Sonntag, 28. Februar 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 6: Stephanie Tyler: Hard to Hold - 3

Wenn Chuck Norris Liegestützen macht, drückt er die Welt nach unten.

Unsere beiden Turteltäubchen Jake und Isabelle kommen leider nicht mehr dazu, Pfannkuchen zu essen, denn während sie noch eine tiefschürfende Diskussion darüber führen, warum sie es beide nicht leicht haben und auch nicht leicht haben wollen, bekommen sie die Nachricht, daß sie dringend losmüssen, um bei einer Katastrophe zu helfen. Ganz klar: wer eine Katastrophe will, ist bei diesen beiden definitiv an der richtigen Adresse.

Unser schwerverletzter Held trägt also Isabelle zum Auto (keine Ahnung warum...vielleicht sind ihre Haare so kurz, daß er sie nicht daran hinter sich herziehen kann?), und einen Absatz später lerne ich, daß echte Männer auch keine Sicherheitsgurte tragen. Gut zu wissen, falls ich irgendwann doch mal wieder ein Date habe. Benutzt der Typ seinen Sicherheitsgurt, kann ich ihm gleich sagen, daß aus uns nichts werden kann. Ich will doch kein Weichei! Anschließend fährt Jake (natürlich) wie ein volltrunkener 18jähriger, der seinem großen Bruder seinen tiefergelegten Audi geklaut hat und an einem illegalen Straßenrennen teilnimmt. Prompt landen unsere beiden Evolutionsverweigerer in einer Schneewehe. Ist aber nicht so schlimm: Jake war nämlich auch der beste in seinem Kurs für Kampffahrer.

Zur meiner nichtendenwollenden Überraschung kommen die beiden heile am Ort der Katastrophe an, welche schon mal ohne sie angefangen hat: ein Bus ist auf der Straße umgestürzt und in Gefahr, eine Böschung herunterzurutschen. Die Polizei ist auch schon da, aber anstatt das einzig vernünftige zu tun und Jake ohne weitere Umschweife zu erschießen, lassen sich die Polizisten von ihm herumkommandieren. Als erstes läßt er sie wissen, daß sie die Passagiere aus dem Bus holen müssen. Wow, ich bin beeindruckt. Außer dem cleveren Jake wäre bestimmt keiner darauf gekommen.

Nachdem Jake den Polizisten erklärt hat, was sie tun müssen, übernimmt er als nächstes das Kommando über die Sanitäter. Einer von ihnen erhält den Auftrag, Isabelle auf Schritt und Tritt zu verfolgen, denn diese hat sich unterdessen daran gemacht, die Verletzten, von denen einige schon den Bus verlassen haben, zu versorgen. Nur ist ja immer noch dieser fiese Verbrecher hinter Isabelle her, und der Sanitäter soll ihn wahrscheinlich, wenn er auftaucht...hm...mit Aspirintabletten bewerfen?

Zum Schluß ist nur noch ein einziger Mann im Bus - es war übrigens ein Militärtransporter mit lauter Nachwuchs-Navy SEALs. Dieser Bedauernswerte wurde unter einer Sitzbank festgeklemmt und Isabelle ist zu ihm gekrochen, um erste Hilfe zu leisten. Au backe, jetzt ist Jake, der natürlich auch im Bus auftaucht, aber knatschig. Sie hat ihn noch nicht mal vorher gefragt! Aber immerhin weiß Isabelle, was sich gehört, und deshalb entschuldigt sie sich auch bei Jake für ihr Fehlverhalten, bevor sie den Bus verläßt.

In letzter Sekunde trägt Jake den Verletzten aus dem Bus, der danach prompt die Böschung herunterrutscht.

Da immer noch einige hilfsbedürftige Verletzte herumliegen, herrscht Isabelle Jake an, einem von ihnen eine Infusion zu geben. Das turnt Jake voll an, und Isabelle kann sich beim Anblick seiner kräftigen Arme und seines nassen, schnee- und eisbedeckten Körpers auch kaum noch beherrschen und würde sich am liebsten die Kleider vom Leib reißen und "nimm mich jetzt!" rufen.

