Sonntag, 31. Januar 2010

Suzanne Brockmann: Joe - Liebe Top Secret

Prinz Tedric von Ustanzien - das ist ein europäischer Fantasie-Kleinstaat - befindet sich auf einem Staatsbesuch in den USA, als ein terroristischer Anschlag auf ihn verübt wird. Der Staatsbesuch ist sehr wichtig, denn Prinz Tedric möchte, daß die Amerikaner die Erschließung der in Ustanzien entdeckten Ölquellen finanzieren. Daher bricht er seinen Besuch nicht ab. Um den Prinzen zu schützen, läßt dieser sich in der Öffentlichkeit von einem Navy SEAL, Joe Catalanotto, vertreten. Joe sieht Prinz Tedric zum Verwechseln ähnlich, kennt sich aber mit den Gepflogenheiten der oberen 10.000 nicht so aus. Veronica St. John, die Schwägerin und PR-Beraterin des Prinzen, soll Joe innerhalb kürzester Zeit das Benehmen eines Aristokraten beibringen...

Der Originaltitel des Buchs ist "Prince Joe" und es ist 1996 in der Reihe Silhouette Intimate Moments als Teil der Tall, Dark and Dangerous-Serie von Suzanne Brockmann erschienen. Das damalige Cover kann man übrigens hier bewundern. Diese Series oder Category Romances zeichnen sich - ähnlich wie hierzulande die Cora-Romanhefte - dadurch aus, daß sie kürzer sind und den Autoren daher weniger Zeit für die Charakterisierung ihrer Romanfiguren bleibt. Das heißt aber nicht, daß diese Bücher alle schlecht sind. Ein guter Autor kann auch aus einem kurzen Buch was machen. Suzanne Brockmann gehört für mich zu den guten Autorinnen, auch wenn mindestens eins ihrer frühen Werke ziemlich grauenhaft ist.

Die Annahme, daß die Regierung eines europäischen Kleinstaats die Amerikaner um Hilfe bei der Erschließung von Ölquellen bitten würde, ist natürlich völliger Quatsch. Wenn, sagen wir mal, in Andorra Öl entdeckt würde, würden entweder a) die Europäer das Öl selbst fördern oder b) die Förderung des Öls verbieten, weil Feldhamster und/oder Kröten über den Ölquellen leben.

Davon abgesehen ist das Buch aber ganz unterhaltsam. Nur die Übersetzung ist leider nicht the yellow of the egg, und die Heldin Veronica hat einige TSTL-Anwandlungen.

Die Prosa ist mitunter seltsam antiquiert - beispielsweise möchte Joe ganz zu Anfang ihrer Bekanntschaft andeuten, Veronica sei nicht ganz so stocksteif, wie sie immer tut. Das drückt er aus, in dem er mutmaßt, sie würde nachts aus ihrem Margaret Thatcher-Kostüm steigen und mit ihrem Gigolo Mambo tanzen gehen. Und das Buch ist aus den 90ern! Wäre sie da nicht eher in ihren Bikini aus Kunstrasen geschlüpft und wäre zu einer Technoparty gegangen? (Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es in Amerika Technoparties mit Kunstrasenbikiniträgerinnen gab).

Manchmal gibt es auch Ausdrücke, die einfach nur seltsam sind: als Veronica z. B. ein sexy Kleid trägt, denkt sich Joe: "Verdammte Axt!"

Gelegentlich ist die Übersetzung schlichtweg mißlungen, so daß einzelne Sätze überhaupt keinen Sinn ergeben, wie etwa dieser:

"Während sie ihn betrachtete, stellte er das Glas auf den Tisch neben dem Sofa und ging dann zum Fenster. Er zog die Vorhänge zu. "Ich habe mein Bullauge für heute lang genug mit mir herumgetragen."

Ich nehme an, im Original stand an der Stelle "bull's eye" - was natürlich Bullauge heißt, wenn man über ein Schiff spricht. In diesem Zusammenhang heißt es aber eher, daß Joe für den Tag seinen Dienst als wandelnde Zielscheibe beendet. Ich will ja nicht übermäßig viel klugscheißen, aber solche Dinge können mir den Spaß an einem Buch schon ein wenig vermiesen.

Mit Veronica habe ich auch ein klitzekleines Problem gehabt. So ist sie beleidigt, als Joe bei einer Party nicht mit ihr tanzen will, obwohl man während dieser Veranstaltung mit einem Angriff der Terroristen rechnet und jeder in Gefahr ist, der sich in Joes Nähe aufhält. Und als es dann tatsächlich einen Anschlag gibt und Joe das tut, was Navy SEALs wohl bei solchen Gelegenheiten zu tun pflegen, besteht sie darauf, ihn übers Funkgerät vollzuquatschen.

Joe revanchiert sich später, indem er Veronica unterstellt, ein Snob zu sein - nun ja, ein klärendes Gespräch zwischen den beiden hätte an dieser Stelle Wunder gewirkt, aber dann wäre das Buch wohl allzu kurz geworden.

Alles in allem ist Prince Joe bzw. Liebe Top Secret ein spannendes, unterhaltsames Buch, das man in einem Rutsch durchlesen kann. Der Held ist sympathisch und die Heldin ist - bis auf ein paar kleine Aussetzer - ganz okay. Aber ein unvergeßliches Buch, das ich immer wieder lesen möchte, ist es für mich nicht.

Elisabeth Naughton: Stolen Fury - Vorsicht, mit Spoilern!

Dr. Lisa Maxwell ist eine Archäologin, die während eines Jamaika-Urlaubs in einer Höhle ein altgriechisches Marmorrelief mit einer Darstellung einer der drei Furien (die bei den Griechen eigentlich als Erinyen bezeichnet wurden, was Dr. Maxwell aber nicht weiter interessiert) gefunden hat. Sie hält die Entdeckung geheim und plant, die beiden dazugehörigen Reliefs der anderen Furien zu finden, doch leider wird sie wenig später während eines Aufenthalts in Mailand von einem angeblichen Professor der Universität von Barcelona erst verführt, dann mit Schlafmittel betäubt und schließlich bestohlen. Fest entschlossen, ihr Relief zurückzubekommen, macht sie den Mann, der eigentlich ein Puertoricaner namens Rafe Sullivan (!!) ist, ausfindig. Die beiden beschließen, die restlichen beiden Reliefs gemeinsam zu suchen, doch auch einige finstere Verbrecher sind dahinter her. Schon bald sind Lisa und Rafe auf der Flucht vor Mördern...

