oder dies hier:

Something round and dirty and white was resting near my foot. It was a skull, I picked it up.
"Is that you, Nicholas?", I asked.
"Put that down, Peter", said Nightingale. "You don't know where it's been."

Also: Midnight Riot ist ein großartiges, phantastisches, absolut lesenswertes Buch mit einer nicht gerade wahnsinnig originellen Handlung, aber mit einem Schreibstil und einem Sinn für Humor, der mich vor Begeisterung umhaut. Lest es!

Mittwoch, 3. August 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 7

Liebes Tagebuch,

Bella war sehr übellaunig, als sie von ihrem Ausflug mit Lord Festerwart zurückkam. Ich verstehe gar nicht, warum. Für ein Mitglied der Unterschicht wie Bella muß es doch unglaublich schön sein, mit einem echten Lord einen Ausflug zu machen, nicht wahr? Aber Bella hat nur gesagt, Lord Festerwart habe versucht, in ihre derrière zu kneifen und in ihr Dekolleté zu sabbern. Dann ist sie schnurstracks in den Garten gerannt. Nach ganz hinten, wo diese komischen Pflanzen mit den vielen Blättern stehen, die unsere Dienstboten immer trocknen und die so seltsam riechen, wenn sie sie rauchen.

Das war gut. Wenn Bella diese Pflanzen geraucht hat, läßt sie meistens sogar meine Katze für mehrere Stunden in Ruhe. Allerdings behauptet Alphonse – das ist unser französischer Koch – daß sie dann die ganze Küche leerfrißt. Aber ich glaube, das stimmt gar nicht. Na ja, einmal vielleicht. Da hat Alphonse uns zum Abendessen Löwenzahntee und ein paar vertrocknete Brotkrusten vorgesetzt! Papa war sehr wütend und hätte Alphonse beinah entlassen. Das hat er dann allerdings doch nicht gemacht, weil Alphonse sagte, er könne sofort eine Anstellung beim Herzog von Steelyballs bekommen. Der Herzog ist nämlich Papas Erzfeind.

Heute abend sind wir übrigens bei einem musikalischen Abend bei Lady Mousy. Papa sagt, ich soll etwas hübsches anziehen, weil Lord Festerwart auch dasein wird. Oh je, das wird schwierig. Lord Festerwart denkt doch, ich hätte die Maul- und Klauenseuche! Vielleicht sollte ich mir eine Kuh suchen oder ein Schaf, und versuchen, mich wirklich mit dieser Krankheit anzustecken. Aber wie soll ich bis heute Abend mitten in London ein Schaf finden? Also, ein lebendiges. Ein totes habe ich ja fast jeden Tag auf dem Teller. Manchmal auch nur die Eingeweide. Mit Pfefferminzsauce…Oh! Ich frage mich, ob die Schafe wohl schon tot sind, wenn Alphonse sie kauft?

Jaci Burton: The Perfect Play

Oder auch: das Buch mit Sabber-Garantie. Für die meisten von euch, wenn auch nicht so unbedingt für mich.

Mick Riley ist ein berühmter Footballspieler, der auf einer Party die Event-Planerin Tara Lincoln kennenlernt. Zwischen Mick und Tara funkt es sofort, nur leider hat Tara ungefähr eine Milliarde plausibler und nicht wirklich plausibler Gründe, sich nicht auf eine Beziehung mit Mick einzulassen. Darunter firmieren auch die Tatsachen, daß sie die alleinerziehende Mutter eines Teenagers ist, sie schrecklich viel Arbeit mit ihrer Firma hat, und überhaupt. Neben Tara selbst gibt es noch jemanden, der nicht gerade entzückt von Micks und Taras Liebesbeziehung ist, und das ist seine Managerin Elizabeth Darnell. Die findet es nämlich wesentlich lukrativer, Mick bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit mit irgendwelchen weiblichen Promis über rote Teppiche flanieren zu lassen. Und so nimmt der Weg zum Happy End über 300 Seiten in Anspruch.

Warum wollte ich das Buch eigentlich lesen? Am Cover kann's nicht gelegen haben, ich stehe gar nicht auf so übertrieben muskulöse Typen die so aussehen, als würden sie wer weiß was für Pillen einwerfen...na ja, vielleicht war's die Leseprobe. Die hat schon ein bißchen mehr versprochen, als das Buch gehalten hat.

Das heißt nicht, daß The Perfect Play ein fürchterlich mieses, grottiges Buch ist. Es liest sich wirklich ganz angenehm, ist nicht langweilig, und hat ein paar ganz sympathische Charaktere.

Die Heldin gehört leider nicht dazu, denn die ist eine zickige Dumpfbacke. Anfangs ziert sie sich ganz fürchterlich, weil der Held mit ihr ausgehen will ("Aber das geht doch nicht! Ich bin doch eine alleinerziehende MUTTER!!!") - wobei ihr Sohn allerdings 14 oder 15 ist. Da kann der muntere Knabe ja wohl mal so langsam damit klarkommen, daß Mama einen Freund hat, oder?