Also ich weiß nicht. Bei diesen beiden ist irgendwas perverses im Gange. Früher oder später werden sie bestimmt in einem Sado-Maso Studio landen, wo sie sich, in hautenges Leder und Stachelhalsbänder gekleidet, gegenseitig an die Wand ketten und auspeitschen. Dann wird man gegen 23.00 Uhr Reportagen über sie auf RTL 2 sehen. Oder sie emigrieren in den nächsten Anita Blake-Roman. Da könnten sie ihrer Perversität auch freien Lauf lassen und hätten sogar ein internationales Publikum.

Aber das ist alles noch in der Zukunft. Einstweilen hocken Jake und Isabelle in seinem Auto und er verpaßt ihr einen Mega-Anschiß, weil sie, ohne ihn zu fragen, in den Bus gegangen ist. Dann fahren sie zum Militärkrankenhaus, wo sich Jake zähneknirschend einer Untersuchung durch den Leibarzt des Admirals unterzieht. Während dieser Untersuchung erinnert sich Jake wieder mal an seine gräßliche Kindheit, als plötzlich sein Vorgesetzter auftaucht, der, ich lerne es mit großem Staunen, auch 'n ganz Harten ist: in seiner Jugend hat er mit Alligatoren gerungen, und als man ihm den Blinddarm und die Gallenblase entfernt hat, verließ er das Krankenhaus, bevor die Wirkung der Narkose komplett abgeklungen war, weil er nicht bedient werden wollte.

Ob diese Typen sich auch ambulant wichtige Teile des Gehirns entfernen lassen?

Egal, ich bin jedenfalls ermattet. Möglicherweise kann ich mir ja die Erinnerung an dieses Buch aus meinem Gedächtnis "blitzdingsen" lassen, wenn ich damit fertig bin?

Jörg Kastner: Die Tulpe des Bösen

Amsterdam im Jahre 1671: der große, durch das Tulpenfieber verursachte Börsencrash im Jahr 1637 ist schon viele Jahre her, und noch immer kann die Tulpe Kontroversen auslösen: es gibt einen Club der Tulpenfreunde, doch es gibt auch Tulpenhasser. Als einige hochangesehene Mitglieder des Clubs der Tulpenfreunde ermordet werden, führt Inspektor Jeremias Katoen die Ermittlungen: wer könnte es auf diese Männer abgesehen haben? Und was haben die geheimnisvollen Aufzeichnungen eines ehemaligen Kreuzritters mit dem Fall zu tun, von denen Jeremias zunächst nur weiß, daß sie verschwunden sind?

Das Buch bekommt auf jeden Fall schon mal Sonderpunkte für die besonders haarsträubende, abgefahrene Verschwörung von mir, die, wie sich am Ende des Buches herausstellt, zu den Morden geführt hat. Junge Junge, das hat mir wirklich die Schuhe ausgezogen. Davon abgesehen fand ich das Buch ganz unterhaltsam, aber nicht überragend. Der Schreibstil ist ein bißchen zu gemächlich für meinen Geschmack, da hätte etwas mehr Action nicht geschadet. Jeremias Katoen und seine Zeitgenossen sind größtenteils ganz gut beschrieben und auch ganz sympathisch, wobei ich mit den weiblichen Charakteren - besonders mit der Dame, mit der sich Jeremias zum Schluß zusammentut - nicht so sehr warm werden konnte. Die fand ich schon sehr spröde. Und vor allem tut sie etwas dummes, verbrecherisches, womit ich gar nicht einverstanden war und was sie mir unsympathisch machte.

Interessant war die Beschreibung Amsterdams im 17. Jahrhundert, diesen Handlungsort findet man ja wirklich nicht allzu oft. Es wird auch sehr anschaulich beschrieben, von den prachtvollen Häusern der wohlhabenden Bürger bis zu den üblen Stadtvierteln, in denen sich die finstersten Gestalten herumtreiben.