Auf dem Buchcover ist ein Zitat, in dem das Buch mit den Indiana Jones-Filmen und Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten verglichen wird. Das ist schon mal ein ganz guter Vergleich, auch wenn er von Allison Brennan stammt, deren grottiges Buch mich ziemlich genervt hat. Stolen Fury ist wirklich ganz unterhaltsam und hat eine Menge Action. Aber die Logik fehlt. Völlig. In fast jeder Szene.

Da ist zunächst mal die Tatsache, daß Lisa das Relief nicht während einer Ausgrabung findet, sondern während eines Jamaika-Urlaubs beim Klettern in einer Höhle, wofür man offenbar eine Erlaubnis benötigt, die sie aber auch nicht hat. In der Höhle findet Lisa eine Leiche und durchsucht direkt deren Rucksack. Darin findet sie eine Schatzkarte und das Marmorrelief mit dem Abbild von Alekto, einer der Furien. Das steckt sie ein und verläßt die Höhle.

An dieser Stelle hätte ich Lisa sagen können, daß das Relief ohne Zweifel eine Fälschung ist. Sie als Archäologin hätte das wissen müssen, aber ich als Nicht-Akademikerin mußte erst im Internet nachsehen - was etwa fünf Minuten gedauert hat.

Eindeutige Anzeichen, daß das von Lisa gefundene Relief made in Korea (oder so) ist:

"The marble depicted a woman dressed in a Greek toga" (Seite 7) - Erstaunlich, da die Toga ein römisches Gewand war. Und wohl auch hauptsächlich ein von Männern getragenes.

"The number one was carved into the bottom right side" (Seite 7) - Noch erstaunlicher, denn im antiken Griechenland kannte niemand die heute von uns benutzten arabischen bzw. indischen Ziffern. Die Griechen benutzten Buchstaben als Zahlen.

Lisa nimmt ihr gefaktes Marmor-Artefakt jedenfalls mit, denn sie will natürlich die anderen beiden Furien auch noch finden. Halten wir also fest: Dr. Maxwell klaut einer Leiche bei einer illegalen Exkursion in einer jamaikanischen Höhle ein gefälschtes griechisches Marmorrelief.

Okey dokey. Wenig später hält unsere international renommierte Archäologin eine Vorlesung in Mailand. Dabei lernt sie einen Antonio-Banderas-Doppelgänger kennen, der sich als Rafael Garcia, Geschichtsprofessor an der Universität von Barcelona, vorstellt und auf dessen spanischen Akzent sie voll abfährt (man kennt das. Zumindest seit der unvergeßlichen Szene mit John Cleese und Jamie Leigh Curtis in Ein Fisch namens Wanda). Abends landen die beiden in Lisas Hotelzimmer, und Rafe betäubt Lisa, bevor er das Marmorrelief aus ihrem Hotelsafe klaut und damit das Weite sucht.

Da Lisas Bruder in Chicago als Kriminalpolizist arbeitet, macht sie den Dieb mit seiner Hilfe problemlos in Key West ausfindig und beschließt, sich die Furie von ihm zurückzuholen. An dieser Stelle ist ein kleines Dankesgebt angebracht, denn bei allen Problemen, die ich mit diesem Buch hatte, wäre es schlimmer, wenn Elisabeth Naughton nicht Schriftstellerin, sondern Modeberaterin oder Stylistin geworden wäre.

Lisa kreuzt nämlich in Key West auf und trägt: rote Haare (nun ja, dafür kann sie ja nichts), rosa Sandalen (dafür schon) und rot lackierte Zehennägel (das geht gar nicht).

Um ihre Furie zurückzubekommen, hat sie sich einen ganz raffinierten Plan überlegt: sie schmeißt Rafe ins Wasser und verlangt, daß er ihr das Teil zurückgibt. Irgendwie reagiert Rafe darauf aber nicht ganz so, wie sie es erwartet hat. Stattdessen überzeugt er Lisa, daß sie beide sich gemeinsam auf die Suche nach Tisiphone (der dritten Furie) machen sollten. Die zweite hat er auch schon irgendwo versteckt. Wenn sie sie alle haben, werden sie sie verkaufen und den Gewinn teilen. Zögernd stimmt Lisa zu.

Als nächstes holen die beiden in Chicago in Lisas Elternhaus die Notizen von Lisas verstorbenem Mentor und Liebhaber ab, in denen sie Hinweise auf die Marmorreliefs vermutet. Mittlerweile sind auch schon alle möglichen schlechten Menschen hinter Lisa und Rafe her. Es gibt eine Verfolgungsjagd mit dem Auto, bei der Rafe Lisa beim Fahren aus dem Fahrersitz hebt, weil er meint, daß eine Dame kein Auto während einer Verfolgungsjagd steuert.

Rafe ist völlig hin und weg von Lisas wundervollem Gardenienduft (*seufz* ein Mann, der verschiedene Blumendüfte unterscheiden kann) und ihren hübschen smaragdgrünen Augen, die er innerhalb weniger Seiten mit seichten grünen Teichen, felsharten Steinen, leuchtenden Teichen und schimmernden Juwelen vergleicht.

Einige Action- und Liebesszenen, Morde und Flugreisen später gelingt es Rafe innerhalb einer halben Stunde, einen Hinweis auf den Fundort von Tisiphone zu entschlüsseln, an dem sich schon Lisas Mentor jahrelang die Zähne ausgebissen hatte. Lisa ist baff. Rafe erklärt ihr, daß er die auf Französisch verfaßten Aufzeichnungen einer früheren Besitzerin des guten Stücks nur übersetzen mußte. Wow! Lisa ist geplättet - und wieder mal angeturnt. Ihr Lover spricht Französisch! Und Spanisch! Und Italienisch! Unfaßbar!! Und ich naive Person habe immer gedacht, international renommierte Archäologen, die überall auf der Welt an Ausgrabungen teilnehmen, müßten mehrere lebendige und wenigstens die gängigeren toten Sprachen wie Latein und Altgriechisch beherrschen. So kann man sich irren, denn unsere Lisa spricht nur englisch.

Tja, danach dauert es dann nicht mehr lange, bis unsere beiden Helden alles finden, was sie suchen, und gemeinsam in den Sonnenuntergang segeln.

Das hört sich jetzt alles ziemlich furchtbar an. Ich fand das Buch ja eigentlich ganz spannend und unterhaltsam, und vielleicht werde ich sogar die Fortsetzung lesen. Aber was mich wirklich sehr gestört hat, war die mangelnde Logik der Handlung und die offensichtliche Unlust der Autorin, ein klein wenig Internet-Recherche zu betreiben. Ist es wirklich zuviel verlangt, daß der Plot wenigstens ein bißchen plausibel ist? Aber es gibt Hoffnung: soweit ich weiß, ist Stolen Fury Elisabeth Naughtons Debut-Roman. Sie könnte also beim nächsten, übernächsten, oder über-übernächsten Buch alles besser machen.

