Sonntag, 25. Juli 2010

Shiloh Walker: Fragile

Luke Rafferty hat vor einigen Jahren nach einer schweren Verletzung die amerikanische Armee verlassen und arbeitet als Arzt in einem Krankenhaus. Sehr oft muß er die Schützlinge von Devon Manning verarzten, einer Sozialarbeiterin, die sich um mißhandelte Kinder kümmert. Luke und Devon fühlen sich schon lange zueinander hingezogen, doch keiner von beiden hat sich bisher getraut, den ersten Schritt zu machen. Schließlich kommen die beiden einander doch näher, aber Devon wird verfolgt - jemand spielt ihr üble Streiche und versucht schließlich sogar, sie zu töten...

Fragile ist ein Tip vom lesenswert-empfehlenswert Blog gewesen. Die Rezension zu Fragile ist ja eher lauwarm, und ich bin eigentlich durch die Rezension zu Broken, der Fortsetzung, darauf gestoßen. Wenn überhaupt, wollte ich die Bücher aber in der richtigen Reihenfolge lesen. Ich war auch ein wenig mißtrauisch, weil erwähnt wurde, daß Shiloh Walker mal für Elloras Cave geschrieben hat. Nun habe ich nicht viel Erfahrung mit erotischen Büchern, genaugenommen habe ich nur eins gelesen. Und das war so fürchterlich, daß ich mich, wäre ich ein zartbesaiteter Mensch, danach von einer Brücke gestürzt hätte. Der Inhalt bestand aus

1.) einem kurzen Dialog:
Frau: Ich hab's schwer und ich bin total verkorkst.
Mann: Ich bin auch ziemlich schräg drauf.
Frau: Laß uns vögeln.

2.) ungefähr 200 Seiten lang Sex in den verwegensten Stellungen und mit wechselnden Partnern, aber ohne daß die Teilnehmer einander auch nur habwegs sympathisch zu sein schienen und besonders viel Spaß dabei hatten.

3. ) Letzte Seite: Frau ist immer noch verkorkst und depressiv und macht sich auf die Suche nach neuen Sexpartnern

Ne, also das ist nichts für mich. Man hat mir aber glaubhaft versichert, daß Fragile richtige Charaktere und eine richtige Handlung hat - und siehe da, so war es auch! Ich fand Luke sehr sympathisch, er ist ein äußerst willkommenes Kontrastprogramm zum Über-Macho Jake, der mich anfangs bei Hard to Hold so sehr genervt hat (inzwischen finde ich aber, daß selbst der nicht so eine nervige, zickige, dumme Tussi wie Isabelle verdient). Luke hat nämlich nicht nur Gefühle, er hat auch kein Problem damit, sie auszudrücken. Zwischendurch hat er auch mal die eine oder andere Macho-Anwandlung, aber insgesamt wird er als normaler Mann mit Stärken und Schwächen beschrieben, und nicht als unbesiegbarer Supermann, der immer recht hat und dies auch jeden bei jeder Gelegenheit wissen läßt. Luke macht sich beispielsweise Sorgen um seinen psychisch angeschlagenen Bruder Quinn, aber er weiß auch, daß er diesem nur helfen kann, wenn Quinn es so will. Soweit ich es beurteilen kann, wird auch ein weiteres Problem recht realistisch beschrieben: Luke versucht nämlich anfangs, Quinn und Devon voneinander fernzuhalten, weil er befürchtet, daß die beiden gar nicht miteinander klarkommen werden. Quinn ist nämlich jemand, neben dem Dr. House wie ein übertrieben philantropisches Glücksbärchi wirken würde, und Devon war als junges Mädchen heroinsüchtig und hat immer noch deutlich sichtbare Narben. Wenn Quinn Devon deswegen fertigmachen und als Junkie beschimpfen würde, könnte sie sich ganz schnell wieder in ihr Schneckenhaus zurückziehen, aus dem sie gerade erst ein wenig herauszukommen beginnt.