Insgesamt hat mir das Buch gefallen, ich habe ja eine Schwäche für haarsträubende Verschwörungen. Aber es müßte doch noch ein klein wenig spannender geschrieben sein und nettere - oder zumindest interessantere - weibliche Charaktere haben, um für mich zum Lieblingsbuch zu werden.

Übrigens: Das Buch habe ich als Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge gelesen! (Allerdings hätte ich es auch ohne Challenge gelesen. Ich liebe historische Romane).

Sonntag, 21. Februar 2010

Für Leute, die Zeit totschlagen wollen...

...habe ich einen Link. Ich habe gerade bestimmt eine halbe Stunde lang online Trivial Pursuit gespielt und mich prächtig amüsiert!

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 6: Stephanie Tyler: Hard to Hold - 2

Chuck Norris kann Zwiebeln zum Weinen bringen.

Jake Hansen hingegen gibt sich mit ungekochtem Gemüse gar nicht erst ab, aber dazu kommen wir gleich.

Nachdem Isabelle und Jake das Gebäude verlassen haben, geht es weiter mit einem Kracher nach dem anderen. Im Ernst. Wenn neben dem Buch eine Kapelle säße, die wie bei einer Karnevalsveranstaltung nach jedem Witz einen Tusch posaunt, dann müßte diese Kapelle im Dreischichtbetrieb arbeiten UND bezahlte Überstunden machen. Und eine Gefahrenzulage bekommen, denn dieses Buch gefährdet Gehirnzellen.

Jake sieht nämlich ein wenig angeschlagen aus, und Isabelle fragt ihn, ob andere Leute oft Streit mit ihm suchen. "Nur die dummen", sagt er, und da fällt es Isabelle wie Schuppen aus den Haaren: Jakes Hände gelten offiziell als tödliche Waffen. Wenig später stellt sich heraus, daß Supermans kräftigerer Bruder blutet und Isabelle will ihn in die Notaufnahme des Krankenhauses bringen. Aber das geht mal gar nicht, meint Jake: die Ärzte, die fiesen Spritzen...igittigitt. Nö, Isabelle soll ihn verarzten. Zur Belohnung darf sie ihn vorher in seinem Auto zu seinem Haus fahren. Isabelle ist gerührt.

Nachdem sie Jakes Wunden verbunden hat, läßt er sie wissen, daß sie bei ihm übernachten wird. Sie darf sogar in seinem Bett schlafen, während er draußen die Couch nimmt. Wow, das ist...einfach nur...wow. Isabelle sagt vor lauter Ehrfurcht nicht mehr viel, und das mit gutem Grund: schließlich ist das noch besser, als hätten in diesem Bett vorher George W. Bush, John Wayne und der komplette Vorstand der NRA genächtigt.

Draußen tobt ein Schneesturm, der Strom fällt aus, und Jake und Isabelle können nicht schlafen - er, weil er eine schlimme Kindheit hatte und sie, weil das Bett den wundervollen maskulinen Duft von Jakes Körper verströmt. Also verläßt Isabelle Jakes Schlafzimmer und sie lungern herum und quatschen ein wenig.

Dann kommt sie. Die Konversation, die mich davon überzeugt hat, daß es nach dem Piratenbuch noch eine Steigerung geben kann. Die Konversation, die mir klargemacht hat, daß, wenn es einen Oscar für Arschlöcher gäbe und wenn dieser Oscar an fiktive Charaktere verliehen werden könnte, Jake ihn gewinnen müßte. Jedes Jahr aufs neue. Seid ihr bereit? Natürlich nicht, für sowas kann man gar nicht bereit sein. Aber egal, ich habe gelitten, jetzt dürft ihr mit mir leiden:

Jake sagt:

"Are you hungry?"

"Maybe a little."

"You could make us food, then," he said. And he was completely serious. "Stove's gas - it'll light, no problem."

"This is your house, what about you making us breakfast?"

He shook his head impatiently. "I don't cook. And I want pancakes. Can you make pancakes?"