Montag, 25. Januar 2010

Ich habe einen Award bekommen!

Vielen Dank für den Sweet Friends Award an Orchidee und Cleopatra vom lesenswert-empfehlenswert Blog!



Die Regeln des Awards lauten, daß man 10 Dinge nennen soll, die einen glücklich machen, und ihn an 10 Personen weitergeben soll. Leider fallen mir soviele "Online-Persönlichkeiten" nicht ein, deswegen gebe ich den Award erstmal nur weiter an:

Irina und ihr Bücher über alles Blog - immer wieder interessant zu lesen. Und wenn ihr mal richtig betrübt oder niedergeschlagen seid, habe ich einen Geheimtip: diesen Artikel über das Buch Dunkle Leidenschaft von Jennifer Ashley. Famos! Jedenfalls, wenn man nicht befürchten muß, mit genau diesem Buch als einzige Unterhaltungsform im Fahrstuhl steckenzubleiben. Aber in diesem Fall gälte sowieso die Devise: besser ein mieses Buch als gar keins!

Frau Katz und die Belletristik - Frau Katz berichtet online über das, was sie gerade liest. Das Blog habe ich erst vor kurzem entdeckt, und es scheint sich großenteils um klassische Fantasy zu drehen, die eigentlich so gar nicht meins ist - aber meine Güte, was habe ich mich über das Gläserne Tor amüsiert *kicher*.

Okay, jetzt zu den Dingen, die mich glücklich machen:
  • Daß ich weitestgehend gesund und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin
  • Daß ich liebe Eltern habe, die immer zu mir halten
  • Daß ich in einem mitteleuropäischen Land mit einer demokratischen Staatsform lebe, in dem es genug zu essen und Trinkwasser gibt, das nicht von schlimmen Naturkatastrophen heimgesucht wird, und in dem Frauen gleichberechtigt sind und jeden Beruf erlernen können, den sie wollen
  • Daß ich einen Beruf habe, der mir Spaß macht und von dem ich ganz gut leben kann
...okay, und jetzt die etwas, hm, frivoleren Glücksauslöser:
  • Gelobt werden oder ein Kompliment bekommen
  • Lange schlafen, dann den ganzen Tag nichts machen außer lesen, fernsehen und noch mehr schlafen. Natürlich ohne dabei jemals den Schlafanzug aus- und richtige Sachen anzuziehen.
  • Ein Buch von einem für mich bis dahin unbekannten Schriftsteller oder einer Schriftstellerin lesen und so hingerissen und begeistert sein, daß ich SOFORT!! jedes andere Buch ausfindig machen muß, daß diese Person je geschrieben hat.
  • Ein Abend mit einer guten Freundin, an dem wir in einem Café oder einer Kneipe sitzen, stundenlang quatschen und und ablästern und uns einen trinken
  • Ein richtig heißer Sommertag, der sich so anfühlt wie ein Van Gogh-Gemälde aussieht

  • Ich bin nicht gerade froh darüber Single zu sein, aber ich genieße es, meine Vorliebe für Kitsch auszuleben! (Wußtet ihr, daß die meisten Männer es nicht schätzen, wenn es in ihrer Umgebung zahlreiche Gegenstände gibt, die rosa sind und/oder Rüschen haben?)

Sonntag, 24. Januar 2010

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 8: You Shake My Nerves And You Rattle My Brain

Genau, und mein Gehirn muß sich jetzt auch erstmal von der Tortur dieses Buches erholen. Aber ich hab's geschafft! Bin fertig! Finito! Piratenfreie Zone auf meinem Schreibtisch!

Aber zuvor mußte ich noch eine Menge galoppierenden Schwachsinns bewältigen.

Das 17. Kapitel beginnt damit, daß Samantha in ihrer Kabine abhängt und ihre Depressionen pflegt, denn urplötzlich ist ihr aufgegangen, daß sie ihr Boot gaaaanz fürchterlich, schluchz! vermissen wird, wenn Luke erst damit davongesegelt ist. Schließlich rappelt sie sich auf und verläßt die Kajüte, um ihrer Mannschaft eine Abschiedsrede zu halten und sie zu entlassen.

Alle sind gerührt und schütteln ihr die Hand, denn die bevorstehende Arbeitslosigkeit scheint ihnen nicht viel auszumachen. Vielleicht gibt es ja ein super ABM-Programm für arbeitslose Piraten auf Barbados, oder sie haben alle einen geilen 1 Euro-Job im heruntergekommensten Bordell der Insel gefunden. Und natürlich gibt es ohnehin viel Wichtigeres als die Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, findet Luke:

Luke watched her say her good-byes. The tears that clung to her lashes as she bid the men farewell were the best damn gift she could give them. Luke hoped they treasured it.

Die Frage, warum Samantha überhaupt Kapitän wurde, bleibt wieder mal unbeantwortet; ich persönlich hätte es nach der gemeinsamen Flucht von der Plantage von Samanthas Vergewaltiger ja eher für sinnvoll gehalten, jemanden zum Kapitän zu machen, der wenigstens ein bißchen Ahnung von irgendwas hat, und nicht traumatisiertes junges Mädchen. Das ist ungefähr das gleiche, als hätte mein Chef morgen einen Autounfall und wir würden unseren dauerbekifften Azubi zu seinem Vertreter machen, bis er aus dem Krankenhaus kommt.

Na egal. Luke sagt Samantha, daß sie ein paar Tage auf dem Schiff bleiben kann, bis sie sich überlegt hat, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen möchte. Joe beschließt, daß er bei ihr bleiben wird, und wenig später holt sie ihren Ex-Schiffsjungen Aidan bei Lukes Schwester Jacqueline ab, denn sie hat beschlossen, daß er der Bruder ist, den sie nie hatte.

Unterdessen drängt Joe Luke, Samantha zu sagen, daß er Dervish erschossen hat, um sie zu beschützen, aber Luke ziert sich. Immerhin ist er aber bereit, mit ihr zu sprechen, und so wartet er, bis sie am nächsten morgen ein Sonnenbad auf dem Deck nimmt, um dort, völlig verkatert und wie eine Leiche auf Urlaub aussehend, aufzukreuzen und sie zu knutschen.

Danach beschwert er sich darüber, daß Samantha ihn am Anfang des Buchs aus dem Gefängnis befreit hat, denn er war ja schon dabei, seine Flucht zu planen.