Devon selbst ist ein bißchen schwieriger zu verstehen, weil sie in ihrer Jugend wirklich alles Schlimme überlebt hat, was einem Mädchen widerfahren kann. Ihre Handlungen sind nicht immer ganz nachvollziehbar, aber alles in allem ist sie eine starke, vernünftige Frau, die nicht zu TSTL-Handlungen neigt.

Richtig schlimm wird es, als Devon beinah durch die Hände eines Stalkers zu Tode kommt; denn nun zieht sie sich immer mehr zurück, während Luke sich schwerste Vorwürfe macht. Und es stellt sich heraus, daß jemand aus Lukes Vergangenheit ebenfalls hinter den beiden her ist. Es gibt also eine Menge innere und auch äußere Konflikte zu überwinden, bevor sich Devon und Luke ihr wohlverdientes Happy End gönnen können.

Das Buch hat nicht nur interessante und sympathische Charaktere, sondern auch eine spannende Handlung. Es ist ziemlich düster, aber auf jedem Fall lesenswert - und ich wollte mich danach auch nicht von einer Brücke stürzen. Die Fortsetzung werde ich bestimmt lesen!

8 Kommentare:

  1. Über Shiloh Walker bin ich auch bei den beiden Mädels von lesenswert-empfehlenswert gestolpert, und mir gings wie dir, Cleos Rezension zu "Broken" hat mich total angesprochen, den Namen der Autorin kannte ich ja schon vorher, habe aber bis jetzt noch nichts von ihr gelesen. Allerdings habe ich mir auch "Fragile" vorgemerkt, weil es eben das erste in der Serie ist. Und nach deiner Rezension hier kann ich wohl auch nicht mehr viel länger widerstehen ;-)
    Allerdings hat mir die liebe Cleo grad eine ihrer Lieblingsautorinnen "aufgeschwatzt", Suzanne Brockmann, und auf die bin ich auch schon sehr gespannt.

    Was deine Erfahrung mit erotischen Büchern betrifft: ich lach mich tot - köstlich! Aber du darfst nicht von dem einen miesen Machwerk auf das ganze Genre schließen. Leider ist es halt so, dass es in dem Bereich ziemlich viel Müll gibt, aber eben auch sehr gute Sachen, und es wäre schade, wenn man sich von denen abhalten ließe, nur weil man einmal daneben gegriffen hat.
    LG, Evi

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  2. Ach sieh mal an. Im Interview meinte Stacia Kane, sie lese gerade ein Buch der Autorin. Da dachte ich, ich könnte es ja auch mal versuchen, weil mit Klappentext und Cover ganz gut gefallen haben. Schön, dass auch andere es empfehlen können! ;)

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  3. Ha, da schließe ich mich gleich an: ich habe auch die Rezensionen von beiden Büchern bei lesenswert-empfehlenswert beäugt und während "Fragile" sich ganz nett angehört hat, hat mich "Broken" dann richtig neugierig gemacht.
    Und nun auch noch deine Rezension - jetzt bin ich wirklich ernsthaft am überlegen, ob ich mir das Buch nicht bestellen soll! (Dabei habe ich doch eigentlich weder Zeit noch Platz für noch mehr Bücher! *soifz*)

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  4. @Evi - klar, du hast natürlich recht, daß man nach einem schlechten Buch nicht ein ganzes Genre verurteilen kann. Schließlich gibt es in jedem Genre gute und schlechte Bücher, wobei "gut" und "schlecht" bei Büchern ja auch eine sehr subjektive Beurteilung ist. - Was liest du denn von Brockmann? Ich fand viele ihrer Bücher ja auch klasse, am besten gefiel mir Out Of Control. Nur das letzte, was ich mir gekauft habe - Dark Of Night - finde ich ziemlich grauenhaft und weiß noch nicht, ob ich es irgendwann zuende lese.