Während ich noch voller Panik meine Schreibtischschubladen nach einer Kotztüte durchwühle, betrachtet Isabelle Jakes muskulöse Arme und fühlt sich angeturnt. Ob sie sich wohl gerade vorstellt, wie er sie zur Strafe auspeitscht, wenn sie die Pfannkuchen anbrennen läßt? Ich werde es niemals erfahren, denn Jake setzt direkt noch eins drauf und macht Isabelle ein total tolles Angebot: sie darf bei ihm einziehen, Miete zahlen und für ihn und seine Brüder (die im selben Haus wohnen) kochen!

Oh mein Gott, ich könnte vor Begeisterung kreischen wie ein Teenie bei einem Tokio Hotel-Konzert, wenn ich nicht befürchten müßte, daß meine Nachbarn dann die Polizei holen! Ich geh' jetzt erstmal ein bißchen hyperventilieren. Bis die Tage!

Donnerstag, 18. Februar 2010

Stöckchen: typische Leser

Dieses Stöckchen habe ich mir einfach mal aus Winterkatzes Buchblog geklaut, es geht um typische Eigenschaften von Lesern:

1. Leser sind Katzenliebhaber
Ich habe keine Haustiere, aber generell mag ich Katzen schon lieber als Hunde - schon allein deswegen, weil sie einen nicht am Sonntag morgen um 5 Uhr bei Minustemperaturen und Eisregen wecken, weil sie mal Pipi müssen...

2. Leser sind sonnenscheu
Absolut nicht! Mir geht's erst bei Temperaturen über 25 Grad richtig gut, und ein Sonnenbad ist was herrliches.

3. Leser sind Bauchmenschen
Nö, nicht wirklich.

4. Leser sind romantisch
Ich denke schon.

5. Leser sind solange kinderlieb, bis das Lieblingsbuch mit Buntstiften verschönert ist.
Hätte ich Kinder, würde ich meine Bücher wahrscheinlich in Hängeregalen in einer Höhe von min. 1,50 m aufbewahren!

6. Leser sind Sammler, nicht nur von Büchern.
Oh ja, das stimmt.

7. Leser lieben Kuchen und Kaffeeklatsch
Absolut.

8. Leser haben beruflich mit Menschen zu tun
Ja logo - habe damals keine Lehrstelle als Einsiedlerin bekommen.

9. Leser essen bio
Diese Leserin ißt Aldi. Oder Edeka. Oder wo immer sie auf dem Heimweg von der Arbeit gerade vorbeikommt.

10.Leser schreiben selber oder haben es als Kind gemacht
Tja, nur leider gelingt es mir nie, etwas zuende zu bringen.

11. Leser waren als Kind Einzelgänger und Stubenhocker
In Lexika müßte neben dem Eintrag "Stubenhocker" ein Foto von mir sein.

12. Leser haben gute Freunde, aber davon nicht viele
Hm, ja.

13. Leser spielen gerne
Oh ja!

14. Leser sind hilfsbereit und gut
Ich bemühe mich! Aber nicht bei Menschen, die ich nicht ausstehen kann.

15. Leser träumen gerne (auch Tageträume)
Klar doch.

16. Leser fahren kleine Autos

Mein Auto ist klein, aber das hat eher finanzielle Gründe - ich stecke das Geld lieber in eine super Ausstattung (ohne Standheizung und Klimaanlage geht gar nichts) als in eine riesige Karosserie. Und mit 'nem Mercedes ins Parkhaus fahren? Horror!

17. Leser lasen im Kindesalter gern unter der Bettdecke
Hab ich nie gemacht.

18. Leser bevorzugen lieber Bücher als Filme usw im TV
Meistens stimmt das, aber bei dem grottigen Fernsehprogramm ist das ja auch kein Wunder.

19. Leser haben immer ein Buch dabei, wenn sie länger unterwegs sind
Yup.

20. Leser lesen auch anderes neben Büchern gerne
Klaro, alles außer den Rundschreiben der Arbeitssicherheitsabteilung bei mir auf der Arbeit, die solche Perlen der Weisheit hervorbringt wie "Leute, die im Büro arbeiten, sollten aufpassen, daß sie sich nicht am Papier schneiden".