Samantha macht ihm wieder Vorwürfe, weil er Dervish erschossen hat, und unserer wackerer Held Luke sieht den perfekten Zeitpunkt gekommen, um seine innere Drama Queen raushängen zu lassen. Anstatt ihr also die Wahrheit zu sagen, ist er beleidigt und rauscht ab.

Wenig später sorgt Samanthas väterlicher Freund Joe dafür, daß ihr ein Licht aufgeht, und oh mein Gott! Sie hat Luke unrecht getan. Natürlich macht sie sich sofort auf die Socken, um alle Kneipen von Barbados nach ihm zu durchsuchen, doch sie kann ihn nicht finden. Also beschließt sie, auf dem Schiff auf ihn zu warten.

Als sie in ihre Kajüte klettert, lauert dort allerdings Oliver Grant, der bösartige Plantagenbesitzer auf sie. Michelle Beattie weiß kaum noch wohin mit all den tollen Metaphern und Vergleichen, die ihr für dessen Bösartigkeit einfallen, und unter unverzagter Mißachtung aller Gebote des guten Stils versucht sie, sie alle in einem Absatz unterzubringen:

Evil oozed from his satisfied smile. It slithered to the floor, across the distance between them, and curled around her ankles.

Als nächstes zieht der grause Bösewicht eine Donnerbüchse aus der Innentasche seiner Jacke. Und laßt mich euch sagen, das muß die verdammt größte Herrenjackeninnentasche sein, die die Welt je gesehen hat, denn wie Wikipedia weiß, war schon der Lauf so einer Donnerbüchse meistens an die 40 cm lang.

Samantha sinnt ein Weilchen über ihre Situation nach, dann bricht sie in Tränen aus und läßt Grant wissen, daß sie ihn töten wird.

Grant zieht seine Jacke aus, faltet sie ordentlich zusammen und legt sie über den Paravent. Wohlerzogen, wie Samantha nun einmal ist, wartet sie, bis er damit fertig ist.

Danach aber beginnt sie, Möbel nach ihm zu werfen und versucht, aus der Kajüte zu klettern. Grant packt sie und zieht sie zurück in die Kabine, wobei ihm plötzlich einfällt, daß er sie ja noch mit der Donnerbüchse bedrohen wollte. Sekunden später taucht jedoch Luke auf, und Grant schießt stattdessen auf ihn, ohne ihm allerdings ernsthaft Schaden zuzufügen.

Samantha kreischt und sieht, daß Grant noch ein Gewehr hat - das hatte er wahrscheinlich in seiner Hosentasche versteckt??

Grant befiehlt Luke, sich seiner Waffen zu entledigen, was dieser auch prompt tut und durch das Abwerfen von zwei Pistolen, einem Schwert und zwei Dolchen wahrscheinlich gleich um 10 kg leichter wird.

Nun halten die drei erstmal ein kleines Schwätzchen, denn Grant will unbedingt noch erzählen, wie er Samantha gefunden hat. Dann schießt Grant erneut auf Luke, Luke fällt um und Samantha schnappt sich eine von seinen Pistolen und zielt auf Grant, der dabei ist, seine Donnerbüchse zu laden.

Wir wissen alle, was als nächstes passiert nicht wahr? Äh, nein. Sie erschießt ihn nicht. Das habt ihr doch nicht wirklich gedacht, oder?

Nein, unsere Samantha muß natürlich erst noch mit dem Bösewicht quatschen und ihm damit Zeit geben, in aller Ruhe seine Schußwaffe nachzuladen. Erst als er im Begriff ist, ihrem wertlosen Dasein ein Ende zu bereiten, schießt sie auf ihn.

An dieser Stelle hielt Michelle Beattie, so kurz vor dem Ende des Buches, inne und dachte an ihre Zeit im Volkshochschulkurs "Liebesromane schreiben für Anfänger". Jener schicksalhafte Samstag fiel ihr ein, als ihre Lehrerin mit ihren Übungen unzufrieden war und sie zur Strafe 500 mal den folgenden Satz an die Tafel schreiben mußte: "Eine Liebesromanheldin tötet niemals einen Menschen, noch nicht einmal, um ihr eigenes Leben oder das ihres Geliebten zu retten". Michelle Beattie hat selbst heute noch manchmal Albträume, in denen sich dieses schlimme Erlebnis wiederholt.

Und so stellt sich rasch heraus, daß Luke nur einen Streifschuß abbekommen hat, und Samantha Grants Schulter getroffen hat. Blitzschnell stellt CSI Luke fest, daß Grant einen Herzinfarkt hatte, der ihn in just dem Moment tot umfallen ließ, als Samantha auf ihn schoß.

Die beiden beschließen, zu heiraten und Schiffe zu bauen - hey, wer braucht schon Schiffsbauingenieure, wenn es arbeitslose Expiraten gibt, die sich da viel besser auskennen - und endlich ist es da: das

H A P P Y E N D !!!

Samstag, 23. Januar 2010

Ich nehme einen runden Kreis, bitte.

Ich gebe es zu: ich kaufe ziemlich oft online ein. Da ist die Frage auch müßig, wer wem wann meine Adresse verkauft hat, und so erhalte ich gelegentlich Kataloge von Firmen, von denen ich noch nie gehört habe. Letzte Woche war es wieder soweit:



Doch was entdeckte ich da auf der Vorderseite?



Bleibt nur eine Frage: Was soll das??

Kathy Reichs: Break No Bones

Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist Break No Bones das 9. Buch in Kathy Reichs' Temperance Brennan-Serie, die übrigens mit der Fernsehserie Bones außer dem Namen und dem Beruf der Protagonistin überhaupt nichts gemeinsam hat.

Temperance Brennan ist eine forensische Anthropologin, Anfang/Mitte 40, die sich von ihrem Ehemann (einem Rechtsanwalt) getrennt hat und einen neuen Liebhaber (einen kanadischen Polizisten) hat. Im Auftrag einer Universität führt sie auf einer kleinen Insel vor der Küste South Carolinas mit Studenten eine Ausgrabung durch, bei der interessante Überreste einer Besiedlung durch Nordamerikanische Ureinwohner gefunden werden. Am letzten Tag der Ausgrabung wird jedoch die Leiche eines vor sehr viel kürzerer Zeit gestorbenen Menschen gefunden, und schon gibt es einen Mordfall.

