Montag, 10. Mai 2010

Sandra Brown: The Crush

Die Ärztin Rennie Newton muß als Geschworene an einem Prozeß gegen den skrupellosen, gefährlichen Auftragsmörder Ricky Lozada teilnehmen. Die Beweislage läßt ihr keine andere Wahl, als Zweifel an seiner Schuld zu äußern, was zu seinem Freispruch führt. Dummerweise bildet sich Lozada nun ein, er und Rennie seien in einander verliebt - und er beginnt, ihr nachzuspionieren. Schon bald gibt es einen verdächtigen Todesfall in Rennies beruflichem Umfeld, und die Polizei ist sich nicht sicher, ob Rennie vielleicht selbst damit zu tun hat oder ob es einen Zusammenhang mit dem Lozada-Prozeß gibt. Wick Threadgill, ein Ex-Polizist, der seit Jahren hinter Lozada her ist, hilft bei den Ermittlungen und fühlt sich ebenfalls zu Rennie hingezogen - doch kann er ihr trauen?

Sandra Brown hatte ich im letzten Jahr durch das großartige Buch Smash Cut wieder für mich entdeckt. Nun habe ich The Crush über Bookmooch bekommen; es ist allerdings ein etwas älteres Buch, aus 2002. Leider war es eine herbe Enttäuschung und nicht mal annähernd so gut wie Smash Cut. Dabei ist der komische Name des Helden noch das geringste Problem. (Aber wer zum Teufel nennt seinen Sohn "Docht"? Dazu mußte ich natürlich auch noch an das schleimige Zeug mit Mentholgeruch denken, mit dem ich als Kind bei Erkältungen eingerieben wurde!)

Anfangs ist mir der Held auch noch ganz sympathisch, weil er solch ein Exzentriker ist, der in einer gammeligen Hütte am Meer lebt. Nicht, daß ich in einer gammeligen Hütte am Meer ohne warmes Wasser würde leben wollen: ich schätze einen gewissen Lebensstandard und werde mit zunehmendem Alter auch irgendwie immer verwöhnter. Und eine Warmduscherin bin ich auch. So.

Jedenfalls ist der Anfang des Buchs gar nicht schlecht: spannend geschrieben mit grausigen Verbrechen, fleißig ermittelnden Polizisten und interessanten Charakteren. Dann aber geht es bergab, denn Wick ist ein Idiot und Rennie ist auch nicht viel besser.

So gibt es beispielsweise eine Szene, in der Rennie nach Hause kommt und merkt, daß dort jemand eingebrochen ist. Sie verdächtigt - zu Recht, wie sich später herausstellt - Lozada. Nun kommt ihr das folgende in den Sinn:

"So what was going on? Until she knew, the sensible thing to do would be to back out the door, reopen the garage, and run down the center of the street, waving her arms and yelling for help. But she wasn't going to run screaming from her own house. To hell with that!"

Sehr schlau, Rennie. Es ist ja auch nur ein gemeingefährlicher, schwerbewaffneter Massenmörder, der sich in deinem Haus breitgemacht hat. Den sollte man unbedingt konfrontieren und auf seine Verfehlungen aufmerksam machen, nicht wahr?

(Mir fällt gerade auf: die heißen ja beide wie ein Medikament! Rennie räumt den Magen auf... jetzt wüßte ich schon gern, wie sie ihre nach dem Happy End des Buchs mutmaßlich irgendwann in die Welt zu setzenden Kinder nennen werden).

(Ob wohl Lizenzgebühren anfallen, wenn die lieben Kleinen richtig bekannte Namen wie Aspirin oder Hansaplast bekommen?)

(Und erscheinen die Geburtsanzeigen in der Apotheken Umschau?)

Na egal. Nicht viel später macht sich Wick zum Deppen. Er ist nämlich schwer verletzt und türmt aus dem Krankenhaus, um die Ermittlungen gegen Lozada weiterzuführen oder Rennie zu beschützen oder so etwas. Ja ne, ist klar. So ein halbtoter Typ, der schon nach drei Schritten vor Erschöpfung fast ins Koma fällt, ist ja ne richtig große Hilfe bei dem Kampf gegen den bösesten Bösewicht seit Hannibal Lecter.

Aber keine Sorge: Wick ist 'n ganz Harten. Der läßt sich durch Einschußlöcher und Schnittwunden nicht aufhalten, und es dauert nur ganz wenige Tage, bis er und Rennie es schon wieder im Stehen (an der Tür ihres Pferdestalls) treiben können.

The Crush ist nicht gerade ein Highlight in der Karriere von Sandra Brown, und daran ist hauptsächlich der Held schuld, der schlicht und einfach ein Depp ist. Er handelt ständig impulsiv, unüberlegt und dumm, und das, obwohl er sowieso ein schlechtes Gewissen hat, denn genau diese Charaktereigenschaften haben dazu geführt, daß der Mörder seines Bruders ungestraft blieb. Rennie hat auch ihre Tiefpunkte, obwohl sie alles in allem doch ein wenig besonnener und klüger ist als Wick. Insgesamt hat mich das unkluge und unlogische Verhalten des Helden enorm gestört und mir das Buch weitestgehend verdorben.

2 Kommentare:

  1. Wick und Rennie - herrlich!
    Jetzt kann ich das Buch garantiert nicht mehr lesen, weil ich die Medikamenten-Assoziation bestimmt nie wieder aus dem Kopf bekomme. Aber scheint ja kein großer Verlust zu sein... *gg*
    Bei der Apotheken Umschau musste ich so lachen, daß meine bessere Hälfte wissen wollte, was ich denn so Lustiges lese. ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Hi Sarah - ne, es gibt wirklich viel bessere Sandra Brown Bücher...in denen die Helden sogar relativ normale Namen haben. Allerdings erinnere ich mich an eine Heldin namens Schyler.Wer gibt denn nur einem kleinen Mädchen so einen Namen?!

    AntwortenLöschen