21. Leser haben mit den Augen Probleme
Leider ja *seufz*

22. Leser können sich stundenlang in einem Buchladen aufhalten
Na und ob! Hier habe ich im Urlaub schon mal 4 Stunden am Stück verbracht! Und ich würde es wieder tun ;-)

23. Leser haben mindestens 2 signierte Bücher im Regal stehen
Nö.

24. Leser haben bestimmt schonmal für einen Romanhelden geschwärmt (oder schwämen für einen)
Oh ja...

25. Leser haben schon mal Orte in den Bücher bereist
Also den Satz habe ich jetzt nicht so richtig verstanden!

26. Leser haben ihre Stammautoren und wechseln nur selten
Ich habe schon Lieblingsautoren. Aber die können nicht schnell genug schreiben, um mich an 365 Tagen im Jahr zu unterhalten ;-)

27. Leser besuche gerne Veranstaltungen rund um Bücher (ZB: Messen, Lesungen, Signierstunden....)
Doch, schon.

28. Leser verleihen nur ungern ihre liebgewonnenen Bücher
Ich würde sie verleihen. Wenn ich jemanden kennen würde, der sich für sie interessiert.

29. Leser sind Nachtmenschen
Absolut. Ich werde meistens gegen 22 Uhr richtig wach und munter, dafür ist morgens aber vor 11 Uhr nicht viel mit mir anzufangen, außer man möchte unbedingt einen verschlafenen, grimmigen Gesichtsausdruck sehen und einen bissigen Spruch hören...

30. Leser würden sich nie von liebgewonnenen Büchern trennen
Genau. Und deshalb brauchen Leser auch größere Wohnungen als andere Menschen. Dieser Anspruch sollte unbedingt im Grundgesetz verankert werden.

Montag, 15. Februar 2010

Allemalachen...

...ne, hat nichts mit Karneval zu tun. Aber ich hab' hier noch einen sehr schönen Link gefunden: Die Rosarote Bücherecke, ein scheinbar nagelneues und hoffentlich nicht nach einem einzigen miesen Buch wieder aussterbendes Blog. Hey, vielleicht sollte ich anderen Bloggern miese Bücher zur Verfügung stellen? (Ich hab ziemlich viele davon). Oder man könnte in einer einzigartigen und großen Internetaktion eine Liste der miesesten Bücher des 20. und 21. Jahrhunderts zusammenstellen?

Sonntag, 14. Februar 2010

A. Lee Martinez: Monster

Au weia, eine Inhaltsangabe ist wirklich schwierig bei diesem Buch, aber ich versuch's mal: Judy Hines ist eine ganz normale Angestellte in einem ganz normalen amerikanischen Supermarkt. Eines Tages entdeckt sie in der Tiefkühltruhe des Supermarktes einen Yeti, der das Speiseeis auffrißt. Ein Anruf beim Tiernotruf bringt Hilfe in Gestalt von Monster, einem seltsamen jungen Mann, der sich darauf spezialisiert hat, Fabelwesen wie z. B. Yetis einzufangen und abzutransportieren. Gesagt, getan: Monster fängt den Yeti, unmittelbar darauf tauchen zwei weitere auf, die ebenfalls besiegt werden. Das war aber nur der Anfang des Ärgers, denn in den nächsten Tagen tauchen überall in der ganzen Stadt immer wieder riesige Mengen von aggressiven, gefährlichen Fabelwesen aller Art auf - besonders dort, wo sich Judy gerade aufhält. Die Plage scheint im Zusammenhang mit einer Frau namens Mrs. Lotus zu stehen, die Unmengen von Katzen besitzt und einen geheimnisvollen Tee braut...

Ganz ehrlich? So ganz habe ich die Handlung nicht verstanden, zumindest im letzten Drittel des Buchs. War mir einfach zu abgefahren. Oder abgehoben. Und sehr konfus. Vielleicht waren es mir auch zu viele Fabelwesen, denn außer siegerländischen Dilldappen taucht so ziemlich jedes Viech auf, das die menschliche Fantasie jemals hervorgebracht hat.