Da die Gerichtsmedizinerin des Ortes, eine Freundin von Tempe, schwer krank ist, bittet sie Tempe um Hilfe bei den Untersuchungen. Nur werden wenig später weitere Tote gefunden, und es stellt sich die Frage, ob sie alle Mordopfer sind, und ob ihr Tod mit einer Armenklinik zusammenhängt, die von einer religiösen Sekte finanziert wird. Bei just dieser religiösen Sekte stellt auch Tempes beinah-Exmann im Auftrag eines Klienten Ermittlungen an, der wenig später mit ihr auch das Haus teilt, das sie von einer anderen Freundin "geliehen" hat. Dann taucht auch noch Tempes eifersüchtiger Liebhaber auf, und da Mordanschläge auf sie verübt werden, müssen Tempe und ihre Männer der Polizei helfen, schnellstens den oder die Täter zu finden...

Das ist eine ziemlich lange Inhaltsangabe, aber es passiert auch viel in dem Buch. Ich fand es sehr spannend und fesselnd und werde auf jeden Fall den nächsten Teil der Serie bald lesen. In einer Rezension habe ich mal etwas in der Richtung gelesen, daß Kathy Reichs einen gewöhnungsbedürftigen und nicht gerade filigranen Schreibstil habe. Deswegen habe ich diesmal darauf geachtet, und tatsächlich: mir kam es so vor, als wäre der Schreibstil ein wenig abgehackt und sehr umgangssprachlich - so als säße die Autorin vor dem Leser und würde die Geschichte einfach erzählen. Richtig beurteilen kann ich das wohl nicht, denn Englisch ist ja nicht meine Muttersprache. Jedenfalls hat es mich nicht gestört - im Gegenteil: es hat mir gefallen.

Im Gegensatz zu einigen anderen der Bücher wird diesmal nicht sehr detailliert beschrieben, wie die Knochen der Toten untersucht werden, und was man mit ihnen alles anstellen kann, um herauszufinden, wie und wann sie zu Tode gekommen sind.

Und ich fand, daß Tempe ruhig ein bißchen netter zu ihrem Liebhaber hätte sein können. Ein Beispiel: da er sieht, daß sie sich nach wie vor sehr gut mit ihrem Ehemann versteht, möchte er wissen, wie sie zu ihm steht, und unter anderem fragt er sie, warum sie ihn immer mit seinem Nachnamen anspricht. Als Antwort sagt sie so etwas wie: aber du heißt doch so. Hm. Er ist daraufhin ziemlich geknickt, und ich wäre das an seiner Stelle auch.

Das sind aber auch schon die einzigen Kritikpunkte. Mir hat das Buch über 400 Seiten spannende Unterhaltung geboten - was will man mehr?

Sonntag, 17. Januar 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 5: Katie MacAlister: Ein Vampir kommt selten allein

Originaltitel: Zen and the Art of Vampires

Ich würde ja gerne eine kurze Inhaltsangabe des Buches schreiben, aber das geht nicht, weil ich es nur bis Seite 45 ertragen habe. Deshalb zitiere ich hier erstmal den Klappentext des Buches:

Ein Leben in der Vorstadt mit Ehemann und Kindern? Für manche ein Albtraum, für Pia Thomason der Stoff, aus dem ihre Tagträume sind. Nun aber naht ihr vierzigster Geburtstag mit Riesenschritten, und ihr Traummann ist noch immer nicht in Sicht. Pia entschließt sich zu einem radikalen Schritt und bucht kurzentschlossen eine Single-Tour durch das romantische Europa. Leider ist keiner der mitreisenden Männer nach ihrem Geschmack. Doch bald gerät Pia in ganz andere Schwierigkeiten: In Island wird in ihrem Hotel eine Frau ermordet, und Pia kommt in den Besitz eines magischen Amuletts. Eine dunkle Bruderschaft hält sie für ihre Auserwählte, die die Welt von den Kreaturen der Nacht befreien soll. Und dann sind da noch die beiden äußerst attraktiven Männer, die ebenfalls ein ganz spezielles Interesse an Pia haben. Sie ahnt nicht, daß die mysteriösen Fremden in Wahrheit Vampire sind...

"Ein Vampir kommt selten allein" war ein impulsiver Buchkauf: ich guckte mir in der Bücherabteilung bei Real, oder vielleicht war es auch Kaufland, wie so oft beim Einkaufen wieder einmal die Bücher an, sah dieses hier, fand es interessant und kaufte es. So hatte ich vorher keine Rezensionen gelesen und ahnte nicht, was mich erwartet.

Was mich an dem Buch gereizt hat, war wohl der ungewöhnliche Handlungsort - man findet nicht alle Tage ein Vampirbuch, das in Island spielt - und die Tatsache, daß die Heldin scheinbar eine ganz normale Frau ist, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie ich befindet. Irgendwann braucht man ja mal eine Pause von den übersinnlich begabten Kick Ass-Heldinnen!

Ich hatte aber erst wenige Seiten gelesen, als mir klar wurde, daß man das Wort normal nicht in einem Satz mit dem Namen dieser "Heldin" verwenden sollte.

Das Buch beginnt damit, daß Pia auf einem isländischen Volksfest eine angeregte Unterhaltung mit einem 4jährigen Jungen führt und mit ihm tanzt, aber das muß ja noch nicht unbedingt heißen, daß sie eine Loserin ist - vielleicht ist sie einfach eine nette Person und mag Kinder. Und so kommt Pias wahrer Charakter erst ab Seite 13 zum Vorschein - bis dahin hatte ich jedoch im Laden nicht gelesen. Pia läßt sich nämlich von Denise, einem Mitglied ihrer Reisegruppe, in ein Gespräch verwickeln, obwohl sie Denise nicht leiden kann. Denise labert eine Menge Schwachsinn, aus dem hervorgeht, daß sie und Pia sowieso keinen Mann abkriegen werden, weil sie zu dick sind. Dafür braucht sie übrigens 5 Seiten! Inzwischen ist mir natürlich klargeworden, daß Pia tatsächlich eine Versagerin ist, denn warum sonst würde sie sich von dieser Denise, die sie eh nicht ausstehen kann, 5 Seiten lang erzählen lassen, daß sie scheiße aussieht und kein attraktiver Mann sich jemals für sie interessieren wird?

Es gäbe eine Menge Möglichkeiten, sich Denises und ihres verbalen Durchfalls zu entledigen: ein "hm...jaja..." wird heute gewöhnlich selbst von den begriffstutzigsten Leuten korrekt als "leck mich am Arsch" interpretiert. Pia hätte genausogut aufstehen und weggehen können. Oder vielleicht hätte eine Ausrede sie von Denises unerwünschtem Redeschwall befreien können: "Ich muß zurück ins Hotel, um meinen Fußnägeln beim Wachsen zuzusehen".