Aber okay. Was ich noch schlimmer fand, war eine Szene weiter hinten im Buch. Tara weiß nämlich von Anfang an, daß Mick auf Wunsch seiner Managerin immer wieder mit irgendwelchen Schauspielerinnen zu Wohltätigkeitsveranstaltungen oder ähnlichen Gelegenheiten erscheint. Einmal ist es so kurzfristig, daß er vergißt, ihr vorher Bescheid zu sagen - und es handelt sich ausgerechnet um eine Veranstaltung, die Tara organisiert hat. Sofort zickt sie fürchterlich rum und macht Schluß mit Mick. Der Ärmste hat ein entsetzlich schlechtes Gewissen, aber ich saß nur da und dachte: was soll denn dieses ganze Theater?

Dazu kommt, daß die Dialoge ziemlich lausig sind. Größtenteils sind sie sehr gestelzt - so redet einfach niemand.

Ich muß The Perfect Play nicht unbedingt noch mal lesen, und den Nachfolgeband, Changing the Game, möge auch lesen wer will - aber für ein paar angenehme Lesestunden mit einem netten, aber irgendwie langweiligen Helden, einer zickigen Heldin und mehr expliziten Sexszenen als der durchschnittliche Fernsehabend auf RTL 2 reicht's alle mal.

Montag, 25. Juli 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 6

Liebes Tagebuch,

ich hatte mich so gut vorbereitet und mein Plan hätte perfekt funktionieren können! Als unser Butler Sampson Lord Festerwart ankündigte, saß ich schon im Salon und wartete auf ihn. Lord Festerwart, meine ich, nicht den Butler. Ich hatte die Vorhänge halb zugezogen (damit Lord Festerwart mich im Halbdunkel nicht so gut sehen kann) und sogar versucht, die toten Mäuse, die zwischen den Falten zum Vorschein kamen, unter ein Tischchen zu schieben. Ekelig! Beim nächsten mal kann Bella das machen. Ich hatte mir die Hände und Füße mit Tüchern umwickelt und ein weiteres vor mein Gesicht gebunden. Wie ein Bandit!

Als Lord Festerwart hereinkam, sagte ich ihm, daß ich nicht mit ihm spazieren fahren kann, weil ich Migräne und außerdem die Maul- und Klauenseuche habe.

Natürlich dachte ich, jetzt graust es Lord Festerwart und er geht sofort wieder weg. Er hat aber nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, egal, Frauen haben doch dauernd Migräne, und ich sollte jetzt mitkommen.

Ja, habe ich gesagt, aber wenn ich ihn mit der Maul- und Klauenseuche anstecke? Oder seine Pferde?

Auch egal, hat er gesagt, die Mistviecher haben sowieso schon jede Krankheit, die es gibt, und außerdem sind die nur geliehen. Seltsam, oder? Ich meine, wo doch Lord Festerwart so reich ist, warum kauft er sich denn dann keine gesunden Pferde?

Also sah es so aus, als müßte ich mit Lord Festerwart wegfahren. Ich hatte aber eine phänomenal gute Idee. Ich habe Lord Festerwart gesagt, ich müsse nur noch kurz meinen Eltern Bescheid sagen und mein Riechsalz holen. Dann bin ich losgerannt, um Bella zu suchen. Ich fand sie schon wieder in Kevins Schlafzimmer. Komischerweise hat er wieder so gegrunzt, obwohl Bella eine Peitsche in der Hand hatte und so aussah, als wolle sie damit auf ihn losgehen. Diese Bella, sie vergißt wirklich, wer sie ist!

Aber ich habe ihr ganz schnell klar gemacht, daß sie meine Zofe ist und deswegen mir gehorchen muß. Dann habe ich ihr die ganzen Tücher umgewickelt, die ich um den Kopf und die Hände und Füße gewickelt hatte. Bella hat blonde Haare wie ich, und deswegen sah sie mir in der Verkleidung auch richtig ähnlich. Großartig!

Und so kam es, daß Lord Festerwart glaubte, er würde mit mir spazieren fahren, während ich mich in den Salon schlich um zu gucken, ob noch irgendwo etwas Hustensaft zu finden ist.

Alles in allem ist heute doch ein guter Tag.

Sonntag, 24. Juli 2011

Gruseln am Sonntag

Ich muß mich hier mal outen: ich liebe schwachsinnige Fernsehsendungen. Allerdings nicht alle. Mein Interesse für nervende Kunst-Blondinen mit künstlichen Brüsten hält sich beispielsweise sehr in Grenzen, weswegen ich auch versuche, Programmen mit Frau Katzenberger aus dem Weg zu gehen.