Davon abgesehen habe ich mich aber köstlich amüsiert, denn das Buch hat einige sehr lustige, teilweise geradezu Monty Pythoneske Details. So hat Monster seine Freundin z. B. über eine Kontaktanzeige in einer Zeitschrift namens Weekly Underworlder kennengelernt. Und die Szene, in der diese Freundin, ein Sukkubus namens Liz, mit ihm Schluß macht, ist wirklich unbezahlbar.

Ein Keeper ist das Buch nicht, aber ein witziger Zeitvertreib für ein paar Stunden war es allemal. Wer es lesen möchte, dem rate ich jedoch, bis zur Veröffentlichung der Taschenbuchausgabe zu warten. Ich habe es mir als gebundenes Buch gekauft, weil ich die Leseprobe so klasse fand - und für ein Buch, das nur zu zwei Dritteln eine mehr oder weniger nachvollziehbare Handlung hat, war es eigentlich doch zu teuer.

Anna Davis: The Jewel Box

London im Jahr 1927: Grace Rutherford arbeitet als eine der ersten weiblichen Werbetexterinnen bei einer Werbeagentur, doch insgeheim hat sie einen Nebenjob: sie schreibt als Diamond Sharp für eine große Londoner Tageszeitung eine Kolumne über das Londoner Nachtleben, Mode, was in und was out ist usw. Mit ihrer Arbeit unterstützt sie ihre Mutter, ihre verwitwete Schwester und deren Kinder. Dann lernt sie zwei faszinierende Männer kennen: den amerikanischen Schriftsteller Dexter O'Connell und den ebenfalls amerikanischen Journalisten John Cramer, den ein tragisches Geheimnis mit seinem Feind Dexter verbinden zu scheint...

Ich habe mir das Buch hauptsächlich wegen seines aufregenden und faszinierenden Handlungsortes ausgesucht: London! In den 20er Jahren, kurz vor dem Börsencrash! Wenn die Autorin das Buch wirklich gut recherchiert hat und die 20er Jahre in London tatsächlich so waren, wie sie hier beschrieben werden, muß ich sagen, daß ich wirklich überrascht war. Das Leben der Charaktere wirkt in vieler Hinsicht kaum anders als unser heutiges. Wer mit jemandem sprechen will, ruft ihn einfach an, wer irgendwo hinwill, nimmt das Auto oder ein Taxi oder auch die öffentlichen Verkehrsmittel...und Frauen dürfen (fast) alles, was Männer dürfen. Außer am Arbeitsplatz, denn da bekommt Grace mächtigen Ärger, obwohl sie eigentlich nichts schlimmeres macht als ihre männlichen Kollegen. Da bin ich schon sehr froh, daß das heute anders ist.

Trotzdem: mit den Erzählungen meiner Großmutter aus dieser Zeit oder auch meiner Mutter aus ihrer Jugend (meine Mutter ist Jahrgang 1940) hat das alles recht wenig gemeinsam: bis in die späten 40er oder frühen 50er Jahre des 20. Jahrhunderts hatte kaum jemand ein Telefon (tatsächlich hatte sogar ich in der Grundschule einige Klassenkameraden, deren Eltern keins hatten) und erst recht kein Auto: zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren war angesagt, und das bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit. Aber London ist natürlich auch keine westfälische Kleinstadt, da werden sie schon fortschrittlicher gewesen sein.

Das Buch ist wirklich gut und flüssig geschrieben und auf keinen Fall langweilig: ich habe nur zwei Tage gebraucht, um es zu lesen. Aber Grace und ihre Erlebnisse ließen mich seltsam kalt, sie war mir weder sympathisch noch unsympathisch und ich hatte am Ende des Buchs überhaupt nicht das Gefühl, sie zu kennen. Vielleicht will die Autorin es so; auf jeden Fall ist auch Grace eigenartig distanziert zu ihrem eigenen Leben.