Nun tauchen allerdings zwei gutaussehende Männer auf, und unsere clevere Pia läßt sich auf eine Wette mit Denise ein: sie soll die Aufmerksamkeit der beiden Typen auf sich ziehen, und falls einer von beiden ihr hinterherschaut, hat Pia die Wette gewonnen. Falls nicht, behält Denise recht und es steht ein für allemal fest, daß Pia keinen Mann abkriegt.

Das Unterfangen stellt Pia leider vor nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten, denn offenbar wäre es zu einfach, an den beiden nur vorbeizugehen. Pia denkt also gefühlte zwei Tage lang über das Problem nach (tatsächlich sind es nur zwei Seiten) und beschließt, sich in einer Buchhandlung zu verstecken, bis Denise weggeht. Weil sie gerade schon mal da ist, kauft sie einige Bücher und verläßt, Selbstgespräche führend, das Geschäft.

Inzwischen ist Denise verschwunden, aber die Typen sind noch da. Nun steht Pias Ehre auf dem Spiel, und sie muß einfach auf die beiden Männer zugehen. Immer noch Schwachsinn vor sich hinbrabbelnd, wird sie prompt von einer Französin angerempelt und führt mit ihr noch eine kurze, aber angeregte Diskussion über Bücher, bevor sie weitergeht. Kaum ist sie damit fertig, suchen die beiden Männer das Weite, aber Denise taucht wieder auf, um unsere bedauernswerte Pia zu verhöhnen. Mittlerweile sind wir auf Seite 26, und Pia tut endlich das, was sie schon 13 Seiten eher hätte machen sollen: sie türmt.

Dummerweise verirrt sich unsere wackere Heldin auf dem Weg ins Hotel und stößt wieder mal mit jemandem zusammen. Diesmal ist es ein Isländer. Er hilft Pia, ihre heruntergefallenen Sachen aufzuheben, und dabei hat er plötzlich eine Art Mondsteinamulett in der Hand, von dem Pia vermutet, es sei aus einem der gerade gekauften Bücher gefallen.

Nun stellt sich der Mann als Mattias vor und ist fest davon überzeugt, daß Pia genau wie er selbst zu einer Sekte namens "Ilargi" gehört. Clever wie immer, läßt Pia sich auch gleich von ihm zu einer Kirche ziehen, in der offenbar die Ilargi ihren Kult ausüben. Nach einigem Geschwätz läßt man sie dort wissen, daß sie die "Zorya" sei, und sich mit dem "Sakristan" - das ist Mattias - vermählen müsse.

Einige Seiten dummen Gelabers später verfällt unsere Heldin endlich auf den Gedanken, daß es eine gute Idee sein könnte, sich aus dem Staub zu machen. Ohne ihre zunehmend nervenden Selbstgespräche zu unterbrechen, ergreift sie die Flucht. Natürlich wollten die Ilargi ihre Zorya nicht einfach so mir nichts, dir nichts entwischen lassen, und so nimmt Mattias die Verfolgung auf.

Pia wäre aber nicht Pia, wie der Leser sie jetzt schon 38 qualvolle Seiten lang ertragen mußte, wenn sie sich davon beirren ließe. Sie läuft ein wenig ziellos durch die Gegend - so lange, bis sie derart außer Atem ist, daß sie fast zwei Absätze lang keine Selbstgespräche führen kann. Dann versteckt sie sich ein paar Minuten lang unter einer Brücke und verliert keine Zeit, bis sie sich wieder in ein überflüssiges Gespräch verwickeln läßt. Diesmal quatscht sie mit den Geistern eines Paares, das offenbar in den 1920er Jahren dahingeschieden ist (was? Wenn es Vampire gibt, kann es auch Geister geben, oder?).

Die Geister haben nämlich entdeckt, daß Pia immer noch das Mondsteinamulett hat, und denken, daß sie sie zum Licht führen kann. Pia weiß zwar genausowenig wie ich, was zum Teufel diese beiden eigentlich von ihr wollen, aber das hält sie keineswegs davon ab, die verworrene Lage gründlich mit ihnen auszudiskutieren.

Mittlerweile ist auch unserer nicht gerade überreichlich mit Geistesgaben gesegneten Pia klar, daß mit dem Amulett etwas nicht stimmt, und tatsächlich: kaum haben die beiden Geister die Szene verlassen, wirft sie, mich mit weiteren sinnlosen Selbstgesprächen beglückend, ihre neuerworbenen Bücher nebst Amulett in den Mülleimer, weil sie keine Lust mehr hat, diese Dinge auf ihrem offenbar äußerst beschwerlichen Weg zurück ins Hotel mitzuschleppen. Nur ein einziges Selbstgespräch später fischt sie das Amulett aber wieder aus dem Mülleimer, weil sie meint, sie müsse den rechtmäßigen Besizer ausfindig machen.

An dieser Stelle hatte ich genug von Pia und ihren Selbstgesprächen und habe das Buch weggelegt.

Zum Abschluß dieses überlangen Berichts über ein grottenschlechtes Buch, das ich nicht gelesen habe, möchte ich einfach mal eine Frage in den Raum stellen: warum gibt es so viele haarsträubend dumme Romanheldinnen, besonders in "lustigen" Büchern? Warum denken Schriftsteller(innen) und Verlage, daß Dummheit amüsant und liebenswert ist? Die meisten Leute, die diese Bücher kaufen und lesen, sind doch auch nicht dumm! Mich machen Romanfiguren wie Pia aggressiv, und ein Katie MacAlister-Buch werde ich garantiert nie wieder anrühren.

Montag, 11. Januar 2010

Was ist eigentlich Schund?

Beim Stöbern in verschiedenen Blogs (dank Irinas umfassender Linkliste in ihrem Blog Bücher über alles) bin ich auf die Website Buchbestattung gestoßen und habe dort diesen interessanten Eintrag gefunden.

Da geht es um die Frage, ob das Lesen von Trivialliteratur oder Schund entschuldbar ist. Die Blogautorin meint eindeutig: nein, ist es nicht. Zumindest nicht für sie selbst.

Ich habe das zur Kenntnis genommen und die Website verlassen. Mir persönlich kommt außer Trivialliteratur nichts ins Haus, denn ich lese ausschließlich um unterhalten zu werden, und dieser sogenannte Schund unterhält mich eben am besten; aber jedem Tierchen sein Pläsierchen (Plaisirchen?), und irgendwer muß ja auch die Bücher von Literatur-Nobelpreisträgern kaufen.