    @Soleil - ah, guter Hinweis. Ich hatte das Interview bisher nur kurz überflogen, weil ich Stacia Kane als Autorin gar nicht kenne. Hast du mal was von ihr rezensiert? (Habe auf deiner Website nichts gefunden, hatte aber vielleicht Tomaten auf den Augen).

    @Sarah - tja, das kenne ich. Man müßte einen eigenen Gebäudeflügel nur für Bücher haben, das hat mich z. B. in Der Name der Rose sehr beeindruckt (und neidisch gemacht).

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  5. Ich hab mir von Brockmann das erste der Troubleshooter-Reihe bestellt, sollte heute bei mir ankommen, "The Unsung Hero", soll zwar nicht das beste der Serie sein, aber Cleo hat empfohlen von vorn anzufangen ;-)

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  6. @Susi:
    Nein, ich habe noch nichts von Stacia gelesen. Das war alles irgendwie zufällig. Ich hatte nämlich auf Karen Marie Monings Blog eine Empfehlung zu SK's Büchern gesehen und weil das nächtes Jahr auf Deutsch erscheint was in meinen Blog gesetzt. Das hat SK gesehen und mich angeschrieben, so entstand ein kleiner Dialog und ich dachte mir, wenn ich sie schon mal habe, dann kann ich sie auch was fragen. Nur allgemeines, weil ich ja die Bücher nicht kenne. Das hole ich aber nach sobald ich sie kenne ;)
    Ich habe SK mein Problem geschildert, dass ich unsicher bin, ob ich ihre Bücher im Original lesen oder auf die deutsche Übersetzung warten soll. Sie meint dazu: "Oh, and as for reading UNHOLY GHOSTS in English or German, I will say that some of the characters in the book speak an odd sort of slang; there are some made-up words and some different kinds of phrasings. So it might be more difficult for someone whose first language isn't English. Of course, your English is very good, so you probably won't have a problem, but I did want to mention it in case you bought it and thought, "What the heck is this?" :-) It's a little tricky at first, is all."

    Ähm. Ja. Kleiner Roman, was soll's *g*

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  7. Shiloh Walker, Shiloh Walker … hab ich von der nicht auch was in den unergründlichen Tiefen meines SuBs?! *lol*

    Natürlich hab ich, allerdings ist es ein Buch aus einer anderen Serie, der Hunter-Serie, deren erste Bände bei Ellora's Cave verlegt wurden. Sollte ich mir vielleicht mal vornehmen (wie so vieles) – blöderweise kommen da aber mal wieder Vampire drin vor und auf die hab ich gerade so gar keine Lust.

    Deine Rezension zu "Fragile" klingt verdächtig danach, als würde es sich bei diesem Buch um "Romantic Suspense" handeln, lieg ich da richtig? Das wäre gut, dann müsste ich nämlich nicht darüber nachdenken, meinen SuB damit zu bereichern; RS ist ein Genre, mit dem ich so gar nix anfangen kann (weshalb mich auch Brockmanns Troubleshooter nicht interessieren).

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  8. Soleil - es ist zwar ein alter Hut, aber mir fällt bei deinem Posting doch wieder mal ein, wie begeistert ich davon bin, daß man heutzutage dank Internet mit allen möglichen Leuten den Kontakt aufnehmen kann, unter anderem auch, daß sich Leser eben viel besser als früher mit Autoren austauschen können. Ich werde bei meinem nächsten Amazon-Besuch mal stöbern, ob Stacia Kane was geschrieben hat, das mich ansprechen könnte.

    Irina - ja, du hast recht, es ist Romantic Suspense. Die Beziehung von Held und Heldin nimmt zwar ziemlich viel Raum im Buch ein, aber ich würde es auf jeden Fall so einordnen. Halt dich lieber an die Vampire, wenn dir mal wieder danach ist ;-)

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