In einer Zeit, in der ein uneheliches Kind den völligen sozialen Abstieg, Verachtung von Freunden und Familie, und letzten Endes natürlich auch materielle Armut bedeutete, hat sie einfach bedenkenlos Sex mit einem Mann, dem sie nicht richtig vertrauen kann und von dem sie weder weiß, ob er eine gemeinsame Zukunft mit ihr in Erwägung zieht, noch ob sie bei ihm bleiben will. Zuvor - man erfährt es aus Rückblenden - hatte sie auch eine längere Affäre mit einem verheirateten Mann.

Ihren Job setzt Grace genauso bedenkenlos aufs Spiel, in dem sie es sich mit den Besitzern der Werbeagentur verdirbt und einfach mal tagelang gar nicht zur Arbeit geht. Und das, obwohl sie die einzige in ihrer Familie ist, die überhaupt ein Einkommen hat.

Am Ende des Buches muß sie quasi zu ihrem Glück gezwungen werden, weil sie wild entschlossen ist, den Mann, den sie liebt, mit einer anderen zu verkuppeln - obwohl die andere ihn gar nicht will.

Es hat mir schon Spaß gemacht, The Jewel Box zu lesen, aber alles in allem mag ich es doch lieber, wenn ein Buch von Charakteren bevölkert wird, die ich liebgewinnen kann und deren Schicksal mir nahegeht. Das ist hier leider nicht der Fall.

Sonntag, 7. Februar 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 6: Stephanie Tyler: Hard to Hold

Chuck Norris kann Feuer mit einer Lupe machen...sogar nachts!

Jetzt fragt ihr euch sicherlich, warum ich euch mit diesem doofen Chuck Norris-Witz nerve. Ganz einfach: Weil Hard to Hold ein 370 Seiten langer Chuck Norris-Witz ist. Nur daß Chuck Norris in diesem Fall Jake Hansen heißt und ein Navy SEAL ist. Jake ist der Held dieses Buchs, falls daran noch irgendwelche Zweifel bestehen sollten.

Lynn Viehl ist daran schuld, daß ich mir diese in Papier manifestierte Katastrophe von einem Buch gekauft habe, denn sie hat es in ihrem Blog wärmstens empfohlen. Und ich dumme Kuh bin drauf reingefallen, weil sie zuvor Patricia Briggs' großartige Mercy Thompson-Serie empfohlen hatte. Die Tatsache, daß die online verfügbare Leseprobe fälschlicherweise den Eindruck erweckt, es handele sich um ein normales Buch, spielte natürlich auch eine Rolle. Jetzt wünsche ich mir aber, ich hätte was anderes mit den 5,29 € gemacht, die ich für Hard to Hold ausgegeben habe. Einen 5 €-Schein zusammenrollen, anzünden und einen Marshmallow damit rösten wäre z. B. eine gute Idee (wir Nichtraucher haben es schwer, wenn wir mal dekadent sein wollen).

Aber okay, die Handlung, soweit man von einer solchen sprechen kann. Jake Hansen ist ein Navy SEAL, der mit ein paar anderen Navy SEAL Kumpels (die natürlich später ihre eigenen Bücher kriegen werden) aus irgendwelchen Gründen in Afrika rumturnt. Sie sind eigentlich dabei, sich aus dem Staub zu machen, müssen vorher aber noch eine amerikanische Ärztin retten, die als Geisel genommen wurde. Diese Ärztin ist Isabelle Markham, die Tochter einer Senatorin, und natürlich unsere Heldin. Jake und Isabelle müssen zusammen in einer Hütte auf die Rettung warten und kommen sich dabei näher.

Wenig später sind sie alle wieder im Gelobten Land (aka Amerika) und Isabelle nimmt einen Job als Beraterin auf just dem Militärstützpunkt an, wo auch Jake und seine Kumpels stationiert sind. Bei der ersten Begegnung mit Jake möchte sich Isabelle mit ihm verabreden, aber er weist sie zurück: schließlich hätte er sie schon gefragt, ob sie mit ihm ausgehen will, wenn er dazu Lust hätte. Netten Kerl, der Jake. Und so fortschrittlich. Nur leider mag er keine Ärzte, weswegen er auch keine Lust auf ein Date mit Isabelle hat.