Der Blogeintrag auf der Buchbestattung ist übrigens auf eine Reaktion auf einen Artikel aus dem hervorgeht, daß echte Literatur den Hunger nach Selbsterkenntnis stillt. Ich persönlich habe ja immer gedacht, daß Selbsterkenntnis sich bei mir einstellt, wenn ich in der Badewanne liege und kurz vorm Einschlafen über mein Leben nachsinne, aber das mag daran liegen, daß ich eine Nicht-Intellektuelle mit einem bedauerlichen Hang zum Lesen von Schund bin.

Einige Fragen bleiben für mich aber doch noch unbeantwortet:

Wer entscheidet eigentlich, ob ein Buch in die Kategorie "Schund" oder in die Kategorie "Literatur" gehört? Welche Kriterien muß es erfüllen, um in die letztere Kategorie zu gehören?

Der Autor des Die Welt-Artikels erwähnt "gestelzte Dialoge, dämliche Klischees, künstliche Spannungsverstärker usw" als Merkmale von Schund. Aber kann man das überhaupt objektiv beurteilen? Ich habe mal Dark Lover von J. R. Ward gelesen und fand neben den beknackten Namen der Vampire auch die Tatsache befremdlich, daß der Vampirkönig sich am Ende des Buchs in eine Art untotes Glücksbärchi verwandelte. Viele Leute lieben aber dieses Buch und alle seiner Nachfolger. Also kann ich nur sagen, daß ich selbst es mies finde. Das heißt aber doch nicht, daß alle anderen Menschen es auch mies finden müssen und ein schlechtes Gewissen haben sollten, wenn sie es lesen.

Im Buchbestattungs-Beitrag wird unter anderem angeführt, daß die Charaktere in der Trivialliteratur berechenbar sind und daß es zu viele Adjektive gibt. An der Stelle muß ich zugeben, daß die Charaktere in sogenannter qualitativ hochwertiger Literatur in der Tat häufig unberechenbar sind. Auf eine für mich äußerst unangenehme Art und Weise, weil sie sich eben in keinster Weise so verhalten, wie man das von lebendigen Menschen gewohnt ist. The Minister's Black Veil von Nathaniel Hawthorne oder auch Die Verwandlung von Franz Kafka sind da ausgezeichnete Beispiele: beide mußte ich als Schullektüre lesen, und beide habe ich so sehr gehaßt, wie man Bücher nur hassen kann. Bei der Sache mit den Adjektiven bin ich mir nicht so ganz sicher. Vielleicht sollte man sich mal ein Barbara Cartland-Buch schnappen, die Hälfte aller Adjektive daraus entfernen und Herrn Reich-Ranicki nötigen, es zu lesen. Er wird uns dann schon wissen lassen, ob es Literatur oder Schund ist.

Die wichtigere Frage ist aber eigentlich, warum man sich überhaupt für das Lesen von Schund oder Trivialliteratur entschuldigen sollte. Ich sehe einfach keinen Grund dafür. Ich lese gerne Liebesromane, Krimis und historische Romane. Andere lesen gerne Fantasy oder Science Fiction oder Heimat-Romanhefte oder eben "gehobene" Literatur. Na und? Wieso sollte die eine Lesevorliebe mehr wert sein als die andere?

Simone Neumann: Des Teufels Sanduhr

Westfalen im 30jährigen Krieg: Anna Pippel ist eine junge Frau, die mit ihrer schwerbehinderten Schwester auf einem Bauernhof lebt und arbeitet. Ihr Ehemann ist schon länger spurlos verschwunden, und als der Bauernhof geplündert und alle Bewohner außer Anna getötet werden, läuft sie davon und schließt sich dem Gefolge eines Heeres an. Sie findet Arbeit bei der Marketenderin Liese und schließt auch Freundschaft mit deren Bekannten, dem alten Geschichtenerzähler Hans Mergel und einer jungen Frau namens Therese. Doch neben dem Krieg, Hunger und Krankheiten droht dort noch eine weitere Gefahr: ein Mörder, der dem Heer zu folgen scheint...

Eine Geschichte, die im 30jährigen Krieg spielt, muß natürlich zwangsläufig düster und finster sein. Die Figuren leiden in nahezu jeder Szene des Buchs, vom Anfang bis zum Ende, unter dem Krieg, der allgegenwärtigen Gewalt, Hunger, Witterungsbedingungen und Krankheiten. So ist es kein Wunder, daß sich bei ihnen rasch ein gewisser Fatalismus einstellt bzw. bei Beginn der Handlung schon vorhanden ist. Niemand weiß schließlich, ob er selbst den nächsten Tag erleben wird. Da werden selbst übelste Gewalttaten gegen sich selbst und geliebte Menschen mit einem Gleichmut hingenommen, der heute unvorstellbar erscheint.

Trotzdem ist es ein außerordentlich spannendes und packendes Buch, vielleicht gerade deshalb, weil man die Orte der Handlung kennt oder zumindest schon von ihnen gehört hat, die Menschen und ihr Leben aber völlig anders sind als alle, die man kennt.

Die Beschreibung der Lebensumstände der Personen und ihre Wanderung von Westfalen nach Süddeutschland ist meistens viel spannender als die Frage, wer der Mörder ist. Sehr gelungen ist auch die Schilderung der Entwicklung Annas von einer etwas naiven, ängstlichen jungen Frau zu einer doch vergleichsweise selbstbewußten Person. Am Anfang des Buches kennt Anna kaum etwas von der Welt außer ihrem Heimatdorf. Sie kann weder lesen noch schreiben und hat keine Ahnung, worum es im Krieg überhaupt geht. Aber sie lernt schnell und ist alles andere als dumm.

Übrigens: das Buch hat sogar ein Happy End! Wer Details über den Ablauf des 30jährigens Kriegs wissen will oder erfahren möchte, wer wen warum aus dem Fenster geworfen hat, ist hier nicht ganz richtig, aber wer historische Romane - also fiktive Geschichten - mag, sollte durchaus mal einen Blick auf (oder in) Des Teufels Sanduhr werfen.

Samstag, 9. Januar 2010

Darauf hat die Welt gewartet

Endlich ist es da, und jeder kann es im 3 Pagen-Versand bestellen: das überflüssigste Produkt des Universums! Der Tischgebete-Toaster. Ich bin nicht oft sprachlos, aber jetzt bin ich's.

Sonntag, 3. Januar 2010

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 7: Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling

Wenn ich's mir recht überlege, ist dieses Buch noch viel bescheuerter als ich dachte. Rekapitulieren wir doch mal, was in den letzten paar Kapiteln geschehen ist: Luke hat Samantha in Bezug auf den Aufenthaltsort von Dervish und seine Gründe für das Ansteuern von Barbados angelogen. Samantha und ihr väterlicher Freund Joe waren knatschig und wollten Luke loswerden, bis er argumentierte, daß sie seine Hilfe im Kampf gegen Dervish gut gebrauchen könnten.