Heute hat mich Vox aber gewissermaßen aus dem Hinterhalt mit Katzenberger 2.0 - jetzt noch nervender! - erschlagen. Ich schaltete nämlich nichtsahnend den Fernseher an, um als Hintergrundberieselung zum Zusammenbau einer Balkon-Solarlaterne die Auswanderersendung anzuschauen. Und da tauchte gleich eine junge (wahrscheinlich Anfang 20?) blonde (was sonst?) Frau mit getunten Möpsen auf, dank ihres mißlungenen Make ups wie Mitte 30 aussah und die anfing fürchterlich zu kreischen zu singen. Okay, da bin ich abgehärtet, habe schließlich auch schon öfter mal DSDS geschaut und hatte mal eine Fahrgemeinschaft mit einem sangesfreudigen Arbeitskollegen. Aber dann erschienen die Hände der jungen Frau im Bild, und ich hätte mich vor Angst beinah hinterm Sofa versteckt!

Diese Fingernägel!! Sie hat die Fingernägel von Freddy Krueger!!! Guckt euch das an! (Am besten direkt im Fernsehen, weil ich im Internet kein Bild gefunden habe, auf dem man das so richtig gut erkennen kann. Aber Vorsicht: der Anblick ist nichts für schwache Nerven. Kleine Kinder sollte man diese Sendung nicht schauen lassen, vor allem, wenn sie sensibel sind.

Ach ja, und falls ihr Freddy Kruegers Erbin selbst googeln möchtet: Die junge Dame heißt Miriam Balcerek.

Samstag, 23. Juli 2011

Patricia Briggs: Hunting Ground

Die Werwölfin Anna Latham und ihr neuentdeckter Gefährte Charles Cornick nehmen an einem internationalen Werwolf-Gipfeltreffen teil, bei dem es um die Frage geht, ob die Werwölfe ihre Existenz öffentlich machen sollen. Dieses Thema ist sehr umstritten, und obendrein mischen sich auch noch alle möglichen anderen übernatürlichen Lebewesen wie Vampire und Hexen ein. Alle verfolgen unterschiedliche Ziele, und Anna und Charles brauchen ihre ganze Kraft und Intelligenz, um die Veranstaltung zu überleben...

Hunting Ground ist das zweite Buch aus Patricia Briggs' Alpha und Omega-Reihe, wenn man von einer Kurzgeschichte in einer Anthologie absieht. Diese Serie hat eins der Handlungselemente, die ich in Urban Fantasy (und, na ja, auch allen anderen) Büchern eigentlich verabscheue: Anna und Charles sind nämlich vom Schicksal vorherbestimmte Gefährten. Patricia Briggs schafft es aber, das Thema so gut zu verpacken, daß ich die Bücher trotzdem lese und spannend und interessant finde.

Anna wurde vor einigen Jahren gegen ihren Willen zur Werwölfin gemacht und danach fortwährend von ihrem Rudel mißhandelt, vergewaltigt und ausgenutzt. Charles hat dieser Praxis ein Ende gemacht, da er der Sohn und die rechte Hand des Anführers aller US-amerikanischen Werwölfe ist und Annas Rudel in alle möglichen illegalen Aktivitäten verstrickt war. Mit ihrem neuen Leben als Paar müssen aber beide erst nach und nach klarkommen. Besonders Anna fällt es anfangs schwer, Charles zu vertrauen - allerdings nicht so schwer, daß es die immerhin recht Action-lastige Handlung behindern würde. (Vieles davon wurde allerdings schon im Vorgängerbuch beschrieben, aber mit Hunting Ground kann man wirklich nichts anfangen, wenn man Cry Wolf nicht gelesen hat).

Was mir an Hunting Ground wirklich gut gefallen hat ist die Beschreibung, wie Anna sich in ihre Rolle als Omega-Wölfin (die offenbar beruhigend auf ihre Gefährten wirkt) findet und an Selbstvertrauen gewinnt. Sie lernt ihre eigene Stärke und Klugheit schätzen und einzusetzen und bildet mit Charles ein gutes Team.

Die Handlung ist so spannend, daß man das Buch in einem Rutsch durchlesen kann. Charles und Anna schlägt eine Menge offene Feindschaft entgegen und immerhin taucht niemand geringeres als die Bestie von Gévaudan auf (was mich an den Film Der Pakt der Wölfe erinnert hat. Ich fand den Film ja mittelmäßig, aber wer auch immer da für die Ausstattung, die Kostüme und die Aufnahmen zuständig war - das waren Genies. Wirklich.) Einer der Werwölfe hält sich möglicherweise für König Artus, und bei mehreren Charakteren können Anna und Charles zunächst nicht feststellen, ob sie Freunde oder Feinde sind.

Zum Ende hin wird es richtig dramatisch, und Held und Heldin müssen ordentlich einstecken und sich mit bösen Feen und Trollen anlegen, bevor alles gut wird.

Für mich war Hunting Ground ein rundum unterhaltsames Leseerlebnis und es lohnt sich auf jeden Fall, die Serie weiterzuverfolgen.