Als nächstes erfahren wir ein bißchen was über Jakes familiären Hintergrund, wobei die Autorin aber verschweigt, daß bei der Entstehung unseres Helden das Klonen eines ziemlich abgenutzten Chuck Norris-Witzes eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Dafür haben er und seine beiden sequel bait-Brüder einen übersinnlich begabten Ziehvater, der aufmüpfige Rockbands managt.

Unsere Isabelle hört sich unterdessen ein wenig Tratsch über Jake an:

  1. Er haßt Ärzte (das wußten wir ja schon), weswegen er sich bei Verletzungen selbst verarztet oder es von einem seiner Kollegen machen läßt. Jaja, nur die Harten kommen in den Garten!
  2. Es gibt einen ganzen Aktenschrank, dessen Inhalt nur von Jake handelt - der ist aber dermaßen geheim, daß niemand weiß, was drin ist. (Isabelle schafft es, den Schrank mit Hilfe einer Lötlampe und einer Spitzhacke zu öffnen - das muß ein Zeichen sein).
  3. Er war erst 15, als er zur Marine ging - da waren sie von der Qualität seines gefälschten Ausweises dermaßen beeindruckt, daß sie ihn tatsächlich aufnahmen. Uff, da bin ich beruhigt. Hätte er einen Schulabschluß, müßte man ja befürchten, er wäre eins von diesen intellektuellen Weicheiern.
  4. Er hat mindestens drei- bis viermal am Tag Sex, und dann mit drei Frauen gleichzeitig, weil eine allein ihn niemals befriedigen könnte.
  5. Und dann hat er auch noch bis Unendlich gezählt. Zweimal....ups, nö, das war dann doch Chuck Norris. Jake nicht, denn der hat ja keinen Schulabschluß.
Aber immerhin bringt er alle Voraussetzungen mit, um die Welt zu retten, denn mit nicht unbeträchtlichem Wohlwollen attestiert ihm sein Vorgesetzter (doch, den hat unser Supermacho unerklärlicherweise auch), daß er vollkommen furchtlos ist und keinen Funken gesunden Menschenverstandes besitzt. Ich schätze, als nächstes werden sie ihn zum Präsidenten wählen. Es ist unausweichlich.

Inzwischen sind wir auf Seite 41 und es wird Zeit, etwas Handlung in die Handlung zu bringen. Also bittet Admiral James Callahan, genannt Cal, unseren Jake, auf Isabelle aufzupassen, die immer noch von finsteren Bösewichten bedroht wird. Isabelle darf das aber nicht wissen, weil...äh...keine Ahnung. Weil die Autorin das eben so will, verdammte Axt!

Jake meint, daß er nur dann richtig auf Isabelle aufpassen kann, wenn sie bei ihm wohnt. Aber natürlich kann er nicht auf sie zugehen und sagen "hey babe, wenn du bei mir einziehst, beschütze ich dich und du kannst meine Hemden bügeln, wenn du schon mal da bist". Hier ist Rafinesse gefragt! Was also macht unser Held? Er schleppt Isabelle ab. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er trifft sie in einer Kneipe und teilt ihr ohne weitere Umschweife mit, daß er sie nun mitnehmen wird:

"I'm taking you home now" he said, after he'd given her a once-over to make sure she was okay.

"But I'm here with someone..." she protested, although she didn't fight being in Jake's arms.

"I don't care who you came here with, you're going home with me," he growled.

Ist er nicht unwiderstehlich?

Hach ne. Soviel männlichen Charme muß ich erstmal sacken lassen. Bitte begleitet mich doch auch bei meinem nächsten Leseabenteuer mit diesem wundervollen Buch, denn dann werden wir erfahren, was es bei Navy SEALs während eines Schneesturms zu essen gibt!