Was ist hier seltsam?

Na zum Beispiel die Tatsache, daß niemand auf die Idee kommt, daß Luke Samantha das Superhirn noch mal belügen und betrügen könnte, oder daß er vielleicht mit Dervish unter einer Decke steckt - die Geschichte, wie er sein Auge verloren hat, könnte schließlich auch erlogen sein.

Aber wie auch immer, man macht sich also auf den Weg nach Santa Placidia und Samantha verdrückt sich in ihre Kabine, um ihren Liebeskummer zu pflegen. Wenig später ist Santa Placidia erreicht und da liegt auch schon Dervishs Boot am Strand und ein paar zombiegleiche Piraten versuchen, es zu reparieren.

Samantha ist schwer bewaffnet, denn in ihrem Gürtel stecken eine Pistole und eine Donnerbüchse, die, der geneigte Leser befürchtet es bereits, aufgrund von Samanthas profunder Inkompetenz als Piratenanführerin völlig nutzlos sein werden.

Nachdem die Revenge vor Anker gegangen ist, geht Samantha mit Luke, Joe und einem weiteren Mannschaftsmitglied namens Willy von Bord. Sie stapfen auf die ersten beiden ungepflegt aussehenden Piraten zu, die ihnen begegnen, und fragen sie nach Dervish. Sehr listig, das. Vielleicht hat der gute Mann ja auch eine Sekretärin, mit der sie einen Termin vereinbaren können.

Zur großen Überraschung aller wird Samantha von den feindlichen Piraten nicht ernst genommen! Na sowas! Dabei war die Gleichberechtigung von Mann und Frau doch ein enorm wichtiges Thema für alle Piraten, die im 17. Jahrhundert die Karibik heimsuchten! Wirklich ganz und gar unfaßbar, und Samantha flippt aus. Nun erfahren unsere tapferen Helden, daß der gefürchtete Dervish unpäßlich ist.

Nachdem einigem Hin und Her werden Joe, Luke und Samantha jedoch ein Stück weit ins Landesinnere geführt wo - sorry Leute, es war auch für mich eine Enttäuschung - nicht etwa ein Hinterhalt auf sie wartet, sondern ein improvisiertes Feldhospital. Dervish hat nämlich, wie man hier im Ruhrgebiet sagen würde, ein appes Bein und sieht auch sonst nicht gerade wie das blühende Leben aus. Der arme Kerl leidet offenbar an Gelbsucht oder er hat den falschen Selbstbräuner erwischt: seine Hautfarbe erinnert jedenfalls an überreife Bananen.

Joe läßt Dervish wissen, daß sie gekommen sind, weil er Samanthas Familie getötet und ihr wehgetan hat. Alle Anwesenden lassen in einem Moment der gemeinschaftlichen Trauer ihre Köpfe hängen und versprechen, ihre Beute hinfort wohltätigen Organisationen zu spenden.

Okay, das letzte war nur erfunden. In Wirklichkeit läßt unsere von Besonnenheit und Intelligenz durchdrungene Samantha endlich mal wieder die Drama Queen raushängen (tut mir leid, aber dafür fällt mir einfach kein angemessenes deutsches Wort ein) und gibt mit ihrer Pistole einen Warnschuß ab. Scheißegal, daß die Piraten sie dreimal erstechen und zweimal vergewaltigen könnten, bevor sie diesen Vorderlader nachgeladen hat! Schließlich zählt die Geste.

Immerhin hat der Schuß Dervish vom Anblick von Samanthas Brüsten abgelenkt, und so hat sie seine nahezu ungeteilte Aufmerksamkeit, als sie die folgenden Worte an ihn richtet:

"You killed my parents, my sister, and our crew. You destroyed our ship. Then you turned your back and walked away. How can you be so cold?"

Ich bin sprachlos. Dervish aber nicht, denn er kann Samanthas Familie offenbar nicht so richtig einordnen und möchte erstmal wissen, ob er ihre Mutter und ihre Schwester vergewaltigt hat (weil er das nur gaaaanz selten getan hat??)

Samantha ist wütend und knurrt ihn an, aber Dervish, immerhin ein schwerkranker Mann mit einem appen Bein, hat die Konversation mit unserer Heldin gründlich satt und meint, sie solle endlich das tun, weswegen sie gekommen ist:

Dervish rolled his eyes. "Well, then, get on with it."

Ich kann ihn ja so gut verstehen. Nur leider fängt Samantha an zu zittern und bricht in Tränen aus, bevor sie die Pistole senkt und weglaufen will. Ich könnte auch heulen. Für dieses Buch mußten Bäume sterben!

Plötzlich aber hört Samantha einen Schuß und nachdem sie zu ihrem Erstaunen festgestellt hat, daß ihre nutzlose Person keine neuen Löcher hat, wo vorher keine waren, geht ihr auf, daß Luke Dervish erschossen hat.

So'n Scheiß! Samantha ist beleidigt. Sekunden später ist auch Luke beleidigt, denn Samantha hat ihn als Bastard beschimpft. Die einzigen, die nicht beleidigt sind, sind Dervishs Piratenkumpels, die das Ableben ihres Anführers mit Gelassenheit hinnehmen. Und so stapfen unsere tapferen Helden zurück zum Strand und gehen an Bord ihres Schiffs, um sich auf den Rückweg nach Barbados zu machen.

Was sie nicht wissen ist, daß irgendwo noch Oliver Grant, der Plantagenbesitzer lauert, um sein Schiff und Samantha wieder in seinen Besitz zu bringen. Was sie auch nicht wissen ist, daß ihm dafür wohl nicht mehr allzuviel Zeit bleibt, denn auch er wird's nicht mehr lange machen:

"The words died on his lips as a sharp slice of pain ripped from his chest and down his left arm to his fingers. Instinctively, he grabbed his elbow and pressed his arm to his chest. His eyes blurred with a pain as bright as lightning in a midnight sky."

Yep, noch ein Patient. Er bekommt bestimmt einen Herzinfarkt, sobald er sich Samantha nähert. Was lernen wir daraus? Samantha macht alle Männer krank.

Frohes Neues Jahr!


Hallo zusammen, ich wünsche allen etwas verspätet ein gutes und gesundes neues Jahr und mir, daß es hier in Dortmund in naher Zukunft (vorzugsweise innerhalb der nächsten 12 Stunden) zu einer deutlich spürbaren lokalen Erwärmung kommt!